Bernie Ecclestone sprach von "Idioten", Niki Lauda "fehlten die Worte" - und das ganze Fahrerlager in Ungarn rätselte nur über ein Thema: Wie kommt es, dass die zwei WM-Kandidaten Fernando Alonso und Michael Schumacher an einem Wochenende plötzlich beide die Nerven verlieren und sich völlig unverständliche Fehler leisten?

Bei Fernando Alonso, immer als sehr beherrscht und kalkuliert eingestuft, wollen Beobachter ja schon spätestens seit Hockenheim Anzeichen ungewöhnlicher "Druckwirkung" bemerkt haben - was er und sein Renault-Technikchef Pat Symonds ja hier logischerweise noch einmal permanent abstritten. Doch eine Erklärung gäbe es schon, warum Alonso in diesem Jahr anders reagiert als 2005 im Titelduell mit Kimi Räikkönen. Der Spanier scheint ein bisschen das Gefühl zu haben, einen Mehrfrontenkampf zu kämpfen - nicht nur gegen Schumi auf der Strecke. Die politischen Entscheidungen wie das plötzliche Verbot der Dämpfer spielen da genauso eine Rolle wie jetzt die seiner Ansicht nach zu harte Strafe vor allem für die Doornbos-Aktion - eine Meinung, die ja von einigen seiner Kollegen durchaus geteilt wird.

Und ob es nun an einigen Stellen als Verfolgungswahn bezeichnet wird oder nicht, ob sich die FIA noch so heftig verteidigt oder nicht - die Befürchtung, dass man in einem Titelduell mit Ferrari immer gegen gleich zwei Gegner kämpft, hat sich in den Jahren seit 1997 in immer mehr Köpfen in der Formel 1 festgesetzt. Bei der Abfolge von Ereignissen, die sich in einer langen Liste finden lassen, nicht ganz unverständlich: von Verboten vorher von der FIA abgenommener Teile, von denen vor allem McLaren ein Lied singen kann (Bremsen, Getriebe), über bei Williams nicht, bei Ferrari schon genehmigte Flügel 1997, über seltsame Strafen, etwa für fehlende Motorensiegel bei McLaren, plötzliche Regeländerungen, die Flügelaffäre von Malaysia 1999, die ewigen Diskussionen über die Traktionskontrolle 2001 - immer waren die Ferrari-Gegner die "Opfer"…

Was bei Alonso in diesem Jahr noch dazu kommt: Durch seinen Wechsel zu McLaren 2007 ist er sich möglicherweise auch nicht mehr ganz sicher, wie groß die Unterstützung im Team für ihn wirklich noch ist - Spannungen zumindest mit Teilen der Renault-Truppe gibt es ja schon seit einiger Zeit.

Aber Schumacher - nach dem Aufschwung der letzten Wochen in der perfekten Verfolgerposition, mit 15 Jahren Formel-1-Erfahrung, unzähligen Titelduellen auf dem Buckel? Da ist das allgemeine Kopfschütteln noch größer, finden sich erst recht keine Erklärungen. Aber in vielen Dingen für Außenstehende ein Rätsel zu sein - das ist ja schon länger eine der sehr charakteristischen Eigenschaften des Michael Schumacher…