Die Formel 1 verläuft in Wellenbewegungen. Mal ist das eine Team gut, dann das andere. Mal nimmt der eine Fahrer eine Auszeit, mal der andere. Doch nicht nur das Kräfteverhältnis der Königsklasse schwankt über die Jahre von der vollkommenen Dominanz zur rasanten Talfahrt. Auch die Lieblinge der viel beschäftigten Gerüchteköche rotieren in Windeseile. Eben war der eine noch absolut in, schon ist er längst vergessen und wurde durch den nächsten ersetzt.

Sein Team, sein Auto, sein Motorhome - okay, nicht mehr…, Foto: Sutton
Sein Team, sein Auto, sein Motorhome - okay, nicht mehr…, Foto: Sutton

Die Zukunft von Ralf Schumacher war über weite Teile der Saison das große Thema der deutschen Presselandschaft, jetzt ist es eher eines von vielen weniger beachteten Einzelschicksalen. Wobei: ganz so alleine steht Ralf bei Force India nicht da - immerhin sind noch mindestens sechs weitere Fahrer am Posten des Teamkollegen von Adrian Sutil interessiert. Einer davon ist Giancarlo Fisichella, der als selbst ernannter Titelfavorit in die Saison 2007 startete und als einer von sieben Anwärtern auf ein Cockpit beim Schlusslicht in den Winter geht. Die leichte Kritik von Papa Bernie scheint also nicht ganz unberechtigt, brachte Fisico jedoch auf die Palme - wenn sich dieser verbale Konter nicht noch negativ auswirkt. Schließlich spricht man mit seinem Vater nicht so.

Das Paradebeispiel für die Wellen im Suppentopf der Gerüchteköche ist jedoch ein anderer. McLaren Mercedes ist für ihn schon lange out, danach war Renault eine lange Zeit in, bis die Roten Bullen für einige Zeit ins Rampenlicht gedrängt wurden - sie waren gemäß ihrer Philosophie das in-Team schlechthin; nur Toyota hielt sich immer brav im Hintergrund, war weder ganz in noch ganz out. Seit dieser Woche wurde Red Bull von Honda als die in-Location überhaupt abgelöst.

Alonso soll sogar schon eine Fabrikführung mit dem neuen Teamboss Ross Brawn bekommen haben. Das will einer jener Insider gesehen haben, die mit Vorliebe als "Quellen", so genannte ungenannte "sources", als Zutatenlieferanten für die vielen Sterneköche der Gerüchteküche dienen. Manchmal leiden die Insider jedoch unter der schlechten Sicht aus ihren Verstecken: Honda dementierte einen gemeinsamen Fabrikspaziergang von Alonso mit Brawn.

Nur zu Besuch: Fernando, Ross, Elvis und Nessie wurden hier gesichtet..., Foto: BAT
Nur zu Besuch: Fernando, Ross, Elvis und Nessie wurden hier gesichtet..., Foto: BAT

Seit seinem offiziellen Amtsantritt am Montag musste Brawn noch mehr laufen; neue Leute, neue Räumlichkeiten, neue Schwesterteams kennen lernen. Denn Brawn wurde auch bei Super Aguri gesichtet, dort soll er Rubens Barrichello seinen neuen Zwangsarbeitsplatz schmackhaft gemacht haben, weil dieser ja für Alonso Platz machen müsste - sonst wäre die erste Führung ja reine Zeitverschwendung gewesen. Aber die hat ja offiziellen Quellen zu Folge gar nicht stattgefunden... oder fanden sie gar zeitgleich statt in Brackley und in Leafield? Hat Ross einen Klon? Kann er an zwei Orten gleichzeitig sein? Michael Schumacher würde es ihm wahrscheinlich zutrauen. "Ross ist, wie wir in Deutschland sagen, ein echtes Superhirn", lobte der Siebenfachchampion in Barcelona - wenn auch in keinerlei Zusammenhang mit Teleportationsfähigkeiten seines alten Weggefährten. Statt mit Barrichello soll der Ex-Ferrari-Technikchef übrigens mit einem ungenannten, aber normalen Mitarbeiter bei Super Aguri herumgelaufen sein.

Nach einem Seuchenjahr kann Honda die Aufmerksamkeit gut gebrauchen, nur daran gewöhnen sollte man sich nicht. Wer diese Woche in war, kann schon später an diesem Tag wieder out sein. Aber keine Angst: bis zum Jahresende ist noch genug Zeit, um allen Teams für einige Tage einen Platz an der Spitze der in-Skala zu verschaffen - sogar dem zwölften von David Richards, das gar nicht an den Start gehen wird. Das heißt ja noch lange nicht, dass man nicht trotzdem mal in sein darf.