Die Familie hat Zuwachs bekommen. Auch wenn es wahrscheinlich nur ein kurzes Vergnügen sein wird, so werden zumindest für dieses Wochenende aus vier Deutschen fünf Deutsche und ein Österreicher in Indianapolis. Sebastian Vettel ist in Amerika also so etwas wie der Austauschschüler, was ja auch zu seinem zarten Alter passt. Also sind wir ein guter Gastvater und widmen uns ihm als Allererstem zu, wo er doch gerade seinen ersten Tag als Einsatzfahrer in der Formel 1 absolviert hatte. "Es hat Spaß gemacht, denn man darf ja nicht alle Tage in einem F1-Auto fahren. Ich freue mich auf die nächsten beiden Tage", sagte er artig. Neu war das Ganze für ihn dennoch nicht. Schließlich war er ja lange genug selbst Freitagstester. "Ab sofort ist es für mich nur noch Neuland", weiß aber auch Vettel.

Am Anfang ist noch alles so laut., Foto: Sutton
Am Anfang ist noch alles so laut., Foto: Sutton

Dann wird er sich gegen die großen Kerle wie Rubens Barrichello zur Wehr setzen müssen, der über Vettel meinte: "Der ist ja noch ein richtiger Junge, er kam mir beim Briefing irgendwie wie mein kleiner Neffe vor... Das ist schon eigenartig." Zumindest weiß Vettel schon mit welchem Fahrstil er gegen die älteren Raufbolde wie Rubens und Co. bestehen könne. "Wild und intelligent."

Zumindest den intelligenten Fahrstil konnte sich Vettel in dieser Saison von seinem Gastbruder Nick Heidfeld abschauen. Der ist sogar so intelligent, dass er weiß, dass schnelle Zeiten im freien Training nichts bedeuten, wenn das Auto sich nicht gut anfühlt. "Nach dem ersten Training sah das Ergebnis zwar gut aus, aber leider auch nur das Ergebnis. Ich weiß nicht, mit wie viel Benzin die anderen unterwegs waren und wer zum Schluss frische Reifen verwendet hat. Ich war jedenfalls heute Morgen schon unzufrieden mit der Balance des Autos, und auch am Nachmittag wurde das kaum besser." So war Nick Heidfeld Nach der Arbeit wesentlich unzufriedener, als man das nach Platz zwei und fünf hätte vermuten können.

Daumen hoch für die Familie! , Foto: Sutton
Daumen hoch für die Familie! , Foto: Sutton

Ähnlich unterschiedlich waren auch die Gefühlslagen beim zweiten Geschwisterteam unserer Rubrik. Mit Alex Wurz hatte es das Schicksal nicht gut gemeint, Zuerst verdonnerte der Einsatz von Testfahrer Kazuki Nakajima Alexander Wurz zum Zuschauen. Dann kam das Ölleck, das eigentlich direkt nachdem McLaren die Wintertests beendet hat, offiziell verboten wurde. "Dadurch habe ich eine halbe Stunde verloren und musste mich am Ende echt beeilen, um ein paar schnelle Runden zu drehen." Tröstlich dürfte hingegen die Erkenntnis von Nico Rosberg sein. "Es scheint so, als ob hier einige unserer Probleme nicht vorhanden wären", freute sich Rosberg. "Ich habe es heute echt genossen. Es war ein sehr gutes Gefühl." Und da sich die beiden brüderlich das gleiche Team teilen, könnte sich das Schicksal für morgen vielleicht längst andere Opfer ausgesucht haben.

Womit wir bei Ralf Schumacher gelandet sind. Auch in Indianapolis stand Krisen-Ralf im freien Training wieder weit hinten. Und genau wie sonst wollte er sich die Hoffnung für das Qualifying noch nicht nehmen lassen. Schließlich sei es doch positiv gewesen, dass beide Autos problemlos funktioniert hätten. "Wir können hier das Maximum aus dem Auto während des Qualifying und des Rennens herausholen", glaubt Schumacher. Doch wahrscheinlich wird morgen bei jeder schnellen Runde des Deutschen genau wie sonst unglaublich viel Verkehr auf der Strecke sein.

Adrian Sutil will auch in Zukunft nicht früher bremsen, Foto: Sutton
Adrian Sutil will auch in Zukunft nicht früher bremsen, Foto: Sutton

Vettels Einstig bedeutete für Adrian Sutil einen weiteren Abstieg in der Familienhierarchie. Denn dadurch ist er in unserer kleinen Rubrik von den Deutschen nur noch das fünfte Rad am Wagen. Obwohl Sutil ein Reserverad am Auto wahrscheinlich ganz gut bekommen würde, so häufig, wie er seinen Spyker in die Mauer jagt. Noch befindet sich der Deutsche auf der Suche nach den Gründen der Misere, doch eines konnte er im Pressegespräch schon gestern ausschließen: Mit seiner aggressiven Fahrweise habe das nichts zu tun. "Ich pushe nicht zuviel. Eigentlich bin ich immer genau am richtigen Limit." So würde es auch nichts bringen, mit dem unruhigen Spyker in Zukunft etwas früher vom Gas zu gehen, sagte er. Den Beweis, dass er damit Recht hat, erbrachte er schon heute. Denn Sutil war in beiden freien Trainings langsamer als Teamkollege Chtistijan Albers, im Kiesbett landete er aber trotzdem.