Die Worte sollten erst einmal beschwichtigen - doch die Mienen sprachen Bände: Ziemlich frustriert und auch offensichtlich ratlos präsentierten sich Jean Todt und Luca Baldisseri am Sonntagabend in Malaysia. Die Erklärungsversuche für den unerwarteten Ferrari-Einbruch sollten logisch klingen: Der misslungene Start, als man sich den beiden McLaren geschlagen geben musste, hätte die komplette Strategie zerstört: "Wir waren im Qualifying relativ aggressiv, weshalb wir dann im Rennen keine neuen Satz Reifen mehr hatten, außerdem sind wir in den Verkehr geraten, hingen im zweiten Stint mit unseren schweren dann zum Teil hinter leichteren Autos fest", versuchten die beiden unisono zu bekräftigen. Bei Kimi habe man außerdem aus Sicherheitsgründen eben Kompromisse bei der Motorleistung machen müssen, "das hat etwa eine Zehntelsekunde pro Runde gekostet. Und er konnte natürlich deshalb auch im Training weniger fahren als normal." Wobei sich da die Frage stellen ließe, ob man nicht am Ende mit einem Motorwechsel vielleicht doch besser gefahren wäre - Räikkönens Darstellung während der Sieger-PK ließ durchaus den Schluss zu, dass er eventuell zu diesem Gedanken tendiert hätte, anstatt die Sicherheitsvariante zu wählen...

Doch ein Blick auf die Rundenzeiten verriet auch etwas Grundsätzliches: Ganz konnte die Theorie von Todt, "dass das Rennen mit einem besseren Start mit Sicherheit ganz anders gelaufen wäre", auch nicht stimmen. Denn auch in den Runden, in denen sie frei fahren konnten, waren die Ferrari praktisch nie schneller, sondern eher langsamer als die McLaren. Abgesehen vom Vergleich Räikkönen - Hamilton im letzten Stint - aber da hatte der Engländer auch mit ein paar Reifenproblemchen zu kämpfen. Auf entsprechendes Nachfragen reagierte gerade Todt freilich ziemlich aggressiv - gerade die italienischen Journalisten pflaumte er geradezu an: Er fühle sich hier wie vor einem Tribunal, schließlich habe man in der Vergangenheit so viel gewonnen, "warum also jetzt gleich das Misstrauen?" Angriff als versuchte beste Verteidigung, weil man schließlich selbst noch im Dunklen tappte und nicht so ganz nachvollziehen konnte, was eigentlich passiert war?

Gut möglich, denn Felipe Massa hatte ja gleich nach dem Rennen auch zugegeben, erstens vom Speed der McLaren, aber zweitens auch von der eigenen Langsamkeit überrascht gewesen zu sein - und dass es nun dringend gelte, Ursachenforschung zu betreiben. Und auch Baldisseri hatte vor dem offiziellen Auftritt neben Todt schon einmal eingestanden, dass man zumindest das Leistungsniveau der Tests, aber auch das von Freitag und Samstag, im Rennen nicht mehr erreicht hatte. Viel weiter war diese Ursachenforschung aber offenbar auch zwei Stunden später trotz intensivem Briefing noch nicht gediehen...

Lewis Hamilton machte keinen Platz, Foto: Sutton
Lewis Hamilton machte keinen Platz, Foto: Sutton

Wobei das freilich nicht heißen muss, dass damit nun in Bahrain gleiches passiert, McLaren-Mercedes wieder deutlich dominiert. "Das sind eben die Rätsel der Formel 1, dass so was mal ganz plötzlich kippen kann - und beim nächsten Mal ist alles wieder ganz anders", stellte auch der "neutrale" Nick Heidfeld fest. Todt gab sich jedenfalls selbstbewusst: "Es gibt keinen Grund, warum wir in Bahrain nicht wieder absolut konkurrenzfähig sein und um den Sieg mitfahren sollten." Immerhin - selbst bei den in Sepang triumphierenden Silberpfeilen war man noch sehr vorsichtig, wollte zumindest bei den Technikern von einer tatsächlichen Überlegenheit in den Longruns noch nichts wissen. Alle Faktoren zusammengenommen, liege man da unter normalen Bedingungen wohl immer noch etwa vier Zehntel hinter Ferrari, glaubte Alonsos Renningenieur Mark Slade errechnet zu haben...