Ja, Sie sind hier genau richtig! Auch wenn sich das "Bodywork" Ihres Lieblings-Motorsport-Magazins etwas verändert hat, gilt weiterhin: wo motorsport-magazin.com drauf steht, ist noch immer motorsport-magazin.com drin. Demnach werfen wir auch am 13. Rennsonntag dieses Jahres einen Blick auf die sieben Schlüsselfaktoren des anstehenden Großen Preises - diesmal jenes von Ungarn.

1. - S wie Strafen

In Hockenheim waren die Dämpfer das Thema schlechthin. Zu Beginn des Ungarn-Wochenendes mag das noch immer zugetroffen haben, aber spätestens seit Freitagabend dreht sich alles um das neueste "S" der F1-Welt: Die Strafen.

"Ich habe gestern bei Alonso schon gedacht, wie kann man so etwas machen - und jetzt dann das von Michael - ich glaube es einfach nicht", staunte Nick Heidfeld über die Ereignisse am Hungaroring. Denn dort gaben sich die Piloten die Türklinke der Rennleitung nicht nur sprichwörtlich in die Hand.

Schumacher schoss bei rot an Alonso vorbei..., Foto: Sutton
Schumacher schoss bei rot an Alonso vorbei..., Foto: Sutton

Um das Strafen-Feuerwerk abzurunden, wurde auch Scott Speed von den Rennkommissaren mit einer Strafe versehen: Der Amerikaner wurde für das in diesem Jahr allseits beliebte "blocking" im Qualifying bestraft. Ihm wurden seine drei schnellsten Qualifying-Zeiten gestrichen.

In den Diskussionen um die Bestrafungen der beiden WM-Titelanwärter ging das aber völlig unter. "Das verstehe ich überhaupt nicht", sagte Niki Lauda über Michael Schumachers doppeltes Rotvergehen. "Dafür fehlen mir die Worte." Wenn selbst er einmal sprachlos ist...

2. - S wie Startaufstellung

Nachdem die beiden härtesten Konkurrenten und schnellsten Fahrer der zweiten Qualifying-Session von den Rennkommissaren aus dem Weg geräumt waren, war der Weg für die zweite Pole Position von Kimi Räikkönen frei. Innerhalb von nur einer Woche fuhr der Finne zum zweiten Mal auf den Startplatz an der Sonne.

Neben ihm startet Felipe Massa, der die Pole eigenen Aussagen zu Folge im Verkehr verlor. Durch die vielen Autos vor sich, soll er angeblich seine Reifen nicht auf Temperatur gebracht haben. Die Cockpitaufnahmen zeigten jedoch auf beiden Qualifying-Anläufen mehrere Fehler, die das gleiche bewirkt haben dürften...

In der zweiten Startreihe hält Rubens Barrichello die Honda-Fahnen hoch, auch wenn diese nach dem neuerlichen Motorschaden von Jenson Button im 3. Freien Training etwas an Wind verloren haben. Dieser Motorschaden brachte auch das Unheil für Michael Schumacher ins Rollen, denn in genau dieser Rotphase passierte der Fauxpas des Deutschen.

Neben Barrichello geht Pedro de la Rosa aus der zweiten Reihe ins Rennen und rundet damit das silberne Gesamtbild ab. In Reihe 3 setzen Mark Webber und Ralf Schumacher den Trend zu vielen verschiedenen Teams unter den Top6 fort; nur McLaren brachte beide Fahrer unter die Top4. Der beste Renault-Pilot ist Giancarlo Fisichella auf 7. Neben ihm geht Jarno Trulli vor den beiden BMW-Sauber ins Rennen.

3. - S wie Start

Schon wieder Pole für den Ice Man., Foto: Sutton
Schon wieder Pole für den Ice Man., Foto: Sutton

Das Qualifying ist im Monaco des Ostens bekanntlich schon die halbe Miete. Mindestens genauso wertvoll ist der Start: Wer nicht im Sprint bis zur ersten Kurve oder zumindest in den ersten Kurven einen oder mehrere Plätze gutgemacht hat, muss auf eine gute Boxenstrategie hoffen.

Erschwert wird der Start durch die relativ schmutzige rechte Startseite. Deshalb bekam man von einigen Fahrern, darunter auch Michael Schumacher, zu hören: "Glücklicherweise starte ich auf der sauberen Seite." Norbert Haug präzisierte: "Die innere Linie ist hier traditionell schlecht. Die Startplätze 2, 4, 6 und 8 haben normalerweise ein Handicap, da dort der Grip viel schlechter ist."

Dennoch setzen einige Fahrer darauf schon am Start die Flucht nach vorne zu ergreifen. "Hoffentlich kann ich am Start einige Plätze gutmachen", nannte Michael Schumacher den ersten Teil seiner Renntaktik. Aber auch Giancarlo Fisichella hat sich von Rang 7 viel vorgenommen: "Ich starte auf der sauberen Seite und habe ein gutes Gefühl - viel besser als in den letzten Rennen. Das Auto wird von Runde zu Runde besser."

4. - S wie Setup

Der Hungaroring wird nicht ohne Grund gerne mit den Straßenschluchten von Monte Carlo verglichen: Auch hier geht es eng und winklig zu - nur eben ohne Leitplanken.

Für die Teams bedeutet dies, dass man 4 hier alles an Flügeln auf die Autos packt, was der Windkanal bislang ausgespuckt hat. Besonders deutlich wird dies nicht nur beim Detailstudium der Flaps, Winglets und sonstigen aerodynamischen Anbauteile, sondern auch beim Blick auf die Höchstgeschwindigkeiten: Trotz der relativ langen Start- und Zielgeraden erreichen die Boliden dort noch nicht einmal 300 km/h - dem Abtrieb für den kurvenreichen Teil sei Dank.

Insgesamt zählt der Ungarn-GP mit seiner Durchschnittsgeschwindigkeit von 180 km/h also zu den langsamen Rennen. Dafür haben es die Kurven in sich. Demzufolge kommt auch weniger Wichtigkeit der reinen Motorleistung, den Bremsen oder der Aerodynamik zu, sondern stehen vor allem die Balance und der Grip im Vordergrund. Die Strecke selbst verlangt aufgrund der vielen und engen Kurven zusätzlich nach viel aerodynamischem Anpressdruck, um auch in den langsamen Kurven eine optimale Haftung erzielen zu können.

Hier verrauchen Jensons Podesthoffnungen..., Foto: Sutton
Hier verrauchen Jensons Podesthoffnungen..., Foto: Sutton

Entsprechend werden die Boliden mit hohen Flügeleinstellungen und einer weichen Federung auf die Strecke geschickt. Die weich eingestellte Federung soll für eine gute Traktion sorgen, damit die Piloten aus den Kurven gut herausbeschleunigen können.

5. - S wie Strategie

Zum zweiten Mal innerhalb von nur sieben Tag steht ein McLaren Mercedes auf der Pole Position. Nachdem sich die Silbernen in Hockenheim einen vorderen Startplatz in den ersten zwei Reihen zum Ziel gesetzt hatten, betonte Norbert Haug diesmal, dass man bei Kimi Räikkönen nicht auf eine "wahnwitzige" Strategie gesetzt habe. Stattdessen hätte es der Finne angeblich auch mit Schumacher und Alonso aufnehmen können.

"Wir haben eine konservative Strategie mit einer ebenso konservativen Reifenwahl, aber die Reifen sollten sehr konstant sein", sagte Martin Whitmarsh. "Das Auto wurde für das Rennen abgestimmt und wir sollten sehr stark sein."

Beim Strategiekarussell wird dennoch erwartet, dass kaum jemand auf zwei Stopps setzt - selbst bei den Michelin-Teams, die zumindest ihren eigenen Aussagen zu Folge auf Long Runs sehr konstant sein werden. "Es wird wohl kaum jemand nur zwei Stopps fahren, das Minimum werden drei Stopps sein", prophezeite Markus Winkelhock.

Der Midland-Testfahrer sprach auch über die wichtigste Komponente für die kühlen Temperaturen: "Man muss schon extrem reifenschonend fahren, denn wenn man es übertreibt, kann man einen Reifen innerhalb von drei, vier Runden kaputt fahren", weiß er aus den Freien Trainings aus eigener Erfahrung. "Das wird im Rennen entscheidend sein. Im Moment scheint Michelin einen Vorteil zu haben, aber wenn die Bridgestone-Teams eine gute Taktik haben, könnte der Unterschied möglicherweise gar nicht mehr so groß sein."

Eine weitere entscheidende Komponente wird wie üblich das Wetter. Zwar blieb es bislang in den Trainingssitzungen trocken und erwartet Nick Heidfeld zu seinem Leidwesen keinen Regen, aber immerhin existiert laut den Wetterfröschen eine rund 20-prozentige Regenwahrscheinlichkeit. Die Temperaturen sollen am Nachmittag wie das gesamte Wochenende bei ca. 22 Grad liegen.

6. - S wie Speed

Obwohl das Ungarn-Wochenende bislang bereits drei Überholmanöver produziert hat, alle drei zogen wegen übersehener Flaggen schwere Konsequenzen nach sich, wird es im Rennen wohl leider nicht so zahlreich weitergehen. Denn der Hungaroring gilt fast als noch überholfeindlicher als Monaco - und dort ist es schon unmöglich zu überholen. Wenn man sich dennoch die klitzekleine Chance auf einen aktiven Positionswechsel auf der Strecke erhalten möchte, muss man am Ende der Zielgeraden genügend Überschuss haben, um den Konkurrenten zu passieren. Zumindest zwischen den beiden Titelanwärter liegt hier ein deutlicher Unterschied.

Platz Fahrer Top-Speed
1. Felipe Massa / Ferrari 288,6
2. Michael Schumacher / Ferrari 288,2
3. Kimi Räikkönen / Mercedes 285,9
4. Rubens Barrichello / Honda 285,6
5. Pedro de la Rosa / Mercedes 284,7
6. Jenson Button / Honda 284,5
7. David Coulthard / Ferrari 283,6
8. Takuma Sato / Honda 283,3
9. Tiago Monteiro / Toyota 282,2
10. Nick Heidfeld / BMW 281,9
11. Fernando Alonso / Renault 281,8
12. Giancarlo Fisichella / Renault 281,8
13. Robert Kubica / BMW 281,6
14. Scott Speed / Cosworth V10 281,3
15. Christian Klien / Ferrari 280,8
16. Tonio Liuzzi / Cosworth V10 280,6
17. Ralf Schumacher / Toyota 279,8
18. Sakon Yamamoto / Honda 278,4
19. Mark Webber / Cosworth 278,3
20. Christijan Albers / Toyota 277,3
21. Jarno Trulli / Toyota 276,5
22. Nico Rosberg / Cosworth 275,5

7. - S wie Spannung

An Spannungsmomenten mangelt es vor dem Großen Preis von Ungarn nicht. "Die beiden stärksten Autos starten im Mittelfeld - das verspricht ein spannendes Rennen", weiß Renault-Motorenchef Denis Chevrier. "Hoffentlich wird Fernandos Fight mit Michael im Mittelfeld genauso spannend wie an der Spitze", hofft Pat Symonds.

Damit dies funktioniert soll sich die "Konstanz" der Michelin-Reifen auf die Distanz auszahlen. "Unser Auto funktioniert gut mit den Michelins - ich konnte einige konkurrenzfähige Zeiten setzen und im Rennen sollte es noch besser werden", gibt sich Fernando Alonso kämpferisch. "Ich habe das Gefühl, dass wir dank der Konstanz der Reifen ziemlich stark sein werden."

Auch Flavio Briatore rechnet mit einem "sehr spannenden" Rennen. "Da gibt es sicher einiges an Action." Schumachers Überholaktionen unter Rot konnte sich Briatore aber nicht erklären. "Ich weiß nicht, was Michael heute gemacht hat, wie das passieren kann, vielleicht hat er es ja gemacht, um den Fans was zu bieten." Das hat im Qualifying funktioniert und sollte auch im Rennen für Action sorgen - denn um von den Rängen 15 und 11 in die Punkteränge zu gelangen, müssen die zwei Titelanwärter richtig Gas geben.

Wie weit kommt Alonso noch nach vorne?, Foto: Sutton
Wie weit kommt Alonso noch nach vorne?, Foto: Sutton

Norbert Haug traut ihnen noch einiges zu. "Auch von Platz 11 kann Michael mit einer guten Strategie noch etwas erreichen, das Rennen ist für ihn noch nicht verloren", kündigte er an und rechnet genauso mit Alonso. Nur der Spanier ist da eher skeptisch: "Selbst für den sechsten oder siebten Platz müsste ich fast zehn Autos überholen. Mehr ist auf dieser Strecke kaum möglich."

Michael Schumacher geht das forscher an die Sache heran: "Punkte sollten auf jeden Fall drin sein, ob wir auch noch aufs Podium fahren können, lässt sich nicht sagen." Aber versuchen wird er es. "Unser Paket ist sehr konkurrenzfähig", stimmte Jean Todt zu. "Selbst auf alten Reifen können wir eine gute Pace gehen", glaubt Massa mit der Konstanz der Michelins mithalten zu können. Wenn ihm das gelingt, kann möglicherweise er die roten Fahnen hochhalten und seinen ersten GP-Sieg einfahren.

Im Weg steht ihm der Pole-Setter, der unbedingt seinen ersten Saisonsieg holen möchte. "Wir können gewinnen", kündigte Kimi Räikkönen schon auf der Pole-PK an. "Wir gehen mit der Erwartung in den Sonntag das Rennen gewinnen zu können", bestätigte Martin Whitmarsh, der McLaren zwar leicht hinter der Ferrari-Qualifying-Pace, aber vor Renault einstuft. Die Puszta kann sich also auf einen packenden 13. Saisonlauf gefasst machen.