Es geschah in Runde 41. Fernando Alonso bremste Kurve 5 an, das Auto schwamm auf, er hatte keine Chance seinen McLaren abzufangen. Er drehte sich, schlug in der Mauer ein und war raus - aus dem Japan GP und für viele auch aus dem Titelrennen. "Das war einer dieser Aquaplaning-Momente, in denen man nichts mehr kontrollieren konnte", sagte er hinterher. Aus Sicht von Lewis Hamilton hätte nichts Besseres passieren können. Er fuhr einen sicheren Sieg ein, machte 10 Punkte auf seinen ärgsten Rivalen gut und lag zwei Rennen vor dem Ende mit 12 Zählern in Führung.

"Aber es ist noch nicht vorbei für Fernando", betonte Ron Dennis. "Wir werden beiden Fahrern weiter alle Möglichkeiten geben, den Titel zu gewinnen." Dennoch schien die alte Weisheit zu greifen, dass sich im Laufe einer Saison alles ausgleicht. Beim Chaosrennen am Nürburgring erwischte Hamilton einen schwarzen Sonntag, es war das bis Fuji einzige Rennen, bei dem er außerhalb der Punkte ins Ziel kam. "Dort habe ich 10 Punkte verloren, jetzt habe ich das Glück, sie zurückzugewinnen", sagte er.

Falsche Reifen

Los ging es hinter dem Safety Car - für 19 Runden. Langweilig war die Anfangsphase dadurch aber nicht. Schon auf dem Weg in die Startaufstellung rutschte Kimi Räikkönen von der Strecke. Den ersten Dreher nach dem Safety Car Start fabrizierte Felipe Massa - es sollte nicht der letzte bleiben, auch nicht für ihn. Allerdings beging Massa den Fehler, dass er sich nach dem Dreher wieder auf seiner Position einreihte und später eine Drive Through Strafe für Überholen in der SC-Phase kassierte.

Hamilton bezwang den Regen., Foto: Sutton
Hamilton bezwang den Regen., Foto: Sutton

Die Fehler der Ferrari-Piloten hatten einen Grund: beide waren auf Intermediates gestartet, während alle anderen auf Regenreifen setzten. Dieser Fauxpas sollte nach dem Rennen für erhitzte Gemüter sorgen. Denn die Rennleitung hatte allen Teams via E-Mail mitgeteilt, dass sie auf Regenreifen starten müssen - nur Ferrari beteuerte, dass man diese E-Mail erst nach Rennstart erhalten habe. Die Rennen von Räikkönen und Massa waren durch die frühen Boxenstopps frühzeitig beeinträchtigt, beide fielen ans Ende des Feldes zurück.

Driving in the rain

Nach 19. Runden hinter dem Safety Car gab es das erste Mal freie Fahrt. Vorne ging alles glatt: Hamilton führte vor Alonso. Dahinter knallte es das erste Mal: Jenson Button fuhr Nick Heidfeld in die Seite und verlor seinen Frontflügel. Nur wenige Sekunden danach dreht sich Alex Wurz in Massas Ferrari hinein und schied aus. Zu diesem Zeitpunkt fand sich Sebastian Vettel im Toro Rosso auf Platz 3 wieder.

Im Mittelfeld schickte sich Räikkönen an, eine Aufholjagd zu starten. Erst kassierte er Ralf Schumacher, dann Adrian Sutil. Massa machte es weniger gut und fuhr erneut neben die Strecke, als er Barrichello ausweichen musste. Auch Alonso rodelte in diesem Rennabschnitt durch die Auslaufzone. Wie Räikkönen gab auch Robert Kubica richtig Gas. Er überholte die beiden Renault und griff dann nach Hamilton. Dabei ging er allerdings zu optimistisch zu Werke, fuhr dem Briten seitlich ins Auto und kassierte eine Drive Through Strafe. "Ich habe im Spiegel nichts gesehen, das Visier war beschlagen; ich bin froh, ins Ziel gekommen zu sein", so Hamilton zu der Aktion. "Ich konnte Kubica nicht sehen und er ist mir reingefahren. Es war ein unnötiges Risiko, er hätte auf der Geraden kommen können." Nach dem Zusammenstoß plagten Hamilton bis zum Rennende Vibrationen.

Safety Car II

Nach Alonsos Unfall rückte das Safety Car zum zweiten Mal aus. Kurz bevor das Rennen wieder freigegeben werden sollte, entschieden sich die roten Bullen für eine weitere Verlängerung des Einsatzes von Bernd Mayländer. Sebastian Vettel fuhr Mark Webber ins Heck - der Red Bull lag auf Position 2, der Toro Rosso auf Position 3. Damit verlor jedes Red Bull-Team je einen möglichen Podestplatz. Webber kämpfte schon das gesamte Rennen mit einer Lebensmittelvergiftung und übergab sich sogar während des Grand Prix im Auto.

"Ich habe auf der rechten Seite nur mit einem Auge gesehen, dass Lewis ganz langsam wurde und habe mich gewundert und da bin ich schon auf Webber aufgefahren", bedauerte Vettel. Für ihn sollte die Aktion ein Nachspiel haben: die Rennkommissare sprachen eine Strafversetzung aus. In der Woche nach dem Rennen tauchte ein Fanvideo im Internet auf, das zeigte, dass Hamilton an der Spitze zu stark bremste. Vettels Strafe wurde in eine Ermahnung umgewandelt. Von einer Bestrafung Hamiltons, wie sie von einigen Fahrern gefordert wurde, sahen die Rennkommissare ab.

Zu gefährlich?

Regen zu Füßen des Mount Fuji., Foto: Sutton
Regen zu Füßen des Mount Fuji., Foto: Sutton

Neben Hamiltons Fahrweise hinter dem Safety Car beherrschte noch ein weiteres Thema die Woche nach dem Grand Prix. Hätte das Rennen bei diesen Bedingungen erst gar nicht gestartet werden dürfen? "Die Bedingungen heute waren extrem. Ich denke, man hätte das Rennen bei diesem Wetter gar nicht freigeben sollen", sagte Nick Heidfeld. Auch Nico Rosberg hätte gegen einen Abbruch nicht interveniert. "Ich finde nicht, dass das Rennen regulär war", sagte er. "Es war zu gefährlich. Für mich war es Unsinn, dass gefahren wurde." Gegenstimmen gab es nur wenige. "Die Bedingungen waren für alle kritisch", gestand Tonio Liuzzi, "aber wir sind Rennfahrer und unser Job ist es, Rennen zu fahren."