Max Mosleys Plan war klar: die Formel 1 bringt Systeme zur Rückgewinnung von kinetischer Energie (KERS) und wird dadurch eine Vorreiter-Rolle für die Auto-Industrie spielen. Ganz so großartig wird es aber vielleicht doch nicht, zumindest wenn man den Worten von Toyota-Motorchef Luca Marmorini Glauben schenkt. "Die Anwendung von Energierückgewinnung hat mich eher erstaunt, denn das System, das die FIA gewählt hat, ist eher primitiv", sagte er in einem Interview mit Autosprint. In der Auto-Industrie gebe es bereits bessere Systeme, meinte er weiter.

Wie es sich für einen Mitarbeiter von Toyota gehört, fand er diese besseren Systeme vorwiegend in Toyotas, wie dem Prius. Auch der Supra HV-R, der die 24 Stunden von Tokachi gewonnen hat, habe ein ausgefeilteres System. "Das Potential von Hybrid-Motoren ist immens, aber die von der FIA gewählte Lösung beschränkt sich darauf, die Energie aus den Hinterrädern zu holen. Die Parameter sollten größer sein", betonte Marmorini. Um das zu verdeutlichen, brachte er auch ein Zahlen-Beispiel. "Sagen wir, der Supra, der in Tokachi fährt, holt 70 Prozent der verbrauchten Energie wieder zurück, dann holt das System der Formel lediglich 20 Prozent."

Was er als weiteres Problem sah, war, dass im Endeffekt wohl alle das gleiche System haben werden und es dadurch eher ein Anhängsel wird und nicht mehr eine große technische Herausforderung. Auch Auto-Designer Mauro Forghieri ist Marmorinis Meinung und steht der Formel 1 und ihrer Zukunft zunehmend kritisch gegenüber. "Der umweltfreundliche Weg der Energierückgewinnung und die Prozent an Bio-Benzin sind interessante Sachen, aber dieser Aspekt sollte radikaler eingebracht werden. Beispielsweise indem man eine Maximal-Menge an verfügbarer Energie festlegt und den Motor-Designern die volle Freiheit gibt, um die passendsten und einfallsreichsten technischen Lösungen zu finden", betonte Forghiere, ebenfalls gegenüber Autosprint.

Im Moment ist er aber eher traurig, wenn er auf die Formel 1 sieht. Denn um eine große Bandbreite an verschiedenen Motoren in einem Rennen zu erleben, müsse man in den Langstrecken-Sport blicken, so wie die 24 Stunden von Le Mans. "Die Formel 1 ist währenddessen motortechnisch wie die F3 geworden, nur schneller und unendlich teurer." Seit Einfrierung des Motoren-Reglements sei die Formel 1 deswegen auch uninteressant geworden, meinte Forghieri. "Ich schaue nicht einmal mehr Grands Prix. Nicht nur wegen des fehlenden Spektakels, sondern wegen der fehlenden technischen Aspekte", sagte er.

Der Aspekt der Motoren sei einfach weg, was ihn als Techniker, der immer neue Dinge ausprobiert hat, einfach nicht mehr anspreche, da alle Motoren die gleiche Architektur und Leistung hätten. "Im Namen der Sicherheit und Kostenreduktion hat jemand entschieden, dass die Motor-Forschung und -Entwicklung angehalten und eingefroren werden soll. Sind wir sicher, dass das der richtige Weg war?", fragte Forghieri. Er gab zu bedenken, dass solche Regeln in der Vergangenheit wohl viele technische Lösungen verhindert hätten, wie etwa den Turbo, pneumatische Ventile, Direkteinspritzung oder die Diesel-Direkteinspritzung Common Rail. "Heute sind die Motoren Beiwerk, die das Team kaufen, in das Auto geben und den Rest vergessen kann. Motoren sind wie Reifen oder Zündkerzen, nur Beiwerk, das eine gewisse Effizienz und Haltbarkeit garantieren muss, so wie es die Regeln vorschreiben."