Es gab viel Applaus, als der Beschluss bekannt wurde, dass mit der einheitlichen Electronic Control Unit (ECU) 2008 auch die Traktionskontrolle abgeschafft wird. Dadurch würde der Fahrer wieder eine wichtigere Rolle spielen und sich die Qualität der Piloten mehr bezahlt machen, war der beinahe einhellige Tenor. Ferrari-Testfahrer Marc Gene sieht die Abschaffung der Fahrhilfen aber nicht so positiv und ist auch nicht der Meinung, dass sie das Racing zerstören.

Sein Argument zielt darauf ab, dass die Formel 1 nicht nur die besten Fahrer in ihren Reihen hat. "Ich meine, es braucht ein gutes Gleichgewicht. Schließlich und endlich ist die Formel 1 auch die Königsklasse der Technologie. Wenn man also die ganze Technologie wegnimmt, dann ist es nicht mehr die Formel 1", sagte er bei einem PR-Event in Polen. Das bezieht er vor allem auch darauf, dass die Motorenentwicklung momentan eingefroren ist und sich dort technologisch ohnehin nicht viel tut.

"Deswegen glaube ich, dass es Technologie in der Formel 1 braucht, es muss ein paar Fahrhilfen geben. Wir müssen aber aufpassen, dass es nicht zu viele gibt. Denn wenn es zu viele gibt, dann ist der Fahrer nicht mehr wichtig. Deswegen liegt es an der FIA, sicherzustellen, dass es ein Gleichgewicht gibt", betonte Gene. Der Spanier ist der Meinung, dass mit den momentanen Unterstützungen, wie eben der Traktionskontrolle, auch nach wie vor der Fahrer den Unterschied macht. So erklärte er: "Ja, das denke ich. Wenn man sich vergangenes Jahr ansieht. Alonso gewann, aber Fisichella wurde Dritter oder Vierter [er wurde Vierter], also hat der Fahrer einen Unterschied gemacht. Der zweite Fahrer bei Renault wäre nicht Weltmeister geworden. Das wäre auch bei Michael Schumacher manchmal so gewesen. Also macht der Fahrer jetzt einen Unterschied."

Deswegen ist Gene auch der Ansicht, dass momentan das Gleichgewicht in der Formel 1 zwischen Technik und fahrerischem Können ganz passend sei. In der Zukunft erwartet er das anders. "Es gibt eine Software für alle, man hat keine Traktionskontrolle und mir gefällt das nicht. Denn ich denke, die Technologie wird dann nicht mehr so wichtig", erklärte er. Doch er merkte auch an, dass die FIA möglicherweise besser wisse als er, was zu tun sei.

Da er sich gerade so gut auf das Thema Technik eingeschossen hatte, erzählte er auch was über seine Erfahrungen mit dem Diesel-Rennwagen von Peugeot, auf dem er vor zwei Wochen den Le Mans Series-Lauf in Monza gewonnen hat. Für die Formel 1 sieht er den Dieselmotor problematisch. "In der F1 ist es heutzutage illegal, also könnte man sowieso keinen haben", meinte er, "aber ich denke, wenn man den Ingenieuren über die Möglichkeiten der Diesel-Motoren erzählt, dann würden sie wahrscheinlich auch nein sagen, weil es so viele Nachteile beim Gewicht gibt. Der Motor ist viel schwerer und in der Formel 1 ist das Gewicht sehr wichtig."

Dazu kommt noch der Umstand, dass die Diesel-Maschinen normalerweise einen Turbo haben, was Fragen bei der Fahrbarkeit aufwirft. "Auch wenn ich zugeben muss, dass die Kraft, das Gefühl wenn man damit fährt, sehr ähnlich ist." Doch die Art und Weise, wie sich die Kraft entfaltet, ist eher unpraktisch für die Formel 1. "Zunächst hast du keine Kraft und plötzlich ganz viel, was für die F1 nicht gut ist. Da ist es besser, etwas geschmeidiger zu sein."