Kaum jemand hatte in dieser Saison bisher so viel Pech wie Nico Rosberg. Der junge Deutsche hat seinen Teamkollegen Alexander Wurz eigentlich klar im Griff. Die Qualifying-Bilanz von 10:1 spricht eine deutliche Sprache. Doch technische Defekte im Rennen führten dazu, dass Rosberg seinen Speed kaum in Zählbares umwandeln konnte. Der siebte Platz in Ungarn bedeutete erst die Punkte sechs und sieben für den Williams-Piloten, während Wurz schon 13 Zähler auf seinem Konto verbuchen konnte.

Nico Rosberg ist einer der Gewinner des Saison., Foto: Sutton
Nico Rosberg ist einer der Gewinner des Saison., Foto: Sutton

Und doch kann sich Nico Rosberg als einer der Gewinner der Saison fühlen. Denn seine konstant gute Performance ist sowohl dem Team als auch der Fachwelt nicht verborgen geblieben. Zwar seien die Williams-Bosse Frank Williams und Patrick Head "nicht gerade Menschen, die in Jubelstürme ausbrechen, wenn du das Maximale rausgeholt hast. Aber du spürst, wie der Respekt im Team immer größer wird", erzählte Rosberg im Interview mit der Sportbild

Dennoch - während Rosbergs alter Bekannter aus den Nachwuchsserien Lewis Hamilton im stärksten Auto des Feldes gerade auf dem Weg zum Superstar ist, muss Rosberg im Williams im engen Mittelfeld um die letzten Punkteränge kämpfen. Natürlich mache man sich da Gedanken, so Rosberg. "Ich bin mit ihm zusammen Kart gefahren, und wir waren auf gleichem Niveau. Und wir beide haben auch die GP2-Meisterschaft gewonnen."

Doch eine Änderung der Situation kann für Rosberg mittelfristig nur ein Teamwechsel sein. Denn auch wenn Williams im Vergleich zur letzten Saison wieder etwas stärker geworden ist - mit dem Budget, dass das Privatteam derzeit zur Verfügung hat, wird es schwierig in den nächsten Jahren in die Phalanx der Topteams zurückzukehren.

Und auch für Frank Williams könnte sich ein Wechsel von Rosberg zu einem großen Team mit dem nötigen Kleingeld lohnen. Zwar betont der Teamchef bei jeder Gelegenheit, dass Nico Rosberg Lewis Hamilton in nichts nachsteht und unverkäuflich ist, aber es ist durchaus denkbar, dass man bei Williams damit insgeheim den Preis für den vertraglich gebundenen Rosberg in die Höhe treiben will.

Technische Defekte wie hier in Indianapolis warfen Nico Rosberg immer wieder zurück., Foto: Sutton
Technische Defekte wie hier in Indianapolis warfen Nico Rosberg immer wieder zurück., Foto: Sutton

Zumal der englische Traditions-Rennstall Alternativen in der Hinterhand hat. So gilt der talentierte Renault-Erstatzfahrer Nelsinho Piquet als heißer Anwärter auf ein Williams-Cockpit, ebenso wie Williams-Testfahrer Kazuki Nakajima, der derzeit in der Nachwuchsserie GP2 konstant starke Leistungen zeigt. Bei Nakajima kommt hinzu, dass er von Motoren-Partner Toyota protegiert wird. Und auch Noch-Toro-Rosso-Pilot Vitantonio wird mit Williams Verbindung gebracht.

Allerdings will Nico Rosberg vorerst bei seinem Team bleiben, selbst wenn Frank Williams ein Angebot bekommen würde, bei dem er nicht Nein sagen kann. "Er muss, wenn ich nicht will. Er kann mich nicht einfach irgendwo hinschieben. Das ist am Ende immer noch meine Entscheidung", stellt Rosberg klar. Denn vorerst möchte er das Team weiter nach vorne bringen, mit dem schon sein Vater in den 80er-Jahren Weltmeister wurde.

"Klar wäre es schön, ganz vorne zu fahren und aus eigener Kraft die Fähigkeit zu haben, Rennen zu gewinnen", sagt Rosberg. "Aber das ist im Moment nicht drin. Ich muss das akzeptieren und alles dafür tun, bald in ähnlicher Position sein zu können wie Lewis." Und dass dieser Tag früher oder später kommen wird, daran zweifelt eigentlich niemand.