Flavio Briatore ist eine der schillernsten Figuren in der Formel 1 und Flavio Briatore hasst es, zu verlieren. Deswegen ist ihm die Saison 2007 auch ungut in Erinnerung geblieben. Besonderen Druck sieht er deswegen 2008 aber nicht. "In der Formel 1 geht es immer um Druck. Die Teams, die ihn am besten handhaben, sind jene, die erfolgreich sind, denn es gibt immer Druck, Leistung zu bringen", sagte der Renault-Teamchef bei der Präsentation des neuen Autos in Paris. Die Ziele hat er hoch angesetzt und sollte es wie im Vorjahr nicht gelingen, sie zu erreichen, dann will er raschest möglich die Probleme dafür finden und sie lösen.

Bislang hat er aber noch keinen Grund, zu glauben, dass es Probleme geben könnte. Die Ergebnisse der bisherigen Entwicklung nannte er positiv und er glaubt, dass Renault ein gutes Auto hat. Zudem weiß er, wie er sein Team einordnen muss. "Renault und Ferrari sind die einzigen Teams, die seit 2000 Weltmeisterschaften gewonnen haben. Das sagt alles. Wir hatten 2007 ein schlechtes Jahr, aber das war bei Ferrari 2005 so und bei McLaren 2006", stellte er fest. Dafür, dass es nicht wieder ein schlechtes Jahr gibt, wurde zumindest auf Infrastrukturseite gesorgt. In die Fabrik in Enstone wurde viel investiert, vor allem in das neue Zentrum für computerisierte Flussdynamik (CFD). "Das gibt uns die Stabilität, um nach vorne zu schauen. Das neue Auto ist ein Richtungswechsel für das Team und wir waren beim Konzept aggressiv", betonte Briatore.

Und auch auf Fahrerseite fühlt sich der Teamchef gut gerüstet. Mit Fernando Alonso ist quasi der verlorene Sohn heimgekehrt. "Wir wissen, was er bringen kann. Schon bei den Tests ist er wie ein anderer Mann - konzentriert, entspannt und glücklich", sagte Briatore. Den Enthusiasmus spüre man nun in jedem Bereich des Teams und Alonso selber arbeite härter als je zuvor. "Wir haben nun ihm gegenüber die Verantwortung, ihm das Auto zu geben, das er verdient."

Nelson Piquet soll vor allem lernen, Foto: Sutton
Nelson Piquet soll vor allem lernen, Foto: Sutton

Für Nelson Piquet Jr. schürte Briatore die Erwartungen nicht so hoch, auch wenn ihm klar war, dass von einem Piquet viel erwartet wird. "Nelsinho hat sein Cockpit aber durch Arbeit und nicht seinen Namen geholt. Wir haben in der GP2 gesehen, dass er auf hohem Niveau fahren kann und ich glaube, er ist ein aufregendes Talent. Er wird aber Zeit zum Wachsen brauchen. So wie Kovalainen 2007 werden wir ihm die geben." Wichtig ist es Briatore, dass beide Fahrer Spaß am Fahren haben. Probleme zwischen den Piloten erwartete er keine. Alonso sei erfahren und Doppelweltmeister, zudem habe er in dem Jahr bei McLaren viel an Reife gewonnen. Auch Piquet schätzt er zu klug ein, um so etwas zu tun, meinte er. "Er ist in einer tollen Position, um von Fernando zu lernen. Wenn Nelsinho in eine Position kommt, um zu gewinnen, dann ist das kein Problem. Es ist wichtig, dass wir zwei Fahrer haben, die Spaß haben, lachen und eine gute Zeit verbringen."

Die Konkurrenz für seine Fahrer erwartet der Teamchef allerdings zahlreich. So rechnet er damit, dass Ferrari und McLaren weiter stark sein werden, weil sie im Vorjahr bereits so großen Vorsprung hatten. "BMW sollte sich weiter verbessern, so wie sie das jedes Jahr getan haben. Andere Teams werden auch einen Schritt machen: vielleicht Red Bull, vielleicht Williams", meinte er. Sicher ist sich Briatore im Moment aber nur darüber, dass man bei Renault mit der eigenen Arbeit zufrieden ist - der Rest werde sich in Melbourne zeigen. Und ein Rückblick auf 2007 stimmte ihn noch zuversichtlicher. "Erinnert euch, 2007 sind wir in der WM mit einem schlechten Auto Dritter geworden, das wir ab Saisonmitte nicht mehr weiterentwickelt haben. 2008 haben wir ein gutes Auto - und einen Weltmeister als Fahrer. Die Situation sieht gut aus."

Sorgen wollte er sich jedenfalls keine machen, auch nicht darüber, dass Alonso das Team vielleicht wieder verlassen könnte. "Ich mache mir nie Sorgen in meinem Leben", meinte er. "Ich wäre ein Masochist, wenn ich darüber nachdenken würde, ob jemand am Saisonende gehen könnte", erklärte Briatore und fügte an, dass er lieber anderen Sorgen bereitet. Für ihn sei es einfach wichtig, gut mit den Fahrern umzugehen und deswegen ist es für Briatore auch wichtig, dass Spaß ein Teil des Jobs ist. Was der Teamchef auf jeden Fall nicht wollte, war über Alonsos Zeit bei McLaren zu sprechen. Diese Fragen wiegelte er konsequent ab.

Auch auf eine klare Regelung in Bezug auf Nummer 1 und 2 ließ er sich nicht festlegen. "Beide Fahrer werden zusammenarbeiten und dann werden wir sehen. Ein Punkt ist aber wichtig. Fernando war Weltmeister mit uns, bei den Fahrern und Konstrukteuren. Nelsinho ist die Zukunft. Er ist jung und hier, um zu lernen. Die Beziehung zwischen den Beiden ist gut und wir unterstützen beide auf gleiche Weise", sagte er. Alonso schien Briatore aber doch am Herzen zu liegen. So meinte er lachend, dass er bereits vor dem Rennen in Australien im Vorjahr mit dem Spanier über eine Rückkehr gesprochen habe.

Flavio Briatore traut Heikki Kovalainen bei McLaren einiges zu, Foto: Sutton
Flavio Briatore traut Heikki Kovalainen bei McLaren einiges zu, Foto: Sutton

Von den Qualitäten des Rückkehrers ist er aber so oder so überzeugt. Man hole erst 100 Prozent aus dem Auto heraus, wenn ein Fahrer wie Alonso damit fahre, betonte er. Doch auch in anderen Bereichen sei er wichtig. "Es geht nicht nur um das Limit des Autos, sondern auch die Richtung, die man damit will. Alonso hat großes Verständnis für das Auto. Nelshino ist beim Testen viele Kilometer gefahren. Die Kombination der beiden ist fantastisch und was Fernando bringt, ist wirklich die Motivation", erklärte er. Diese Qualität wollte er allerdings allen Spitzenfahrern zusprechen und nicht nur seinem Schützling.

Ein ehemaliger Schützling interessiert Briatore ebenfalls. Denn er war schon gespannt darauf, zu sehen, was Heikki Kovalainen gegen Lewis Hamilton ausrichten kann. "Lewis hat im Moment einen Vorteil. Er kennt das Auto, das System und das Team sehr gut. Ich bin mir sicher, dass sie Heikki auch unterstützen werden, weil am Ende braucht man zwei Autos und zwei Fahrer. Ich glaube, er wird ein guter Fahrer sein." Piquet habe er Kovalainen deswegen vorgezogen, weil der noch mehr von Alonso lernen kann. "Ich denke, es war für Heikki sehr gut, in ein anderes Team zu kommen und sich dort weiterzuentwickeln", sagte er.

Aber auch Briatore selbst wollte nach vorne schauen und die kommende Saison in sein geistiges Auge rücken. Dabei wäre ihm wichtig, in jedes Rennen mit der 50-prozentigen Chance auf einen Podest-Platz zu gehen. "Voriges Jahr waren Ferrari, McLaren und BMW weit vor uns. Auf dem Podest haben nur drei Fahrer Platz. Wenn wir also bei den ersten zwei oder drei Teams dabei wären, wäre das fantastisch für uns." Dass er davon überzeugt ist, dass erreichen zu können, merkte man Briatore an. Er sprach auch davon, dass es ihm nach wie vor Spaß mache, in der Formel 1 zu arbeiten und er sich glücklich schätze, im Sport zu sein. So lange er die Ergebnisse liefere, die die Leute von ihm erwarten, will er auch dort bleiben.