Der Ungarn GP war nichts im Vergleich zum Chaosrennen auf dem Nürburgring; ohne Regen passiert am Hungaroring eben nichts. Dafür war drumherum einiges los. In der F1 dreht sich momentan alles um Spionage, Alonso, Hamilton und McLaren - es scheint kein Ende zu nehmen. Am Anfang war diese Art der Aufmerksamkeit sicher gar nicht mal so schlecht für den Sport. Denn wie heißt es so schön? Schlechte Presse ist immer noch besser als gar keine Presse. Man bekommt mit, dass es die F1 noch gibt, dass etwas los ist, aber es darf nicht zu lange dauern, so dass man es nicht mehr ernst nimmt. Es muss jetzt schleunigst ein Schlussstrich unter all die Affären gezogen werden.

Denn sportlich erleben wir die beste Saison seit Jahren. Natürlich wird dieses Attribut gerne und schnell vergeben, doch 2007 trifft es wirklich zu. Die Ausgeglichenheit der beiden Top-Teams und dahinter im superengen Mittelfeld ist enorm. Vorne gibt es nicht nur einen Zweikampf um den WM-Titel, sondern einen Vierkampf. Vier Piloten und zwei Teams können Rennen sowie den Titel gewinnen. Das macht die Rennen und die WM spannender, allein deswegen, weil nicht immer der gleiche oder die gleichen zwei Fahrer ganz vorne stehen, wie das in den letzten Jahren der Fall war.

Hinzukommen die großen Schwankungen im Kräfteverhältnis zwischen den beiden Topteams. Erst war Ferrari vorne, dann McLaren, dann wieder Ferrari und in Ungarn hatte wieder McLaren die Oberhand. Es kommt immer darauf an, wie die Autos und Reifen zu der jeweiligen Strecke passen. Die Performance-Schwankungen fallen meistens extrem groß aus. Es wechselt nicht nur der Sieger, dieser ist plötzlich auch sehr viel schneller als der andere, der beim Rennen zuvor noch dominiert hatte.

Vergesst den Wahn, die Saison 2007 bietet genug Spannung., Foto: Sutton
Vergesst den Wahn, die Saison 2007 bietet genug Spannung., Foto: Sutton

Aber die Saison 2007 hatte bislang noch viel mehr zu bieten. Eines der Highlights war der Nürburgring mit all dem Chaos und dem tragischen Helden Markus Winkelhock. Die Überraschung des Jahres ist ein Rookie. Auch wenn man sich mittlerweile schon daran gewöhnt hat: Lewis Hamilton führt als Neuling die WM an. Das ist auch nach 11 Rennen und 10 Podestplätzen immer noch eine Sensation.

Das kann man auch über den deutschen Anteil am F1-Fahrerfeld sagen. Mittlerweile stellt Deutschland fünf Stammfahrer, für ein Rennen war mit Markus Winkelhock sogar noch ein weiterer im Einsatz. Das Beste daran: alle sind für ihre Verhältnisse gut dabei. Von Adrian Sutil kann man in seinem ersten Jahr in einem Spyker nicht mehr verlangen. Er hatte alle seine Teamkollegen deutlich im Griff, macht noch den einen oder anderen Fehler, ist ansonsten aber voll im Soll. Auch Sebastian Vettel hat seine ersten beiden Rennen gut gemeistert, gerade das schwierige erste Wochenende für Toro Rosso in Ungarn lässt auf mehr hoffen.

Nico Rosberg leidet etwas unter den Zuverlässigkeitsproblemen seines Williams Teams, aber wenn er durchkommt, ist er je nach Strecke ein heißer Punktekandidat. Das sind mittlerweile auch Ralf Schumacher und Toyota, die zuletzt einen klaren Aufwärtstrend zeigten. Bei all der Kritik nach den ersten Saisonrennen darf man eben nicht vergessen: Ralf ist kein schlechter Rennfahrer, er hat schon Rennen gewonnen und für ihn kam in dieser Saison einiges zusammen. Das Auto und die reifen lagen ihm zunächst nicht und der Toyota war an sich kein Superauto. Das ist der BMW auch noch nicht, aber er ist auf dem Weg dorthin. Nick Heidfeld stand schon auf dem Podium, hat vielleicht noch die Chance auf einen Sieg und lieferte sich einige packende Duelle mit Fernando Alonso. Dieses Leben davor sollte die Spionage- und Qualifying-Affären schnell verdrängen. Einer scheint durch die spannende Saison schon leicht in Vergessenheit geraten zu sein: Es gibt ein F1-Leben nach Michael Schumacher.