Pressekonferenzen können manchmal so vorhersehbar sein. Ein Beispiel gefällig? Okay, hier ist es: Freitag, 26. August 2006, Istanbul Speed Park. Geladen sind: Gerhard Berger, Nick Fry, John Howett und Frank Williams.

Was kann man von einer offiziellen FIA-Pk mit diesen vier Protagonisten erwarten? Natürlich eine Frage über den ersten Sieg von Honda und Jenson Button. Nick Fry beantwortete diese gerne und ausführlich, schließlich hatte man "lange darauf hingearbeitet" und natürlich habe der Erfolg einen "großen Motivationsschub" im Team ausgelöst.

John Howetts Toyota-Team beliefert 2007 Frank Williams Rennstall mit Motoren. Wollen die Japaner irgendwann Williams komplett übernehmen, so wie es Eddie Jordan zuletzt in einer Kolumne vorgeschlagen hat? Sir Frank hält davon nichts, er hat die Kolumne noch nicht einmal gelesen. Und John Howett möchte mit seinem eigenen Werksteam an die Spitze, ein Aufkauf kommt für ihn nicht in Frage.

Was ist also mit der erhöhten Motorendrehzahl bei Toro Rosso? Hätte man vielleicht schon früher danach verlangen sollen? Gerhard Berger verneint, man sei zufrieden, so wie es ist. Das gleiche gilt übrigens für die Fahrerpaarung: Scott Speed und Tonio Liuzzi sollen auch 2007 für die Jungbullen Gas geben. Aufmerksame Leser wussten das auch schon vor dieser Pressekonferenz - wie so vieles, was hier besprochen wurde.

Etwa die Tatsache, dass Toro Rosso derzeit drei Motorenoptionen besitzt: Cosworth V8, Renault und Ferrari. "Was es am Ende wird, wissen wir aber noch nicht", sagt Berger. "Die Entscheidung benötigt noch etwas Zeit." Eine Deadline hat man sich nicht gesetzt.

Die Frage der Fragen

Und dann waren da natürlich noch die unvermeidbaren Masse-Dämpfer. "Wir hatten sie", sagte Berger gleich zu Beginn der Pressekonferenz. "Aber wir haben sie in unserem Auto nie richtig verstanden", verriet er. "Manchmal sahen wir einen Vorteil, manchmal nicht. Wenn man es richtig verstanden hat, dann war es sicher gut, aber uns hat es keinen großen Vorteil gebracht."

Wie lange redet der denn noch?, Foto: Sutton
Wie lange redet der denn noch?, Foto: Sutton

Dafür soll die FIA Renault mit dem Verbot benachteiligt und in den WM-Kampf eingegriffen haben, so beurteilt jedenfalls Renault-Teamboss Flavio Briatore das Urteil. Was halten seine Kollegen von diesen Vorwürfen?

Wenn man die Quantität der Aussagen betrachtet, müsste man meinen: sehr viel. Nick Fry warnte bereits zu Beginn seiner Antwort: "Dafür muss ich etwas ausholen." Dann erzählte er von der Entwicklung und den Tests des Masse-Dämpfers bei Honda. "Wenn er nicht verboten worden wäre, würden wir hier wahrscheinlich damit fahren", lautete das Ende dieser einleitenden Geschichte. Mit der Frage und der Beeinflussung der WM hatte das aber noch nichts zu tun.

Aus Frys Sicht entwickelten sich die Masse-Dämpfer in eine "nicht fruchtbare" Richtung. "Deshalb begrüße ich die Entscheidung der FIA." Warum sagt er zwar nicht, dafür benennt er jedoch die Nachteile, die seinem Team dadurch entstehen: Kosten für die Entwicklung eines Systems, das sie jetzt nicht einsetzen dürfen, welches ihnen aber durchaus einen Vorteil hätte bringen können.

Dann kam er endlich zum Kern der Frage: "Ob es fair ist? Ich gehöre nicht zu den Verschwörungstheoretikern, die glauben, dass damit die WM manipuliert werden soll." Gerhard Berger wollte sich nicht auf einen langen Exkurs einlassen und kam deswegen "gleich zur Frage" zurück: "Ja, es wird für Renault einen Unterschied machen. Denn sie haben die Dämpfer offensichtlich verstanden und werden darunter am meisten leiden." Berger hofft allerdings, dass dies am Ende keinen Einfluss auf den Ausgang der WM haben wird. "Hoffen wir einfach, dass der Beste die Weltmeisterschaft gewinnt und die Dämpfer keine Rolle spielen."

Frank Williams lässt sich, ganz der alte Rennfuchs, nicht so einfach abspeisen. "Ich habe keinen Streit mit der FIA", schob er voraus. "Aber es ist eine seltsame Zeit, um so eine Technik zu verbieten. Ich kann also nur annehmen, dass sie erst kürzlich bei Renault eingebaut wurde, oder war sie schon vor einem Jahr da? Was ich damit sagen will: Wie genau untersucht die FIA eigentlich die Autos zu Saisonbeginn und jedes Quartal? Diese Frage bleibt ungeklärt..."