Wenn Michael Schumacher dieser Tage morgens aufwacht, muss er nicht mehr über die Formel 1, die anstehenden Termine und Aufgaben nachdenken. Er kann denken, woran er will, er kann seinen eigenen Plan festlegen, niemand sagt ihm, was er zu tun hat. Er hat Zeit für sich und seine Familie, er kann Urlaub machen, wann immer die Kinder Ferien haben. "Das war 10 Jahre lang unmöglich", sagt er.

Für ihn waren die vergangenen Monate gänzlich ohne F1-Stress ein großes Highlight. "Es ging nicht darum den Adrenalinspiegel hochzuhalten oder einen Ersatz für die Formel 1 zu haben. Ich habe Dinge unternommen, die ich schon immer mal machen wollte, es aber nie geschafft habe." Das einzige, was ihm nach wie vor unvermindert Spaß bereitet ist das Fußball spielen. "Daran habe ich immer gehangen", sagt er. "Ich bin glücklich. Manchmal würde ich die Jungs gerne öfter sehen, denn wir haben zusammen Fußball gespielt, sind Essen gegangen, hatten Spaß nach dem Wochenende, aber ich kann nun andere Dinge genießen und freue mich darüber."

Alle wollten Michael Schumacher sehen und vor allem hören., Foto: Sutton
Alle wollten Michael Schumacher sehen und vor allem hören., Foto: Sutton

Mit dem Abbau seines Trainingsprogramm hatte er keine Probleme. "Ihr kennt meine Leidenschaft für Fußball", erinnert er. "Ich trainiere weiterhin, habe nicht bewusst darauf achten müssen, aber logischerweise mache ich weniger als zuvor." Statt im Auto sitzt er nun im Sessel vor dem Fernseher. Schwierig war das Auftaktrennen im März nicht für ihn. "Das Rennen am TV zu sehen, war interessant", sagt Schumacher. Sein langjähriger Wegbegleiter Ross Brawn war von den TV-Übertragungen nicht so begeistert - ihm fehlten die ganzen Daten und Infos vom Kommandostand. "Das war bei mir vielleicht ein bisschen anders, weil ich in den meisten Fällen doch online bin", sagt Schumacher. Er ist jetzt eben ein ganz normaler Fernsehzuschauer und Internetuser.

Übrigens einer, der vorerst kein Bundesverdienstkreuz verliehen bekommt. "Ich habe unterschiedliche Versionen gehört, warum es nicht zustande kommt", so Schumacher. "Ich finde es aber vor allem schön, dass manche Bürger darüber nachdenken, dass ist mir viel wichtiger. Ob ich jetzt eine Ehrung mehr oder weniger erhalte ist mir nicht so wichtig."

Aber jetzt zu seinem neuen Job als Ferrari-Berater: Was sind seine Aufgaben? Macht er das Team auf Dinge aufmerksam oder werden ihm Fragen gestellt? "Sowohl als auch", antwortet Schumacher, ohne ins Detail zu gehen. "Meine Erfahrung kann sinnvoll sein, um einen globalen Eindruck des Geschehens zu bekommen und Tipps zu geben." Details über die Anzahl seiner Kontakte zum Team und den Fahrern oder seinen Einfluss wollte er nicht nennen. "Ich sehe mir die Teamstruktur an, ich achte aber nicht auf die Fahrer. Es ist nicht meine Aufgabe, die Fahrer zu analysieren." Überhaupt gibt es keine Stellenbeschreibung für seinen Posten. "Es gibt keinen genauen Ablauf. Diese Position hat es bei uns vorher nie gegeben, ich weiß nicht, ob es sie bei einem anderen Team schon einmal gegeben hat. Es gibt kein Schema, es ist eher dafür gedacht, dass man in Problemphasen unterstützende Meinung hat."

Probleme gibt es derzeit keine. "Ich freue mich, dass es bei Ferrari genauso weiter geht, wie es aufgehört hat", sagt er. Und natürlich freut er sich für beide Piloten. "Ich habe schon auf die Frage gewartet, wie viele Worte ich mit welchem Fahrer gewechselt habe. Ich bin über die Jahre ein sehr guter Freund von Felipe geworden. Wir verstehen uns sehr gut. Kimi kenne ich noch nicht so lange, aber das wird sich mit der Zeit sicher ändern." Sehnsucht nach einer Vollzeitrolle beim Team hat er nicht. "Wenn ich Sehnsucht hätte, würden sich wahrscheinlich Möglichkeiten ergeben. Aber da muss ich mir keine Gedanken drüber machen." Denn in seinem neuen Leben kann er nach dem Aufwachen denken woran er will...