Motorsport ist ein Sport für echte Männer. Motoren heulen, Öl trieft und Heimwerker grunzen auf den Tribünen. Eindeutig kein Sport für Weicheier. "Vorne wird es immer enger", weiß Nico Rosberg. "Das sind keine Nasenbohrer." Deswegen soll immer öfter auf Straßenkursen gefahren werden, am liebsten im Schutze der Dunkelheit. In Singapur wird nachts gefahren, im Albert Park zu Melbourne gab es jetzt einen Beleuchtungstest. Australier sind eben echte Kerle, die auch ohne Verpflegung im Outback überleben können und an beinharten Webber Challenges in Tasmanien teilnehmen.

Gusseisenbrücken statt SAFER-Schutzwälle., Foto: Sutton
Gusseisenbrücken statt SAFER-Schutzwälle., Foto: Sutton

Auslaufzonen? Gibt's nicht. Das Flutlicht blendet? Lächerlich. Stromausfall? Na und? Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis würde das auch nicht aufhalten - sie sind schließlich keine Nasenbohrer. In Singapur wird nächstes Jahr bei Nacht über eine 100 Jahre alte Gusseisenbrücke gefahren - das klingt irgendwie nach... Sicherheitsrisiko? Höchstens für Nasenbohrer. Aber mit Rennhandschuhen fällt das Bohren eh schwer. Wobei: wozu überhaupt Handschuhe? Back to the roots: eine Fliegerbrille aufgesetzt, schwarze Fliege um den Hals gebunden und los geht´s. Das Monocoque und HANS können wir auch gleich weglassen: Motor, Getriebe, vier Räder dran - das passt. Dann bleibt auch keine Zeit zum Nasenbohren, die Hände werden zum Ziehen und Schieben benötigt.

Aber Halt: "Es ist beunruhigend, dass so viele Stadtkurse dazu kommen", sagte Nicht-Nasenbohrer Nico Rosberg bereits vor einigen Monaten. "Stadtkurse sind immer gefährlicher als normale Kurse; man hört ja von Brücken und Brunnen und so weiter. Wenn es dann regnet und man aufsteigt, geht man ganz schnell mit dem Auto baden." Das geht nicht. Ausgiebige Schaumbäder passen nun wirklich nicht ins Bild vom knallharten Actionhelden mit blutverschmiertem Unterhemd.

Viel besser passen die anvisierten (wahrscheinlich wortwörtlich) neuen Austragungsorte ins Bild - nein, nicht Valencia, Indien, Singapur und Korea. Statt ins von Kühen bevölkerte Magny Cours soll es angeblich nach Versailles gehen - das weckt Erinnerungen an den Geschichtsunterricht. Das Camp de Satory war eine der größten Militärbasen Frankreichs, deren östliche Seite noch immer genutzt wird. Im Norden soll auf einem früheren Panzertestbereich eine GP-Strecke entstehen. Ein Paradies für echte Kerle: Panzer und schnelle Autos. Ganz und gar nichts für Nasenbohrer.

Die Jets rücken aus., Foto: www.abudhabigp.com
Die Jets rücken aus., Foto: www.abudhabigp.com

Schon im April wollte ein gewisser Oliver Speight für die Firma Spectre die Rennstrecke in Silverstone kaufen. Spectre? Bei Kennern der James Bond Filme läuten sofort die Alarmglocken: Ist das nicht jene Terrororganisation, mit der sich 007 immer herumplagt? Was planen Dr. No und Ernst Stavro Blofeld? Steht Speight den ganzen Tag vor einer riesigen Weltkarte und steckt rote Fähnchen hinein? Die Tatsache, dass Silverstone auf einem alten Militärflughafen errichtet wurde, lässt einige Fragen offen. Wer weiß, welche unterirdischen Bunkeranlagen und Raketensilos dort versteckt sind? Damon Hill ließ vorsichtshalber die Finger von dem Angebot und will Silverstone weiter im Besitz des British Racing Drivers Club behalten. Kurz: BRDC - das klingt nicht minder geheimnisvoll...

Silverstone mit Bondbösewichtern, Frankreich mit Panzern - die F1 rüstet auf, die Gusseisenbrücken sind das perfekte Ziel. Dann kann es Panzerführer Sutil richtig krachen lassen. "Wenn ich vorne mitmischen würde, würde es da öfter krachen", hat er ja schon angekündigt. Entschuldigungen an die FIA, Ferrari und die ganze F1-Welt kommen gar nicht in die Tüte. Die Spione werden schon sehen, was sie davon haben. Motorsport ist eben kein Sport für Nasenbohrer.