Joey Chestnut ist ein wahrer Sportler und ein amerikanischer Held. Denn er hat den Weltmeister-Titel im Hot-Dog-Essen wieder zurück in die USA geholt. 66 Stück hat er in 12 Minuten verdrückt und damit Titelverteidiger Takeru Kobayashi - unseres Wissens nicht verwandt mit dem Formel 3 Piloten Kamui Kobayashi - entthront. Der konnte nur lahme 63 Hot Dogs runterwürgen. Leicht verdaulich war das ganze aber wohl so oder so nicht. Doch die Herren würden wahrscheinlich wirklich Tränen in den Augen bekommen, wenn sie die englische Küche ausprobieren müssten. Da kann ein Besuch bei McDonald's auch schon zum kulinarischen Highlight einer Reise werden.

Kein Wunder also, dass vier Deutschen und einem Österreicher auch einige Dinge mehr oder weniger schwer im Magen lagen, als sie in Silverstone um die besten Startplätze fuhren. So meinte etwa Nick Heidfeld nach seinem nicht unbedingt Magen schonenden neunten Platz: "Ich bin in den Top10, hätte aber erwartet, dass wir weiter vorne sind. Es geht im Rennen sicher noch nach vorne, meine Balance war nicht so schlecht, aber hinten raus hatte ich etwas mit den Reifen zu kämpfen." Hinten raus ist es mit schwerem Essen meist nicht so einfach. Vor allem wenn es hinten raus nicht schnell genug läuft, kann das zu weiteren unangenehmen Folgen führen.

Deswegen zu einem, bei dem es allgemein rund lief. Er entdeckte quasi das einzige Feinschmecker-Lokal mit internationalen Köstlichkeiten in ganz Großbritannien. "Hier heute Sechster zu sein, ist sicher ein Grund, sich zu freuen. Ich hoffe, dass wir es morgen umsetzen, egal ob vor oder hinter meinem Teamkollegen", erklärte Ralf Schumacher, nachdem es für ihn gelaufen war, als hätte er zuvor ein zartes Hüftsteak mit jungem Spargel zu sich genommen. Diesmal war es für ihn einfach ein Genuss.

Bei Alex Wurz war die Maulsperre in Q1 vorbei, Foto: Sutton
Bei Alex Wurz war die Maulsperre in Q1 vorbei, Foto: Sutton

Auch Alex Wurz konnte noch einigermaßen einen Leckerbissen ergattern, denn seine Maulsperre in Q1 war in Silverstone Vergangenheit. Er drosch gleich so richtig los und beendete die erste Session als Zehnter, bevor er dann als 13. in Q2 scheiterte. Dennoch war das schon eher ein Schokoladesoufflee im Vergleich zum Gurkenaufstrich der vergangenen Rennen. "Ich habe heute einiges aus dem Auto herausgeholt", sagte er. "Meine schnellste Runde war nicht schlecht, aber ich hätte im letzten Sektor noch ein halbes Zehntel herausholen können." Zwar weiß er, dass von seinem Startplatz in Silverstone nur schwer Punkte drinnen sind, da er aber als guter Starter gilt, weiß er schon, wie der Speiseplan für Sonntag aussehen soll. "Es wird ein hartes Rennen, ich muss einen aggressiven Start hinlegen und alles geben. Aber ich bin ein Kämpfer."

Das ist auch Nico Rosberg, der am Samstag zunächst am liebsten alles und jeden gefressen hätte. Denn aufgrund eines technischen Problems war sein Auto nicht so schnell, wie Rosberg das gerne gehabt hätte. "Das hat mich viel Geschwindigkeit auf der Geraden gekostet - bis zu 20 km/h", sagte er. Das war für ihn vor allem deswegen schade, weil er sich beim Frühstücks-Buffet namens drittes Training wohl gefühlt hatte. Ein Hauptgang kann aber muss nicht daneben gehen. "Deshalb habe ich mich auf das Qualifying gefreut. Ich bin an diesem Wochenende gut drauf, sehr schnell, von P17 wird es jetzt aber hart." Dennoch, Rosberg ist kein Schnellkochtopf und bewahrt deswegen Ruhe. "Das Ventil hält noch", sagt er. "Es bringt ja auch nichts."

Bleibt nur noch die Frage, was passiert, wenn man einem Krautliebhaber Kraut serviert - ganz klar, er wird es lieben. Adrian Sutil hat in dieser Saison bislang einfach nicht die Mittel, um jedes Mal Ente al'Orange zu bestellen, doch er weiß, was man auch mit wenig zaubern kann. So stellte er sein Rezept diesmal um und fuhr drei Stints im ersten Qualifying. "Das haben wir zum ersten Mal versucht", verriet Sutil. "Es war etwas hektisch mit den vielen Reifenwechseln, aber meine zweite Runde war sehr gut - vielleicht meine beste des Jahres." Das zeigte wiederum, auch weniger hochklassiges Essen kann gut sein, sogar in England. Wichtig ist nur, dass danach der Bauch nicht weh tut und man nicht zu viel Wind produziert - achja, das war der Freitag.