Es ist schon noch etwas ungewohnt und sogar unangenehm, dass ich in diesem Jahr an den Rennwochenenden nicht im Rennauto sitze und nicht am Rennen teilnehme. Andererseits war es der richtige Schritt, als Testfahrer zu Honda zu gehen. Ich fühle mich im Team sehr wohl. Mein Ziel ist es bald wieder ein Stammcockpit zu ergattern. Dafür sehe ich bei Honda zukünftig gute Möglichkeiten.

In dieser Saison ist es für mich vor allem wichtig, bei allen Meetings dabei zu sein. Als Ersatzfahrer habe ich viel Zeit, um mich auf das Team zu konzentrieren, mit den Ingenieuren zusammensitzen und selbst dazu zu lernen. An die Strecke gehe ich am Rennwochenende aber nicht hinaus, um die anderen Autos zu beobachten. Stattdessen sitze ich am Kommandostand oder in der Box am Monitor und verfolge die Zeiten. Das Fahrverhalten der anderen Autos studiere ich viel lieber bei Testfahrten. Da gehe ich immer an die Strecke hinaus und sehe mir die anderen Fahrer an.

Den Problemen auf der Spur

Immer auf der Suche nach Verbesserungen am Auto., Foto: Patching/Sutton
Immer auf der Suche nach Verbesserungen am Auto., Foto: Patching/Sutton

Honda ist ein großes Team, das in den vergangenen Jahren sehr stark war. Zum Saisonende 2006 war der Honda eines der schnellsten Autos. Jetzt wollte man den nächsten Schritt machen. Dabei hat man im Winter vielleicht ein wenig zu viel versucht. Der Schuss ging ein bisschen nach hinten los. Dieses Phänomen hat man in den vergangenen Jahren bei einigen Topteams beobachten können, etwa Ferrari vor zwei Jahren oder davor McLaren. Jetzt müssen wir versuchen, den großen Rückstand wettzumachen. Wir sind momentan nicht dort, wo wir sein wollen. Wir können noch nicht einmal aus eigener Kraft in die Punkte fahren.

Aber ein Topteam wie Honda besitzt alle Möglichkeiten, um wieder nach vorne zu gelangen, sowohl beim Personal als auch bei den finanziellen Ressourcen. Man kann das Auto auch während der Saison weiterentwickeln und verbessern. Hoffentlich machen wir schon bis zum Europaauftakt einige Fortschritte. Der zweite größere Schritt sollte dann zur Saisonmitte in Kanada oder Magny Cours folgen.

Wandel am Limit

Es liegt einiges an Arbeit vor Christian., Foto: Patching/Sutton
Es liegt einiges an Arbeit vor Christian., Foto: Patching/Sutton

Bei den Tests in Europa werde auch ich wieder mehr zum Einsatz kommen, um die Entwicklung des Autos voranzutreiben. Nach drei Jahren in der Formel 1 besitze ich doch einiges an Erfahrung und kann den Ingenieuren beschreiben, in welchen Bereichen wir das Auto verbessern müssen. Wir müssen die Probleme erkennen und dann versuchen, sie zu beheben. Bei Testfahrten fährt man aber nur zu 95% am Limit und versucht, keinen Crash zu bauen. Durch die Reparatur verliert man viel Zeit und davon gibt es aufgrund der neuen Testregeln eh nur sehr wenig.

Ich werde oft gefragt, ob man dadurch nicht das letzte Bisschen Speed verliert. Das glaube ich nicht: auf neuen Reifen versucht man auch beim Testen das Maximum herauszuholen, aber das sind zwischen 5 und 10 Runden am Tag, auf denen man voll am Limit ist. Die restlichen Runden bleibt man ein paar Prozent darunter, um das Auto nicht zu gefährden - gleichzeitig muss man aber so nah am Limit sein, dass die Daten und Aussagen brauchbar sind. Hier spürt man auch einen Unterschied zwischen einem kleineren Team und einem Top-Team wie Honda. Hier wird bei einem Test mehr probiert und man kann mehr herausholen; es geht einfach schneller vorwärts. Genau das hilft uns jetzt weiter.