Jarno, solche Rennen sehen wir nicht oft, oder?
Jarno Trulli: Nein, zum Glück! Es war auf jeden Fall ein dramatisches Rennen. In solchen Situationen können die Dinge zu deinem Vorteil oder zu deinem Nachteil sein. Ich war dieses Mal immer zur falschen Zeit am falschen Ort.

Ein Fahrer, der aus der letzen Reihe startet führt bei seinem ersten Grand Prix in der vierten Runde um 33 Sekunden – zeigt das, was unter solchen Bedingungen passieren kann?
Jarno Trulli: Ich glaube, die Größe des Risikos, das man eingeht, hängt davon ab, wie viel man zu verlieren hat. Wer in der vorderen Hälfte der Startaufstellung steht, guckt meistens, was die anderen machen. Und am Nürburgring hatte der Regen noch nicht angefangen, also starteten alle mit Trockenreifen. Wir wussten, dass es regnen sollte, aber auf einer trockenen Strecke kann man die Regenreifen schnell zerstören. Für Markus Winkelhock war es das Risiko indessen wert und als es plötzlich zu regnen begann, war er als einziger im Vorteil. Sein Pech war aber auch, dass es so heftig regnete, dass viele Wagen ins Kiesbett rutschten und das Rennen unterbrochen wurde. Das war auch für mich Pech.

Wie spielten sich die Dinge für dich ab?
Jarno Trulli: Von Position acht am Start hatte ich eine starke erste Runde und war auf Platz fünf aufgerückt. Man weiß nie, was das Wetter macht, und das war das Problem. Ich war einer von nur sieben Fahrern, die nicht gleich nach der ersten Runde auf Regenreifen wechselten. Man weiß nie, ob es ein leichter Schauer wird oder stärker regnet. Dieses Mal hat es viel geregnet und die zweite Runde auf Trockenreifen war sehr, sehr schwer. Ich konnte nur versuchen, das Auto auf der Fahrbahn zu halten. Das hat mich recht viel Zeit gekostet und als ich aus der Box kam, fing es so heftig an zu regnen, dass die Extremwetterreifen für die nächste Runde am besten waren und ich gleich wieder an die Box fuhr. Das hat mich noch mehr Zeit gekostet, aber ich hätte nicht zu schlecht dagestanden, weil die meisten Autos zu diesem Zeitpunkt mit den Bridgestone Potenza Regenreifen fuhren, statt mit den Extremwetterreifen. Doch als in der ersten Kurve so viele Autos von der Strecke rutschten, wurde das Rennen leider unterbrochen und ich hatte durch meine beiden Stopps viel Zeit verloren. Beim Restart bedeutete das für mich, das nur noch zwei Wagen hinter mir waren. Als ich nach dem Restart zum Reifenwechsel an die Box ging, hatten wir dort noch ein Panne. Die Kombination der Umstände war einfach so, dass ich schließlich zu weit abgeschlagen war, um wieder weit nach vorne zu kommen. Schade, denn an den Vortagen hatten wir eine gute Leistung gezeigt.

Auf dem Hungaroring erwartet Jarno Trulli ein ganz anderes Rennen., Foto: Sutton
Auf dem Hungaroring erwartet Jarno Trulli ein ganz anderes Rennen., Foto: Sutton

Wie ging es im Qualifying?
Jarno Trulli: Es war okay und Ralf und ich haben einen guten Job gemacht, indem wir uns für die Startplätze acht und neun qualifizierten. Wären wir nur eine Zehntelsekunde schneller gewesen, wären wir auf sechs und sieben gekommen. Es ist sehr knapp, aber wir müssen noch daran arbeiten, die führenden Teams einzuholen.

Ist Toyotas Leistung jetzt besser als am Anfang des Jahres?
Jarno Trulli: Ich glaube, dass wir in letzter Zeit besser geworden sind, allgemein deshalb, weil die Strecken, auf denen wir gefahren sind, genau die richtige Menge Abtrieb für den TF107 bieten.

Hat die rote Flagge nach Lewis Hamiltons Unfall Q3 schwieriger gemacht?
Jarno Trulli: Als Fahrer möchte man nie einen Unfall sehen, aber als klar wurde, dass Lewis unverletzt war, blieb nur noch die Frage, wie man die Unterbrechung am besten nutzt und auf eine gute Position kommt. Man muss sich geistig neu einstellen.

Wie zuversichtlich schaust du in die Zukunft?
Jarno Trulli: Ich habe Vertrauen in das Auto und ins Team. Das Rennen am Nürburgring war natürlich nicht normal, aber ich glaube immer daran, dass ich Punkte holen kann. Das Auto war in Deutschland recht gut auf den langen Geraden und ich war auf jeden Fall zufriedener als in Silverstone. Das nächste Rennen ist in Ungarn, was ein völlig anderes Setup bedeutet. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist niedrig und wir werden viel Abtrieb benötigen. Das sind neue Faktoren und wir müssen abwarten, wie sie sich auf unsere Leistung auswirken.