Seit Rubens Barrichello 2002 in Indianapolis gewonnen hat, kommt er immer wieder gerne hierher zurück: "Es ist für mich dadurch schon ein ganz besonderer Platz." Auch wenn er in diesem Jahr natürlich weit weg von Siegchancen ist, "auch wenn das Auto am Nachmittag deutlich besser wurde. So irgendwo in der Gegend um Platz zehn bewegen wir uns, allerdings ist es sehr eng, eine Zehntel kann ja schnell fünf Plätze ausmachen. Was uns auf jeden Fall ein bisschen fehlt, ist Speed auf der Geraden. Ich muss einfach schauen, die bestmögliche Abstimmung zu finden und dann einfach zu fahren. Zuviel denken bringt nichts - irgendwann kommt dann gar nichts mehr raus."

Als den derzeit altgedientesten Fahrer in der Formel 1 hat Barrichello natürlich auch der Unfall von Robert Kubica und die daraus entstandene neue Sicherheitsdebatte interessiert. Wobei er nicht unbedingt der konsequenteste Vertreter der "Safety first"-Philosophie zu sein scheint. Einerseits lobt er natürlich die im Laufe der Zeit neu eingeführten Sicherheitsmaßnahmen, "auch wenn ich zum Beispiel zugeben muss, dass ich damals 1994, als Sauber erstmals diesen seitlichen Kopfschutz für die Fahrer brachte, das für absolut lächerlich hielt. Aber es hat eine ganz neue Entwicklung eingeleitet." Andererseits scheint er manchmal der eher alten Denkweise vom Heldentum doch noch ein bisschen verhaftet: "Der Unfall von Robert hat wesentlich spektakulärer ausgesehen, als er offensichtlich in Wirklichkeit war. Sicher, als ich am Montag hörte, dass er zu Fuß die Klinik verlassen hat, war ich schon überrascht. Aber andererseits - wenn es wirklich nur 28g waren... Bei meinem Unfall damals in Imola 94 waren es über 90... Dadurch hatte ich deutlich mehr Probleme, war bestimmt einen Monat lang nicht richtig fit... Aber damals hatten wir Fahrer halt noch ein paar mehr Freiheiten..." So saß Barrichello damals eine gute Woche später in Silverstone beim Testen schon wieder im Auto, "und ich hatte vorher eigentlich nur Angst davor, dass ich vielleicht Angst haben könnte... Es war ja auch erst eine Woche nach dem Unfall von Ayrton... Aber da war nichts, ich bin gleich meine bis dahin schnellste Silverstone-Runde überhaupt gefahren. Das war meine Antwort - und ich war dann ja auch in Monaco am Start."

Dazu passt, dass er einer von ganz, ganz wenigen ist, die die Entscheidung der FIA-Ärzte, Kubica in Indy nicht fahren zu lassen, nicht ganz nachvollziehen kann. "Die Ärzte in Montreal haben gesagt, er sei okay, die hier dann nicht, das ist doch alles komisch." Das Argument mit dem Risiko eines zweiten Unfalls mag er auch nicht so recht einsehen: "Wenn Robert nichts mehr merkt von dem Crash, wenn er fit ist - da kann das doch dann auch keinen Unterschied mehr machen", meint er etwas laienhaft naiv - Ärzte haben da doch einen anderen Wissensstand.

Aber er gehört eben noch in eine andere Generation - das merkt man auch, wenn er sich über das GP-Debüt von Sebastian Vettel fast ein bisschen amüsiert: "Der ist ja noch ein richtiger Junge, er kam mir beim Briefing irgendwie wie mein kleiner Neffe vor... Das ist schon eigenartig." Wobei er Vettel durchaus viel Talent zugesteht - und weiß, dass es der Youngster sehr, sehr schwer hat: "Der steht hier doch gewaltig unter Druck. Gerade weil Hamliton so eingeschlagen hat, wird das jetzt von allen Jungen erwartet. Er muss zwar nicht gerade gleich schneller sein als Heidfeld, aber zumindest nahe dran, wenn er sich für nächstes Jahr profilieren will. Und er hat nur ein Rennen... Da hatte ich es bei meinem Start 1993 wahrscheinlich schon etwas leichter."