Keine Panik! Es ist nicht schwierig einen erfolgreichen Kinofilm zu drehen, wie sonst sollte man sich den Erfolg von Titanic und der neuen Star Wars Filme erklären? Die wichtigste Zutat für einen Boxoffice-Hit sind abwechslungsreiche, liebevoll gestaltete und genau ausgearbeitete Charaktere. Das ist umso wichtiger, wenn man beabsichtigt, gleich 17 Streifen innerhalb eines Jahres zu veröffentlichen.

Nach der Dominanz des ersten Films, benötigt man für Episode II etwas mehr Tiefgang. Ein strahlender Held muss her, aber einer, von dem man es im ersten Moment nicht gleich erwartet hat. Ihm zur Seite stellt man am besten ein ganzes Ensemble an Co-Stars, die eine breite Masse des Zielpublikums ansprechen. Und obendrein vermixt man all diese Charaktere mit einer völlig unerwarteten Plotwendung, die mindestens einen der Helden das glückliche Ende des Films nicht erleben lässt...

Klappe - die Erste

Adrians Auftritt: Spektakulär, aber schnell vorbei., Foto: Sutton
Adrians Auftritt: Spektakulär, aber schnell vorbei., Foto: Sutton

Wie es sich für einen Blockbuster gehört, kam der Paukenschlag schon bevor die erste Popcorntüte geleert war. Kanonenfutter im Dienste der Quote war diesmal Adrian Sutil. Ausgestattet mit einem Zahnpastalächeln (dem Teamchef und Ex-Zahnarzt sei Dank) und einem soliden Bleifuß hatte der Neuling sich eigentlich vorgenommen, eine Hauptrolle zu spielen. Doch im Regiestuhl hegte man andere Pläne, finsterere Pläne. Man ließ eine fiese holländische Bande an Adrians Wagen rummanipulieren. So kam es, wie es kommen musste.

"Beim Anbremsen der vierten Kurve habe ich dann die Kontrolle über das Auto verloren. Dann ging es dahin", erklärte ein frustrierter Sutil später in seiner Garderobe. Vielleicht wurde er ja so früh aus dem Drehbuch geschrieben, da es schon in den Proben zu "Liebesgrüße aus Malaysia" nicht so richtig klappen wollte. Auch die ungewohnte Tropenkulisse tat ihr übriges. "Wir hatten keinen Test, die anderen haben hier jedoch sehr viel getestet, somit war es schwierig das Maximum herauszuholen. Es war nicht das beste Wochenende." Da muss jeder Schauspieler durch. Denn jeder Streifen braucht ein erstes Opfer in den Anfangsminuten. Was in amerikanischen Filmen zumeist andersfarbige Kollegen trifft, ist in einer deutschen Produktion natürlich den Holländern vorbehalten. Deswegen kam der zweite große Knall auch von Christijan Albers.

Der tragische Held

Bereit für den Rachefeldzug. Schumacher, Ralf Schumacher., Foto: Sutton
Bereit für den Rachefeldzug. Schumacher, Ralf Schumacher., Foto: Sutton

Schumacher, Ralf Schumacher. Dieser Name prädestiniert einen Schauspieler geradezu zum Helden. Das Team, für das er in seiner Rolle fährt, fügt dann noch die Tragödie hinzu. Seinen Part in der Geschichte kennt man aus vielen Streifen. Vier unerschrockene Kämpfer schwören sich Rache für Adrian und begeben sich dafür auf äußerst gefährliche Pfade. Natürlich muss während der zahlreichen Prüfungen, die auf das Quartett auf ihrer über 300 Kilometer langen Reise warten, ein weiterer Protagonist dran glauben. Dieser Part wurde dieses Mal an Ralf Schumacher vergeben. Dabei hatte er sich eigentlich vorgenommen den strahlenden Helden zu mimen - was denn auch sonst bei diesem Nachnamen?

Doch die Autoren hatten anderes im Sinn: "Ich hatte das ganze Wochenende Probleme mit dem Auto. Im Qualifying konnte ich es halbwegs mit den neuen Reifen in den Griff bekommen, aber im Rennen war ich einfach zu langsam. Zudem hatte ich noch einen ungeplanten Boxenstopp. Es lief einfach nicht so gut", fasste Schumacher seinen Auftritt zusammen. Sogar der ehrenhafte Heldentod blieb ihm verwehrt. Als die großen Schlachten schon geschlagen waren, schob er sich unbeachtet vom Licht der Scheinwerfer zusammen mit den B-Promis von Toro Rosso zur Premierenparty.

Der Quoten-Österreicher

Die Idealbesetzung als sexy Jüngling, smarter Sunnyboy und eiskalter Kämpfer., Foto: Sutton
Die Idealbesetzung als sexy Jüngling, smarter Sunnyboy und eiskalter Kämpfer., Foto: Sutton

Wenn wo Deutsch gesprochen wird, dann darf ein quotenbedingter Österreicher nicht fehlen. Die Leute aus der Alpenrepublik haben Charme, stramme Waden und sind dank ihres Charmes meist sehr kontaktfreudig. Können sie dann noch schnell Autofahren, dann ziehen sie die Bewunderer an wie die Motten das Licht. Und Alex Wurz hat diese Rolle in Malaysia perfekt ausgefüllt. Lasziv räkelte er sich durch das Feld und traf dabei so viele andere Fahrer wie sonst kaum ein anderer. Dass er der Konkurrenz dabei meist sein strammes Hinterteil zeigte, war ihm recht egal.

"Es war ein gutes Rennen und ich hatte im ersten Stint auf den weichen Reifen Spaß, da ich eine gute Pace gehen konnte. Ich bin auch in physischer Hinsicht zufrieden, weil ich mich auch nach so einem harten Nachmittag gut fühle", sagte Wurz. Doch zu viel Kontaktfreude erzeugt auch Neid, weswegen ihm am Ende des Rennens Mark Webber im Genick saß und Heikki Kovalainen und Jarno Trulli vor ihm flüchteten. Das ist ihm aber egal, beim nächsten Dreh in Bahrain will Wurz alles besser machen. "Unser Auto ist im Qualifying jetzt viel besser und ich hoffe, dass ich dort die gleiche Rennpace wie hier erreiche, damit ich den hart arbeitenden Leuten in der Fabrik auch Punkte mitbringen kann." Genau, eine Fabrik gehört auch zu einem guten Film. Am besten eine Traumfabrik.

Der unbelohnte Kämpfer

Der unbelohnte Kämpfer ist eine Figur, mit der der Seher mitleiden kann, mit dem er weinen kann und sich auch ärgern kann. Wer wollte, konnte diesmal gleich alle drei Dinge gemeinsam machen, denn Nico Rosberg ging voll in der Rolle als kurz vor dem Ziel gescheiterter Held auf und stieg rechtzeitig zwölf Runden vor Schluss aus seinem durch hydraulikdefekt gestoppten Wagen. Damit brachte er die Herzen der Zuseher in Aufruhr. Denn davor war er ein gutes, ein beherztes, ein fast heldenhaftes (der wirkliche Held kommt noch) Rennen gefahren und auf Platz sieben gelegen. "Ich gab alles und es war schade, dass ich nicht ins Ziel gekommen bin", sagte Rosberg. Doch ein wahrer Kämpfer gibt so schnell nicht auf. Nico will zurückschlagen: "Hoffentlich können wir unsere bessere Qualifyingpace und die gute Rennpace in Bahrain in Punkte umsetzen." Sollte es nicht klappen, kann er auf eine andere Rolle in der Besetzungsliste ausweichen: die Rolle als barbusiger Schönling ist auch noch frei...

Das Happy End

Grimmig schaut der Bärtige. Man glaubt es nicht, aber er ist der Gute! Ein Diener des Feindes würde weniger finster aussehen, aber..., Foto: Sutton
Grimmig schaut der Bärtige. Man glaubt es nicht, aber er ist der Gute! Ein Diener des Feindes würde weniger finster aussehen, aber..., Foto: Sutton

Jeder Mainstream-Film braucht heutzutage ein Happy End und somit einen strahlenden Helden. Nick Heidfeld erfüllt dieses Klischee perfekt. Ein ruhiger, aber lustiger Geselle, liebevoller Familienvater und erfolgreicher Rennfahrer. Was will der Regisseur mehr?

Schon beim Casting in Melbourne empfahl sich Nick für die große weiß-blaue Rolle seines Lebens. "Das Rennen hat sehr viel Spaß gemacht. Es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man so weit vorne kämpfen kann", setzte er die Messlatte für andere Bewerber hoch. Da hatten die Produzenten keine andere Wahl, die Rolle war ihm auf den Leib geschneidert.

Entsprechend glänzte er bei seiner Bühnenperformance in Sepang. "Ich bin wirklich überglücklich", strahlte er in die Kameras. "Ein vierter Platz, ein Ferrari hinter mir, das hätte ich niemals erwartet. Es ist fantastisch. Davon konnte ich vorher nur träumen."

Ganz ohne Komplikationen geht es in einem Blockbuster natürlich nicht. Zunächst muss der Held beschwerliche Abenteuer in fernen Ländern bestehen, sich gegen die Naturgewalten durchsetzen und die übermächtigen Gegner bezwingen. Sogar eine Intrige im eigenen Haus ließen die Drehbuchschreiber nicht aus.

"Bis zum Sonntag war ich hier überhaupt nicht zufrieden", fasste Heidfeld seinen steinigen Weg in der Gluthitze von Malaysia zusammen. Als ob das nicht schon gereicht hätte, saß ihm fast die gesamte Spieldauer von 92 Minuten ein wütender Brasilianer im Genick. "Der Ferrari ist sehr schnell, ich konnte ihn die ganze Zeit hinter mir sehen, also musste ich ständig pushen. Deswegen bin ich so erschöpft."

Beinahe wäre er sogar in die Falle seines eigenen Teamkollegen Robert Kubica getappt. "Er konnte nicht mehr lenken, weil er ein bisschen zu schnell in die Kurve gefahren ist." Aber unser Held blieb ganz cool. "Jetzt rege ich mich nicht auf, hätte ich mich gedreht, hätte ich mich natürlich sehr aufgeregt. Aber es ist ja alles gut gegangen." Wie es sich für ein Happy End gehört. Aber wie soll es nun weiter gehen? "Unter normalen Umständen wird es schwierig auf das Podium zu fahren. Aber wir haben es im letzten Jahr mit einem schwächeren Auto zweimal geschafft, hoffentlich ist es also nur eine Frage der Zeit." Der Weg für die Fortsetzung ist also schon geebnet.