Piquet. Der Name verpflichtet. Aber nicht nur der eigene Name, auch die ruhmreiche Vergangenheit des Teams und des Teamkollegen geben Nelson Piquet jnr vor seiner ersten F1-Saison eine Steilvorlage. Der Druck auf den Neuling wird an der Seite des Doppelweltmeisters, der im letzten Jahr von einem Rookie geschlagen wurde, nicht gering ausfallen. "Ich muss nichts beweisen", lässt ihn das kalt. "Ich will nur so viel lernen wie möglich, ob Fernando es mag oder nicht: ich werde von ihm lernen." Er werde bei den Briefings zuhören, Alonsos Kommentare aufsaugen und sehen, wie Alonso das Auto weiterentwickelt. "Es wird ein Lernjahr für mich. Ich muss meine Arbeit erledigen und so viel wie möglich lernen."

Eine Benachteiligung erwartet Piquet nicht. "Beide Autos sind exakt gleich", betont er. "In diesem Sport werden mehrere hundert Millionen Dollar investiert, da wäre es sinnlos, die Autos unterschiedlich zu machen." Dennoch forderte Alonso relativ offen eine Nummer 1-Position. Einen Konflikt strebt Piquet jedoch nicht an. "Es wäre schlimm, wenn ich gegen ihn kämpfen würde. Ich bin in einem Team, in dem Fernando den Titel gewonnen hat. Flavio liebt Fernando, weil sie sich schon so lange kennen und so viele Erfolge gemeinsam hatten. Es wäre also dumm, gegen sie zu kämpfen." Stattdessen wiederholt er sein Motto des Jahres: "Ich muss so viel wie möglich lernen - und wenn ich die Chance erhalte, ein Rennen zu gewinnen, muss ich zuschlagen."

Denn als Rennfahrer möchte er naturgemäß immer siegen. "Aber viel zu lernen und konstante Fortschritte zu machen, ist das Wichtigste in dieser Saison." Im Rennen möchte er so nah wie möglich an Alonso dran bleiben. Allerdings sieht er sich in einer anderen Situation als sein Vorgänger Heikki Kovalainen. "Vielleicht hatte Heikki etwas zu viel Druck", glaubt Piquet, "weil Fisi kein Fernando ist. Wenn ich hinter Fernando lande, ist das okay." Wenn ein Kovalainen hinter Fisichella landete, war das seiner Meinung nach wohl nicht der Fall.

Piquet will viel von seinem Teamkollegen lernen., Foto: Sutton
Piquet will viel von seinem Teamkollegen lernen., Foto: Sutton

Das große Gesamtbild kann auch Piquet noch nicht zusammenpuzzeln. "Das ist zum Jahresbeginn immer schwierig", weiß er. "Eins ist klar: Renault will nicht noch mal so eine Saison wie 2007. Dafür werden wir alles geben." Aber auch die Gegner, McLaren, Ferrari und BMW Sauber, haben sich über den Winter nicht ausgeruht. "Es wird ein harter Fight." Ebenso hart wie sein erstes F1-Rennen in wenigen Wochen in Melbourne. "Ich bin dort noch nie gefahren." Das erste Rennen auf einer unbekannten Strecke bereitet ihm schon die eine oder andere Sorge, besonders weil Renault keinen Simulator besitzt. "Aber ich werde es ruhig angehen, immerhin bin ich schon in der GP2 auf mir unbekannten Strecken gefahren."

Für sein GP-Debüt fühlt er sich jedenfalls bereit. "Wenn man mir letztes Jahr die Chance gegeben hätte, Rennen zu fahren, hätte ich ohne zu zögern zugeschlagen." Stattdessen fuhr er ein Jahr Tests. Das gleiche blüht ihm nun als Stammfahrer im Februar: "Das wird wohl der bislang wichtigste Monat meiner Karriere." Piquet muss Boxenstopps üben, sich mit dem Team und Auto vertraut machen und das Auto weiterentwickeln. Natürlich mit der Hilfe des Teams und seines erfahrenen Teamkollegen, doch der berühmte Nachname hilft ihm jetzt nicht mehr.

"Ich habe mir meinen Platz in der F1 selbst verdient", betont er. "Ich musste meine gesamte Karriere über mehr pushen, weil ich nicht nur wegen des Namens da sein wollte. Das war eine zusätzliche Motivation für mich." Der Name verpflichtet eben.