"Beim Stichwort China denke ich an kleine Menschen, die Große Mauer, günstige Elektronik, eine fremde Sprache, eine fremde Kultur und eine Schrift, von der ich keine Ahnung habe." Herzlich Willkommen im fernen Asien, Sebastian Vettel! Was wir schon am Mittwoch wussten, als wir der Abholung seines China-Visums in München beiwohnten, ist nun offiziell: Der Formel 3-Pilot wird nicht nur in China, sondern bei allen drei ausstehenden Rennen dieser Saison als Freitagstester für BMW Sauber ins Lenkrad greifen.

Zunächst steht seine China-Premiere an. "Ich war bisher nur in Hongkong und Macau. In Hongkong roch es manchmal merkwürdig, aber es war schön, die Stadt zu sehen. Es gibt dort einen ‚Walk of Fame' wie in Hollywood mit den Handabdrücken von Leuten wie Jackie Chan, das war lustig." Den Shanghai International Circuit schätzt er als ebenso lustig ein. "Die Rennstrecke ist neu und anscheinend schwierig. Ich habe im Fernsehen viele Fahrer gesehen, die viele Fehler gemacht haben."

Nick Heidfeld kennt den Kurs noch aus dem Debütjahr - in der letzten Saison musste er beim China GP wegen seines Fahrradunfalls pausieren. "Schon im ersten Jahr fand ich das aber ein super Erlebnis. Die Rennstrecke ist imponierend. Obwohl sie so modern ist, hat sie doch wirklich Charakter. Als ich sie zum ersten Mal abgelaufen habe, hatte ich das Gefühl, sie sei schon ewig da. So natürlich wirkt sie."

Heidfeld ist der einzige BMW-Pilot, der den SIC bereits kennt - auch für Robert Kubica wird das Rennwochenende eine neue Erfahrung. "Ich freue mich sehr auf das Rennen in Shanghai. Bislang bin ich nur einmal auf chinesischem Boden Rennen gefahren - in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Macau." Wie Vettel zählt auch Kubica den Straßenkurs von Macau zu seinen Lieblungskursen. "Die Streckenführung des Shanghai International Circuit sieht sehr interessant aus, ein paar sehr originelle Kurven charakterisieren den Kurs."

Ungewohnt, aber gern gesehen: Podiumsjubel in Weiß und Blau., Foto: Sutton
Ungewohnt, aber gern gesehen: Podiumsjubel in Weiß und Blau., Foto: Sutton

Das Ziel für das drittletzte Rennen ist altbekannt: "Unsere Leistungen bei den zurückliegenden drei Grands Prix haben einen starken Aufwärtstrend gezeigt", sagt Mario Theissen. "Nicks dritter Platz im Qualifying von Monza und die beiden Podiumsplätze - in Ungarn mit Nick und in Italien mit Robert -, sind eindeutig mehr, als wir in unserer ersten Saison erwarten konnten." Demnach sei es für das Team noch "ungewohnt" gewesen, dem eigenen Fahrer bei der Siegerehrung zuzujubeln. "Aber es ist ein tolles Gefühl!" Eines welches man gerne noch öfter erleben würde, auch wenn das unter normalen Umständen schwierig werden dürfte.

"Drei Rennen vor Saisonende rangieren wir auf dem fünften Platz der Konstrukteurs-WM. Auch damit liegen wir vor dem Plan, und es wird nicht einfach werden, diese Position zu verteidigen", weiß Theissen. "Die kommenden Rennstrecken stellen grundlegend andere Anforderungen als Monza, wo wir sehr gut aufgestellt waren. Wir wollen unseren Schwung mit nach Asien nehmen, weiterhin im Qualifying unter die Top-Ten vorstoßen und im Rennen punkten."

Damit das klappt hat das Team in den vergangenen Wochen "besonders intensiv" im Windkanal gearbeitet und einige Modifikationen ausgeklügelt. "Diese sollten es uns erlauben, unseren positiven Trend fortzusetzen", betont Technikchef Willy Rampf. "Eine wichtige Rolle wird dabei auch der dritte Fahrer am Freitag spielen, um eine Abstimmung zu erarbeiten, die sowohl eine gute Qualfying-Performance als auch konstante Rundenzeiten im Rennen erlaubt." Damit wären wir wieder bei Sebastian Vettel angelangt, den neue Strecken aber nicht abschrecken - immerhin fuhr er gleich in drei seiner bislang vier Freien Trainings Bestzeit!