Ich bin zwar heute noch nicht allzu viel gefahren, aber ich fahre sehr gerne hier. Vor allem die Kurve acht ist toll. Auch noch mit den diesjährigen V8-Motoren. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sie im Qualifying voll geht. Manchmal verändern sich Streckenbeläge durch ihren ersten Winter stark und entwickeln Bodenwellen, aber der Kurs hier hat sich gegenüber 2005 kaum verändert. Auch der Sicherheitsstandard hier ist hoch. Ich würde sagen, in Istanbul Formel 1 zu fahren ist weniger risikoreich als sich hier im öffentlichen Straßenverkehr zu bewegen.

Im vergangenen Jahr hatte ich mich im Motorhome an der Rennstrecke einquartiert, um dem Chaos aus dem Weg zu gehen. Aber andererseits haben ein richtiges Hotelbett und vor allem eine Metropole wie Istanbul natürlich auch ihren Reiz. Die Stadt ist schön. Und die Lage am Bosporus ist gigantisch. Am Mittwoch hatte ich einen Pressetermin in der obersten Etage eines Hotels. Der Blick war so was von beeindruckend, ich habe die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut. Jetzt habe ich eben auch Eindrücke von der Stadt gewonnen und kann bestätigen, was die Leute mir gesagt haben. Damit ich im Stau etwas flexibler bin, hatte ich mir von BMW eine K1200R anstatt eines Autos gewünscht. Man sieht hier übrigens überraschend wenige Motorräder, obwohl das gegen die Verkehrsdichte helfen könnte.

Auf der Rennstrecke sind wir hier wieder mit drei Autos im Einsatz. Sebastian Vettel hat heute seinen ersten Trainingstag gehabt. Seine Aussagen sind noch nicht mit dem zu vergleichen, was Robert geliefert hat, weil Sebastian ja noch viel weniger F1-Erfahrung hat. Aber er hat seinen Job trotzdem sehr gut gemacht und wird dazulernen.

Es gibt auch wiederum Veränderungen am Auto. Sichtbar sind ein neuer Frontflügel und neue Bremsbelüftungen. Das Entwicklungstempo hat gegenüber dem früheren Sauber-Team deutlich angezogen. Auch die Ansprüche sind gestiegen. Wenn wir früher eine neue Nase für unser Auto hatten, und sie hat den Crashtest bestanden, dann haben wir gesagt: "wunderbar, die kommt ans Auto". Wenn wir damit heute auf Anhieb durchkommen, dann sagen die Leute: "womöglich ist sie zu schwer, wir bauen eine neue". Das sind alles erfreuliche Fortschritte, aber es sollte trotzdem keiner von uns erwarten, dass wir hier in der Türkei wieder aufs Podium fahren. In Ungarn waren es außergewöhnliche Umstände, die wir zu nutzen verstanden. Hier in Istanbul wären wir mit Punkten zufrieden. Unser Gegner ist momentan Toyota, mit denen wir punktgleich sind. Es wird schwer, an Platz fünf heranzukommen. Aber wir haben in unserem ersten Jahr schon ein paar Teams hinter uns gelassen, die länger als wir dabei sind.