Robert Kubica, Ernesto Viso, Scott Speed, Anthony Davidson, Adrian Sutil und viele mehr. Andi Gröbl taufte sie in seiner gestrigen motorsport-magazin.com-Kolumne die "Generation Unzerstörbar". Junge Fahrer, die alles riskieren, weil sie Gefahr und Todesangst im Motorsport gar nicht kennen. Supersichere Chassis und HANS lassen sie regelmäßig aus den übel zugerichteten Wracks von ehemals glitzernden F1-Boliden entsteigen - unverletzt.

Uns allen sind noch die Bilder von Robert Kubicas Horrorunfall im Gedächtnis. Am letzten Wochenende folgte in Magny Cours der nächste - nicht in der Formel 1, sondern in der GP2. Ernesto Viso fährt auf Michael Ammermüllers ART-Boliden auf, nutzt diesen als Sprungschanze und fliegt seitlich über eine kleine Mauer, dabei verfehlt er einen Brückenpfeiler nur knapp und hat Glück, dass er nicht mit dem Kopf auf der Mauer aufschlägt oder einen Streckenposten trifft.

Unglaublich. Vor allem, dass er wie Kubica bereits am nächsten Tag aus dem Krankenhaus entlassen wurde - fast unverletzt. Bei Roberts Unfall glaubte ich eher daran, dass ihm nicht allzu viel passiert ist. Bei Viso hatte ich hingegen viel mehr Angst, dass er mit dem Kopf auf der Mauer aufgeschlagen sein könnte. Gott sei Dank war das nicht der Fall. Dennoch offenbarte der Unfall eine Sicherheitslücke in Magny Cours. Die Mauer, die Brücke, die Marshalls direkt dahinter - so richtig top ist das alles nicht.

Bremslichter hätten den Viso-Unfall vermeiden können., Foto: Patching/Sutton
Bremslichter hätten den Viso-Unfall vermeiden können., Foto: Patching/Sutton

Auch bei Kubica war in Montreal eine Mauer im Weg. Trotzdem haben Mauern in einigen Fällen durchaus ihre Berechtigung. Wenn sie fehlen, schleudert vielleicht ein Fahrer quer über die Strecke und rast in ein anderes Auto hinein - wie in der F3 Euro Serie in Magny Cours an anderer Stelle geschehen. Die Mauer vom Viso-Unfall hat vorher wahrscheinlich noch nie jemand wahrgenommen. Das ist aber bei Unfällen leider fast immer so: es passieren Dinge, die sonst nicht passieren, und zwar an einer Stelle und zu einem Zeitpunkt, wo niemand damit rechnet.

Nach diesem Unfall werden bald wieder die Diskussionen um das Pro und Contra freistehender Räder losgehen. Als Rennfahrer finde ich: Freistehende Räder gehören dazu! Viele Unfälle lassen sich auch auf andere Weise vermeiden. Ein Käfig über dem Fahrercockpit oder eingekastelte Räder sind keine Lösung. Denn es wird sich letztlich nie vermeiden lassen, dass bei Unfällen Teile herumfliegen, die im schlimmsten Fall einen nachkommenden Fahrer am Kopf treffen könnten.

Die Gefahr von solchen Auffahrunfällen lässt sich auch anders mindern. Wie wäre es, die Idee von Bremslichtern weiterzuverfolgen? Aus meiner Sicht wäre das nicht die dümmste Idee. Mit Bremslichtern hätte Viso sofort gemerkt: vor mir wird alles rot - was ist da los? In der Winterpause haben einige F1-Teams für die FIA Tests mit Bremslichtern durchgeführt. Die Idee verschwand seither in der Versenkung, unter anderem, weil einige Fahrer sich beklagten, dass es verwirrend und nicht hilfreich sei. Aber warum? Letztlich gewöhnt man sich an alles - es gab in der Formel 1 schon so viele komische Regeln, auch daran mussten sich alle gewöhnen. Man spricht immer über Sicherheit, aber jedes Mofa auf der Welt hat ein Bremslicht, nur nicht die ansonsten supersicheren Formel 1-Boliden.

Aus Fahrersicht besteht jedenfalls kein Grund, Bremslichter abzulehnen. Anhand dieser kann sich niemand einen Vorteil verschaffen oder die Bremspunkte der anderen abschauen. Das ist quatsch - jeder weiß selbst, wo er zu bremsen hat. Außerdem zeigt das Bremslicht ja nicht an, wie stark die Bremse betätigt wurde oder mit welchem Setup der Fahrer unterwegs ist. Jedes Jahr geschehen in fast allen Rennserien völlig unnötige Unfälle, die man mit Bremslichtern vermeiden könnte. Die Idee ist es sicher wert, weiter verfolgt zu werden und wäre garantiert sinnvoller als so manche andere Regeländerung, die momentan für die Zukunft angedacht wird.