Das richtige Benzin im Tank ist auch in der Formel 1 der Treibstoff für Erfolge. In den Entwicklungslabors der Mineralölfirmen ist ein ganzes Heer von Wissenschaftlern auf der Suche nach dem Stoff, aus dem die Siege sind. Wer die Erfolgsformel findet, verschafft seinen Boliden auf der Rennstrecke den entscheidenden Vorteil. Wichtiger als die Performance ist allerdings die Sicherheit für Fahrer und Boxencrews.

Der Sprit war schon in den Gründerjahren der Formel 1 eine der wichtigsten Komponenten für eine gute Performance. Die damals aus Substanzen wie Benzol, Methylalkohol, Aceton und Nitrobenzol gebrauten Gemische waren allerdings nicht selten so aggressiv, dass die Restbestände nach Training und Rennen sofort abgelassen werden mussten - ohne diese Vorsichtsmaßnahme hätten die Motoren die Nacht nicht überlebt. Die Mechaniker, die mit diesem Sprit in Berührung kamen, erlitten teilweise so starke Hautverbrennungen, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Der Tank ist voll., Foto: Sutton
Der Tank ist voll., Foto: Sutton

Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Die FIA strich die Liste der erlaubten Zusätze aus Sicherheitsgründen nach und nach zusammen. Trotzdem experimentierten die Mineralölfirmen noch Anfang der Neunziger Jahre pro Saison mit über 300 Mischungen. Erst 1993 setzte die FIA einen Schlusspunkt hinter diese Entwicklung und verlangte, dass der Formel-1-Treibstoff allen Sicherheits- und Gesundheitsvorschriften der EU entsprechen muss. Der Performance der Boliden tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Entwicklung des Benzins, von dem ein Team pro Saison rund 200.000 Liter für Entwicklung, Tests und Rennen verbraucht, wird von den Mineralölfirmen nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau betrieben.

Die Anforderungen an den Treibstoff, der den Boliden den Schuss Extra-Power und damit die entscheidenden Zehntelsekunden bringt, sind enorm: Das Benzin sollte sehr leicht und im Verbrauch so niedrig wie möglich sein, damit das Gewicht der Autos gering gehalten werden kann und die Tankstopps möglichst kurz ausfallen.

Beim Tankvorgang selbst lässt sich keine Zeit sparen, denn die Tankanlagen sind genormt und pumpen pro Sekunde nur zwölf Liter des bleifreien Super-Benzins nach EU-Norm in den Tank, der unter und hinter dem Fahrersitz untergebracht ist. Aus Sicherheitsgründen und zum Schutz vor Feuer bei einem Unfall besteht er aus einer verformbaren Kevlar-Hülle. Beim Tanken in der Formel 1 sind Fahrer und Mechaniker durch feuerfesten Overall und Helm gut geschützt. Der normale Autofahrer ist an der Tankstelle einer weitaus größeren Feuergefahr ausgesetzt. Die Wahrscheinlichkeit von Feuer ist durch die Sicherheitsvorschriften zwar vergleichsweise gering, dennoch bleibt festzuhalten: Benzin verdunstet leicht und ist feuergefährlich.

Gleich gibts Futter für den Tank., Foto: Sutton
Gleich gibts Futter für den Tank., Foto: Sutton

Optimaler Sprit ist zwar auch im Alltagsverkehr sehr wichtig für die Performance des Autos, doch in der Formel 1 ist er ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsvorteil. Allein schon wenn er es dem Fahrer ermöglicht, mit derselben Benzinmenge eine oder zwei Runden mehr zu fahren als die Konkurrenz, kann das entscheidend für den Ausgang des Rennens sein. Der Benzinverbrauch spielt eine wichtige Rolle bei der Strategie und gehört deshalb zu den bestgehüteten Geheimnissen der Teams. Nach Expertenschätzung sind es etwa 70 Liter, die ein Formel-1-Auto auf 100 Kilometer verbrennt, was die Boliden angesichts der damit erreichten Spitzenleistungen zu regelrechten Sparmobilen macht.

Damit in der Formel 1 nur der zugelassene Sprit verwendet wird, muss jedes Team vor der Saison eine Probe bei der FIA hinterlegen. An den Grand-Prix-Wochenenden entnehmen die FIA-Techniker den Autos nach eigenem Ermessen Stichproben, die in einem mobilen Speziallabor an der Rennstrecke sofort analysiert und mit dem hinterlegten verglichen werden. Stimmen die Proben nicht überein, drohen harte Strafen bis hin zur Disqualifikation. Normalerweise halten sich aber alle Teams an die Regel, denn nur mit dem richtigen Sprit hat man auch Chancen auf das Podest!