Sie ist schon steinalt und sie musste im letzten Jahr generalüberholt werden. Und doch kann ihr keiner das Wasser reichen. Da können noch so viele Disney-Worlds mit Super-Mega-Loopingbahnen gebaut werden. Die Ardennen-Achterbahn bleibt der ultimative Thrill für jeden aufrichtigen Hedonisten. Und auch wenn fünf Deutsche und ein Österreicher nicht zum Spaß in den belgischen Vergnügungspark Spa gekommen waren, so wollte man doch die Mutprobe auf sich nehmen und stürzte sich in den sieben Kilometer langen Höllenritt.

Adrian ging es heute noch ein bisschen zu schnell. Fand er aber nicht schlimm., Foto: Sutton
Adrian ging es heute noch ein bisschen zu schnell. Fand er aber nicht schlimm., Foto: Sutton

Der erste, der sein Herz in beide Hände nahm, war Adrian Sutil. Extra für die Berg- und Talbahn hatte er sich ein neues Wägelchen anfertigen lassen, das auch für die ganz großen Karussels geeignet ist. Doch mit so viel Speed hatte auch er nicht gerechnet. "Die B-Version hat uns hier einen Fortschritt beschert. Wir waren schneller auf den Geraden und haben mehr Downforce in den schnellen Kurven", sagte Adrian fachmännisch. "Doch im entscheidenden Moment wurde ihm das ganze dann doch etwas zu schnell. Er verbremste sich und stieg lieber schon nach einer Runde wieder aus. "Trotzdem kann ich mit einer starken Qualifyingperformance zufrieden sein", fand er.

Nach Adrian Sutil versuchte sich Sebastian Vettel. Er hatte sich fest vorgenommen, die erste Runde auf der Ardennen-Achterbahn wie ein Mann durchzuhalten. Das war ihm schon vor einer Woche in Monza geglückt. Ein Karussel, dass zwar sehr schnell ist, aber keinen Looping bereithät. Spa war jedoch noch eine Nummer zu groß für den Kleinen: "Ich habe das Heck auf der langen Gegengeraden verloren, das hat mich ziemlich viel Zeit gekostet." Trotzdem hätte er beinahe noch einmal mitfahren dürfen. Doch der strenge Jahrmarktsbesitzer hatte es gesehen und holte Sebastian, kurz bevor sich die Bahn in Bewegung setzte, wieder aus dem Wagen. "Es ist schade, dass ich es wegen ein paar Tausendsteln nicht ins Q2 geschafft habe", klagte er und ging zum Zuckerwattenstand.

Einiges vorgenommen hatte sich Alex Wurz. Eigentlich ein alter Kirmes-Haase, wurde ihm über Jahre verboten, die ganz großen Karussels zu fahren. In dieser Zeit haben sich einige neue Platzhirsche in seinem Revier breit gemacht. Seinen Stammplatz vor dem Autoscooter hatte nun ein gewisser Nico inne, der zu allem Überfluss wirklich in jede Adrenalinpumpe ohne den leisesten Anflug von Nervosität stieg. Dieses Mal wollte Alex es ihm gleichtun, doch er hatte Pech und erwischte den miesesten Wagen von ganz Belgien. Zwar konnte er dank seiner Erfahrung eine Runde lang mithalten, doch dann sah er nur noch Nicos Rücklichter. "Mir hat vor allem der Topspeed gefehlt. Auf der Geraden habe ich fast sieben Zehntel auf Nico verloren. Da hat man keine Chance", ärgerte sich Alex.

Nick wirkte nicht so cool wie sonst., Foto: Sutton
Nick wirkte nicht so cool wie sonst., Foto: Sutton

Mit zunehmendem Alter nimmt die Risikobereitschaft ab. Das merkt auch Ralf Schumacher. So steigt er heutzutage lieber nach einer Runde aus, wenn er merkt das was nicht stimmt, wo er früher drei Runden lang durchgehalten hätte. Heute hielt sich Ralf immerhin zwei Runden lang auf der Bahn. Ein drittes Mal hätte nur ein unnötiges Risiko von Schwindelanfällen bedeutet. Als Elfter kann er jetzt vollkomen schwindelfrei seine gesamte Denkkapazität für die Wahl der richtigen Strategie einsetzen. "Der Platz ist mir sogar lieber, da ich mir meine Strategie aussuchen kann", betont Ralf Schumacher; einfach clever, der Typ.

Absolut furchtlos hat Nick Heidfeld in diesem Jahr jedes Karussel gemeistert. Da wollte er sich natürlich auch auf dem Rollercoster in Spa nicht lumpen lassen. Wie immer schaffte er auch hier drei Runden hintereinander. Doch so locker wie sonst kam Nick dieses Mal nicht rüber. Das gab Abzüge in der B-Note und bedeutete letztlich nur Platz sechs. "Ich habe dieses Jahr schon einige bessere Qualifyingrunden gezeigt", gestand er. "Entscheid ist aber, dass wir morgen nach vorne kommen - der Sprit ist dabei das Entscheidende." Denn davon hat er mehr intus als Nico, hofft er.

Denn der Nico hat heute nicht nur dem Alex einen gegeigt. Er machte so einen coolen Eindruck, dass sich heute alle einig waren: Keiner der fünf Deutschen und des Österreichers hatte in der Ardennen-Achterbahn heute mehr Mut als er. "Das ist super, echt klasse. Wir haben nicht erwartet, dass wir so weit vorne stehen würden. Wir sind selbst überrascht, dass es so gut gelaufen ist. Das ist eine super Ausgangssituation für morgen", fand Nico. Denn morgen geht es zur großen Kür gleich noch einmal auf den Höllenritt. 44 Mal nacheinander wollen die sechs dann die Mutprobe bestehen. Nico Rosberg macht sich keine Sorgen, dass er da aus der Ruhe kommt. "Wir können auf jeden Fall wieder best of the rest werden", glaubt er. Seinen Stammplatz am Autoscooter will er so schnell nicht wieder hergeben.