Das war einfach nur Pech. Ferrari hat alles optimal vorbereitet und man kann ihnen keinen Vorwurf machen, solche Dinge gehören leider zum Motorsport dazu. Für Schumacher war es der erste Motorschaden seit Juli 2000 und das bei Motoren die ans Limit gezüchtet sind und mittlerweile zwei Rennwochenenden überstehen müssen. Gerade in dieser Situation, mitten im WM-Kampf in seinem vorletzten F1-Rennen ist es selbstverständlich besonders ärgerlich, aber diese Dinge gleichen sich über die Saison hinweg immer aus. In Monza hat es Alonso erwischt, nun war Michael dran.

Für die Spannung in der WM war das natürlich Gift, denn jetzt ist es einfach unwahrscheinlich, dass Schumacher noch Weltmeister wird. Angesichts dieser großen Enttäuschung für ihn, ist es umso ehrenwerter, wie realistisch und gut er den Ausfall wegsteckte und den Titel sofort abschrieb. Eins dürfte allerdings sicher sein: Michael wird in den kommenden Tagen wieder Mut und Kraft schöpfen, um in Brasilien noch einmal anzugreifen, nicht nur um vielleicht das Unmögliche möglich zu machen, sondern auch um die Konstrukteurs-WM zu gewinnen und vor allem sein allerletztes Formel 1-Rennen siegreich zu beenden.

Wenn er nicht an den Sieg glauben würde, bräuchte er gar nicht mehr nach Brasilien zu fliegen; und passieren kann dort alles, dass haben die vergangenen Jahre mit kuriosen Chaosrennen bewiesen. Alonso muss ja noch nicht einmal ausfallen, um den Titelkampf bis zuletzt spannend zu halten - Regen, kleinere technische Probleme oder ein Reifennachteil könnten ihn schnell aus den Punkterängen katapultieren. Das beste Beispiel dafür war der Titelkampf zwischen Michael Schumacher und Kimi Räikkönen in der Saison 2003. Auch damals fehlte Schumacher nur ein einziger WM-Punkt zum Triumph, alles sah nach einer unproblematischen Siegesfahrt aus - dann kamen die Probleme und Schumacher holte gerade so den nötigen achten Platz um den Titelgewinn zu sichern. Ein bisschen Spannung ist also noch vorhanden.

Von der Titelvorentscheidung einmal abgesehen, war der Japan GP alles andere als spannend. Ohne das Regenchaos aus Shanghai erlebten wir ein relativ langweiliges Rennen. Mit so einem Rennen fiel der Abschied aus Suzuka, einer der großen fahrerischen Herausforderungen und Lieblingsstrecken vieler Piloten, nicht ganz so schwer. Jetzt bleibt zu hoffen, dass die Nachfolgebahn in Fuji als überarbeiteter Tilke-Kurs ähnlich spannende Rennen ermöglicht wie Bahrain, Malaysia oder China - nur die Lage im japanischen Nirgendwo schreckt noch etwas ab.

Nicht abschreckend, aber ungewohnt wird die Zeit nach dem Brasilien GP, denn dann beginnt sie tatsächlich, die neue Zeitrechnung ohne Michael Schumacher. Zumindest seine Rekorde werden uns noch eine ganze Weile begleiten, denn es dürfte fraglich sein, ob wir es noch miterleben, dass ein Fahrer einen geschweige denn alle seine Bestmarken einreißt. Da müssten wir schon uralt werden. Ein Blick auf die Statistik Schumacher gegen den Rest der aktuellen F1-Welt zeigt: Nur bei den Pole Positions liegen die anderen 21 Piloten genau eine Pole vor dem Deutschen, in allen weiteren Rekordlisten von WM-Titeln über GP-Siege bis hin zu Führungskilometern ist der scheidende Ferrari-Star mit riesigem Abstand erfolgreicher als alle anderen zusammen.