Jene, die oben stehen, sind immer weniger als jene, die unten sind. So verwunderte es nicht, dass bei der offiziellen FIA Pressekonferenz am Donnerstag in Bahrain dreieinhalb krisengeschüttelte und nur eineinhalb zufriedene Fahrer waren. Versammelt hatten sich Lewis Hamilton, Felipe Massa, Heikki Kovalainen, Robert Kubica und Jarno Trulli.

Da man zuerst durch dunkle Täler schreiten muss, bevor man ins Licht kommt, sei mit den krisengeschüttelten Piloten begonnen. Da wäre zunächst Heikki Kovalainen, der mit seinem ersten WM-Punkt in Malaysia zumindest schon so etwas wie Morgendämmerung vernehmen durfte. Trotzdem hängt Renault nach wie vor hinterher und laut dem Finnen dürfte sich der Rückstand innerhalb der letzten Tage nicht verkleinert haben. "Außer es hat ein Wunder gegeben, von dem ich nichts weiß", sagte Kovalainen.

Der Grund dafür wird nach wie vor gesucht, aber in Bahrain wird das nicht mehr viel helfen. Auch den guten Test in Bahrain will er nicht unbedingt als positives Zeichen sehen, denn auch in Malaysia waren die Testfahrten gut gewesen. "Wenn man zurückblickt, dann hatten die anderen Teams einen größeren Schritt gemacht, weil die Lücke zwischen uns und den Führenden noch größer war als in Melbourne. Es gibt hier zwar weniger Hochgeschwindigkeitskurven, was uns ein wenig helfen sollte, aber wir sollten nicht zu viel darüber nachdenken und einfach weitermachen."

Begonnen habe alles, als die neuen Reifen auf das Auto montiert wurden und davon habe man sich bislang nicht erholt. Nur die Reifen sind es aber nicht. "Wir wissen nicht, was bei den Reifen das Problem ist, aber das Gefühl ist nicht das gleiche wie voriges Jahr und wir konnten kein einziges problematisches Element am Auto ausmachen", beschrieb Kovalainen die Situation.

Robert Kubica weiß, dass die Pace da wäre, Foto: Sutton
Robert Kubica weiß, dass die Pace da wäre, Foto: Sutton

Robert Kubica kennt bereits das Gefühl, weit vorne dabei zu sein. In diesem Jahr hat das bislang aber noch nicht so funktioniert. Ein Ausfall und ein letzter Platz im Rennen ist nicht das, was er sich erhofft hatte. Der Pole klagt über Probleme an der Hinterachse, weswegen er Schwierigkeiten hatte, das Auto vernünftig zu fahren. "Es war nicht möglich, es vor den Kurven zu stoppen. Ich kam nicht gut in den Radius und auch 30 oder 40 Meter früher zu bremsen, war schwierig", erklärte Kubica.

Er findet das aus zwei Gründen schade. Einerseits hatte er in Malaysia bis zum Qualifying mit McLaren und Ferrari annähernd mitgehalten und andererseits hat Nick Heidfeld bislang gezeigt, was in dem Auto für ein Potential steckt. "Die Pace war da, aber es gab Probleme, die gelöst werden müssen", klagte Kubica.

Der nächste im Bunde war Jarno Trulli, der mit Toyota auch etwas hinter den eigenen Ansprüchen hinterher hinkt. Dennoch versuchte er, bei der Pressekonferenz den Eindruck zu vermitteln, dass alles ganz gut läuft im Moment. Dabei wählte er eine geschickte Taktik und schlich sich vom Schlechten zum Guten, um insgesamt besser dazustehen. So erzählte er: "Die Wintertests waren recht schwierig, so wie voriges Jahr, aber wir sind nichtsdestotrotz immer positiv und das hilft. In Australien und Malaysia haben wir einen recht guten Job gemacht. Wir haben das Beste aus dem Auto rausgeholt und in beiden Rennen beide Autos in den Top Ten qualifiziert, was gut war. Außerdem haben wir Punkte geholt."

Trotz der anscheinend guten Resultate, die Trulli präsentierte, wurde nicht vergessen, was vor der Saison versprochen wurde, weswegen Toyota nach wie vor gegen die selbst erschaffenen Windmühlen kämpft. Denen musste sich auch Trulli stellen, als er zum Potential des Autos befragt wurde. "Es hat Potential und die Ressourcen sind da. Wir müssen sehen, was wir tun können, weil die Lücke zu den Spitzenteams ist recht groß und die müssen wir schließen", sagte er. In Bahrain wird das aber aller Voraussicht nach nicht passieren. "Nein, das war keine besonders gute Strecke. Wir hatten bei den Tests keine gute Pace, aber wir müssen positiv bleiben und zusehen, was wir tun können."

Etwas mehr oder vielleicht auch nicht so viel wird Felipe Massa tun wollen. Der Brasilianer steckt halb in der Krise. Das Auto ist schnell und er auch, nur spiegeln das die Resultate der ersten beiden Rennen nicht wider. "Ich fühle, es fehlt etwas. Am ersten Wochenende in Australien hatte ich nicht besonders viel Glück und am vergangenen Wochenende hatte ich keinen sehr guten Start, was mein größtes Problem war", erklärte Massa. Über sein fehlgeschlagenes Manöver gegen Lewis Hamilton war er hingegen weniger enttäuscht und er fühlte sich auch nicht hineingelegt, im Gegenteil. "Wäre ich vorne gewesen, hätte ich das gleiche probiert", sagte er.

Es ist nicht alles zum Lachen, Foto: Sutton
Es ist nicht alles zum Lachen, Foto: Sutton

Nach dem dunklen Blick zurück, kam Massa aber dann doch noch ins Licht, das für ihn alles in der Zukunft darstellt, denn das Auto ist gut und in Bahrain hat er bei den Tests alles in Grund und Boden gefahren. "Wenn in den ersten beiden Rennen etwas gefehlt hat, dann gut, es waren nur die ersten beiden Rennen und es ist noch ein langer Weg. Hoffentlich können wir beim nächsten Mal alles besser zusammenfügen", erklärte Massa.

Im Licht angekommen, ging es zur Lichtgestalt im Raum. Lewis Hamilton steht erst vor seinem dritten Rennen, hat die Formel 1 aber bereits im Sturm erobert. Auch unter seinen Kollegen konnte er sich schon etwas Respekt verschaffen, auch wenn er den Kampf mit den Ferrari in Malaysia als sehr erschöpfend beschrieb. "Ich hatte in meiner Karriere Glück, dass ich immer vorne mitfahren konnte, wenn ich in eine neue Kategorie kam. Ehrlich gesagt, fand ich immer, dass ich angemessenen Respekt von den anderen bekommen habe ... Jedes Mal, wenn du auf die Strecke gehst, beginnst du Selbstvertrauen zu gewinnen und dir bei den anderen Fahrern Respekt zu verschaffen. Das habe ich in den vergangenen Jahren erlebt und vor allem mit Felipe in Malaysia."

Nachdem es bislang so gut gelaufen ist, bleibt aber dennoch die Frage, wann denn einmal ein Fehler passieren wird. Denn auch Super-Rookies sind davor nicht gefeit, das weiß auch Hamilton. "Bislang habe ich keinen Fehler gemacht, aber die machen wir alle, wenn wir das Auto 100 Prozent ans Limit bringen wollen, es ist unvermeidbar. Irgendwann wird es passieren. Ich weiß nicht wann, aber man versucht, das Risiko zu minimieren. Ich werde damit so gut wie möglich umgehen, wenn es passiert", erzählte der Brite.

Doch damit waren die fünf noch nicht entlassen, denn es gab noch ein paar Dinge zu klären. Da waren einerseits die Stärke von McLaren und der Rückfall von Renault in diesem Jahr. Unvermeidlich, dass dabei Fernando Alonso als das Zünglein an der Leistungs-Waage ausgemacht wurde. Heikki Kovalainen sah das Problem nicht beim abgewanderten Spanier, denn die Pace im Vergleich zu den Spitzenautos ist 1,8 Prozent pro Runde langsamer, was seiner Meinung nach auch Alonso nicht wettmachen könnte. Felipa Massa sah Alonso und dessen Qualitäten schon als wichtigen Faktor bei der Weiterentwicklung des Autos an, aber der Brasilianer bemerkte auch, dass das Auto bereits fertig war, als Alonso zum Team stieß.

Er würde sich über eine Fußkupplung freuen, Foto: Sutton
Er würde sich über eine Fußkupplung freuen, Foto: Sutton

Lewis Hamilton schrieb Alonsos Ankunft schon einen großen Verdienst beim Schritt von McLaren zurück an die Spitze zu. Doch auch der Wechsel der Reifen war für den Briten ein Faktor. "Für alle Teams abgesehen von Ferrari hatte es große Auswirkungen darin, wie das Auto funktioniert und ich denke, Renault hatte da Probleme", erklärte Hamilton. Bei McLaren ist laut dem Rookie auch das Team in diesem Jahr wieder voll motiviert, die Niederlagen der vergangenen Jahre vergessen zu machen.

Zweites großes Nebenthema war das Wegfallen der Traktionskontrolle im kommenden Jahr. Hier fiel die Wahl 3:2 für die Optimisten aus. Hamilton, Trulli und Kovalainen meinten, es würde in jedem Fall viel besser werden, Massa und Kubica sagten nur, dass man sich daran wird anpassen müssen, es aber für alle gleich wird. Kovalainen war sogar richtig begeistert vom Wegfall der Traktionskontrolle: "Das ist absolut der richtige Weg. Tun wir doch einfach ein drittes Pedal rein, ein Kupplungspedal unter deinen Füßen; und dann noch die alte H-Schaltung rein. So sollte es in der F1 gehen!" Sieht so aus, als ob einer das Licht gesehen hätte.