Formula 1 was coming home: Aber gegen König Fußball hatte selbst die Königsklasse des Motorsports dieser Tage keine Chance. Dennoch gab es im Home of British Motor Racing einiges zu lernen...

Die Lehre vom Wirbel

Es gab wohl noch nie in der Geschichte der Formel 1 ein Meeting, das mit so großer Aufmerksamkeit bedacht und so stark erwartet wurde. Dabei handelte es sich noch nicht einmal um eines der berüchtigten Teamchefmeetings oder eines der Treffen von Bernie und Max - nein, es war ein schlichtes Fahrer-Meeting der GPDA. Und was war das Ergebnis des ganzen Rummels? Gar keins - zumindest drang keines nach außen, was in der Formel 1-Welt ja auch schon einmal etwas wert ist. Jacques Villeneuve zog trotzdem oder gerade deswegen seine Konsequenzen: Er trat aus der Fahrervereinigung aus, da er sich nicht mehr durch Michael Schumacher vertreten gesehen möchte. Oder wie Nico Rosberg den Ex-Champion taufte: "Wir haben einen GPDA-Präsidenten, der laut FIA absichtlich die anderen behindert."

Die Lehre vom runden Leder

Das runde Leder eroberte den Paddock., Foto: Sutton
Das runde Leder eroberte den Paddock., Foto: Sutton

Seit Freitag ist nicht nur das F1-Fahrerlager vom Fußballfieber infiziert. Aber gerade dort grassierte diese tückische Krankheit besonders. Selbst anerkannte Fußball-Muffel wurden von ihr erfasst: "Ich könnte mich ja eigentlich einmal beim österreichischen Nationalteam bewerben", scherzte Ralf Schumacher. Der Wahl-Österreicher wusste zwar nicht wann das Eröffnungsspiel stattfinden sollte, war dafür aber genauestens über die Ereignisse von Cordoba 1978 informiert. "Das weiß ich aber auch erst, seit ich in Österreich wohne, weil da erzählen die heute noch von..."

Die Lehre von den Press Releases

Als Rennfahrer, selbst als Testfahrer, bleibt Alex Wurz die Journalisten-Standardlektüre eines jeden Renntages - glücklicherweise - erspart: Die Team Press Releases am Ende eines jeden Tages. Dennoch scheint Alex das Prinzip schon zu kennen: "Ich bin mir sicher, dass heute alle das gleiche sagen werden", begann er seinen Kommentar im Williams-PR vom Freitag. Dafür verantwortlich war jedoch nicht nur seine Intimkenntnis der Pressemitteilungen. Denn "die Streckenbedingungen waren heute ganz anders als beim letzten Test". Davon überzeugten die vielen Fahrer- und Technikeraussagen sogar den Testschwänzer Michael Schumacher: "Die Streckenbedingungen sind hier ganz anders als beim Testen", sagte er voller Überzeugung. "Das haben mir zumindest die anderen Fahrer gesagt - wir waren beim Test ja nicht dabei."

Die Lehre von der FIA

Öfter einmal etwas Neues: Das sagt sich auch die FIA. Aber nicht nur, wenn es darum geht neue Regeln einzuführen. Auch bei den Pressemeldungen geht der Weltverband gerne einmal neue Wege. Nach gut 40-seitigen Briefwechseln zwischen Max Mosley und Paul Stoddart griff man diesmal auf eine neue Variante zurück: Die FIA veröffentlichte ein Interview einer Fachzeitschrift als Pressemitteilung. Wir warten ja immer noch darauf, dass sie unseren keinesfalls kritischen Kommentar zu Max Mosleys Motoreneinfrierungs-Idee auch in alle F1-Welt versendet...

Die Lehre vom Freien Training

Sie hatten trotzdem ihren Spaß..., Foto: Sutton
Sie hatten trotzdem ihren Spaß..., Foto: Sutton

Die Ingenieure mögen ja von den veränderten Streckenbedingungen, dem geringen Grip und dem starken Wind nicht so begeistert gewesen sein, aber allen Zuschauern boten diese Widrigkeiten wenigstens etwas Abwechslung und Action: Denn ohne die Dreher von Giancarlo Fisichella & Co wäre das Freie Freitagstraining ähnlich langweilig gewesen wie das Rennen. Der einzige weitere Spannungsmoment der 2. Trainingsstunde war ein kleiner Kaffeeunfall im Media Centre - aber keine Angst, unser Equipment blieb von dem rebellischen Bohnengetränk verschont.

Die Lehre vom Wunderrad

Um nicht noch einen zweiten Dreher auf den Asphalt zu legen, machte Michael Schumacher am Freitag viele Umdrehungen an seinen Lenkrad-Rädchen. Die neugierigen Kollegen aus Österreich wollten nun wissen, was er denn an seinen 'Wunderrädchen' verstellt habe? "Ja, das sind Wunder und über Wunder redet man nicht", blockte der Ex-Champion ab - und zwar ganz straffrei. Aber sind diese Wunder denn auch eingetreten? "Nicht unbedingt. Aber morgen drehen wir weiter fleißig am Rädchen." Gebracht hat es ihm nichts - außer vielleicht zwei weitere Zähler Rückstand auf Fernando Alonso.

Die Lehre von der Flexibilität

Flexibel muss man sein...., Foto: Sutton
Flexibel muss man sein...., Foto: Sutton

Vor einigen Wochen schlugen die angeblich flexiblen Flügel einiger Teams hohe Wellen - manche Rennställe mussten sogar an ihren Front- respektive Heckflügeln nachbessern. Danach geriet das Thema in Vergessenheit, bis immer mehr Fahrer und Teams offen darüber sprachen, dass es durchaus ein, zwei Teams gebe, die mit so genannten aero-flexiblen Flügeln agieren würden. Für Silverstone stellte Keke Rosberg fest: "Man muss hier gute Flexi-Wings haben, sonst steht man hier nicht vorne." Deshalb überraschte ihn der Aufschwung von BMW Sauber nicht. "Denn auch sie haben Flexi-Wings." Christian Danner drückte das gleiche auf Umwegen aus: "Sie fahren wahrscheinlich jetzt auch irgendetwas, was die anderen auch alle fahren." Nick Heidfeld wollte das logischerweise nicht bestätigen. "Die Flügel sind so flexibel, wie sie sein müssen." Nachbesserung: "... sein dürfen." Laut Danner werden aber "bald" alle eine flexible Nachbesserung an ihren Flügeln anbringen. Für Ralf Schumacher ist das alles "einfach Quatsch".

Die Lehre vom Zoo

Juan Pablo Montoya ist als Heißblut bekannt. David Coulthard hingegen eher als Gentlemen und PR-Mann. Am Samstag gingen mit ihm aber die roten Bullen durch: Der Schotte beschuldigte JPM eines "ekelhaften" und "inakzeptablen" Fahrstils. Mit ihm zu reden bringe nichts - das wäre wie "in den Zoo zu gehen und mit einem Schimpansen zu reden". Trotzdem hatte DC dem Kolumbianer auf dem Rückweg vom Stewards-Meeting viel zu sagen: Montoya und Coulthard kamen wild gestikulierend und diskutierend von der Anhörung zurück. Erst vor dem McLaren-Motorhome beendete Norbert Haug das öffentliche Zwiegespräch, indem er den Kolumbianer beinahe am Kragen hineinzog. Es hatte fast den Eindruck, als ob er am liebsten auch noch seinen ehemaligen Schützling mitgenommen hätte. Einer muss eben immer für Ordnung sorgen...

Mehr Spannung: Die Briten sehen sich jegliche Art von Rennen an., Foto: Sutton
Mehr Spannung: Die Briten sehen sich jegliche Art von Rennen an., Foto: Sutton

Die Lehre von der Spannung

Haben Sie das GP2-Sprintrennen gesehen? Da war Action drin: Auch wenn letztlich mit Lewis Hamilton und Timo Glock nur zwei Fahrer für Überholmanöver sorgten - aber was für welche! Kurz darauf mussten wir uns im F1-Rennen mit 'packenden' Fernduellen bei den Boxenstopps begnügen. Christian Danner fand die richtigen Worte dafür: "Das Rennen war gähnend langweilig."

Die Lehre für Fisico

Giancarlo Fisichella gilt nicht als Nummer 2. Er wird für seine Aufholjagden wie in Monaco gelobt. Ihm wird für seine Siege wie in Malaysia auf die Schulter geklopft. Und er bekommt auch nach einem 5. Platz wie in Silverstone von Flavio Briatore ein Lob für ein "tolles" Rennen. Aber bei den Worten von Jean Todt dürfte ihm alles vergehen: "Alonso war nicht beim Test in Barcelona", begründete er die Fehleinschätzung der Renault-Pace. Fisichella war hingegen schon dort. Was lernen wir daraus, Fisico? Positiv formuliert, dass sein Teamkollege ein Ausnahmetalent ist...

Die Lehre von der Wiederholung

Pole Position, deutlicher Sieg, beides zum dritten Mal in Folge - für Flavio Briatore alles ganz "easy". Laut dem Renault-Boss musste man noch nicht einmal ans Limit gehen, um in Silverstone den sechsten Saisonsieg zu holen. Die gelb-blaue Siegesserie, die unglaubliche Zuverlässigkeit von Fernando Alonso, seine Gelassenheit, mit der er die Triumphe einfährt - all das erinnert stark an die Jahre 2002 oder 2004. Damals dominierte ebenfalls ein Fahrer mit seinem Team die Formel 1. Nur er trug einen roten Rennanzug und erlebte 2005 die Kehrseite der vielen Siegermedaillen. Da Alonso derzeit die Wiederholung der Ferrari-Dominanz durchmacht, bleibt für ihn zu hoffen, dass sein silbernes 2007 nicht zu einem roten 2005 wird.