Egal ob Ferrari-Star, frisch gebackener GP-Sieger oder mehrfacher Weltmeister: Alle bissen sich am Freitagnachmittag die Karbonzähne an der Bestzeit von F1-Neuling Sebastian Vettel aus. Nach nur zwei Testtagen sicherte sich der 19-Jährige bei seinem Debüt als Freitagstestfahrer die schnellste Rundenzeit aller 29 Piloten und beider Trainingssitzungen!

Ex-GP-Pilot Marc Surer sah schon kurz nach Trainingsende die Schlagzeilen der Samstagspresse: "Vettel vor Schumacher!". Aber nicht nur das, der Zweite der Formel 3 EuroSeries bekam es an seinem ersten GP-Freitag gleich mit der geballten F1-Ladung zu tun: Zunächst musste er lange auf die Gewährung seiner Superlizenz durch die FIA warten, danach malträtierte ihn die Presse am Donnerstag mit ihren bohrenden Fragen. Als nächstes stand sein Debüt im 1. Freien Training an, in welchem er gleich seine Schnelligkeit bewies: Vettel war zu schnell in der Box und bekam 1.000 Dollar Strafe. Im 2. Training ging es genauso schnell weiter: Bestzeit und danach ab zur Dopingprobe. "Ich bin gleich an meinem ersten Wochenende mit zwei F1-Sitten konfrontiert worden: Früh habe ich vergessen den Speedlimiter zu drücken, was leider teuer wird, und nachmittags wurde ich für die Dopingprobe ausgelost."

"Am ersten Wochenende ist das alles wahrscheinlich ein bisschen viel", lächelte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen, "danach muss er erst einmal alles Revue passieren lassen. Aber das wird schon", machte er seinem Newcomer Mut. "Es freut mich sehr für ihn, aber die Bestzeit stand gar nicht auf seinem Programm. Ich habe ihn gestern sogar noch eingebremst und gesagt, dass er ja nicht zu viel riskieren soll."

Schließlich hatte er als Freitagstester eine wichtige Aufgabe zu erledigen, er musste für die beiden Stammpiloten Nick Heidfeld und Robert Kubica Reifen testen und Abstimmungen ausprobieren. "Dieses Programm hat er problemlos erledigt und es freut mich sehr für ihn, aber wir sollten es nicht überbewerten", hält Theissen den Ball flach. Dennoch erhält Sebastian sicherlich nicht nur von seinem Motorsportdirektor einen Schulterklopfer. "Das war eine sehr gute Vorstellung. Insbesondere da wir uns die Frage stellten, ob wir einen 19-Jährigen schon so früh in ein F1-Auto setzen sollten. Wir haben es getan, weil wir ihn schon lange kennen. Er hat mit 6 Jahren angefangen Rennen zu fahren und daher viel Erfahrung. Deshalb waren wir uns sicher, dass er mit der Situation fertig wird. Das hat er glänzend gelöst."

"Es war schon schwierig, da ich die Strecke nicht kannte, aber ich bin gut zurechtgekommen und konnte auch einige Informationen liefern", bilanzierte Vettel. "Es ist unglaublich, was mit einem F1-Auto in schnelleren Kurven abgeht. Das Ergebnis ist natürlich super und hat selbst mich überrascht." Da gab es auch Lob von einem erstaunten Ralf Schumacher. "Er hat die Bestzeit geholt?", fragte er überrascht im Premiere-Interview kurz nach Trainingsende. "Das ist schön, aber die Freitagsfahrer haben auch unendlich viele Reifen und fahren ganz andere Spritlevel. Allerdings hat er das Auto auf der Strecke gehalten und eine tadellose Leistung gezeigt." Kein Wunder, dass Sebastian auf dem Weg zur Dopingprobe nur zwei Wörter brauchte, um zu beschreiben, wie es sich anfühlt ganz oben in einer Formel 1-Ergebnisliste zu stehen: "Gut, super!"