"Der F2005 ist das beste Auto, das wir jemals produziert haben." Mit diesem in den letzten Jahren alljährlich verwendeten Satz, brachte Ross Brawn seine Scuderia Ferrari vor einem Jahr bei der Präsentation des damals neuen F2005 mächtig in Schwierigkeiten.

Denn der Nachfolger des dominanten F2004 und der direkte Nachfahre so erfolgreicher Boliden wie des alles beherrschenden F2002 entpuppte sich in der Saison 2005 als riesige rote Enttäuschung. Teilweise wurde er sogar als "rote Gurke" verspottet. Am Ende stand nur ein einziger GP-Erfolg zu Buche; und dieser auch noch gegen ein Minifeld von gerade einmal fünf Gegnern.

Als ob es sich die Scuderia nach diesen negativen Erfahrungen des Vorjahres nicht trauen würde, den üblichen großen Launch-Event abzuhalten, enthüllten die Italiener ihren neuen 248 F1 ohne besondere Show an der Teststrecke in Mugello.

Der 248 F1

Der 248 F1 wurde ganz schlicht präsentiert., Foto: Ferrari Press Office
Der 248 F1 wurde ganz schlicht präsentiert., Foto: Ferrari Press Office

Vom besten Ferrari aller Zeiten war deshalb erwartungsgemäß zu keiner Sekunde der Pressekonferenz mit Ross Brawn, Aldo Costa und Rory Byrne die Rede. Stattdessen stellte der Vater des 248 F1 sein erstes alleiniges Werk ohne die Mithilfe von Rory Byrne in schlichten Worten vor.

"Wir hatten hauptsächlich mit der Integration des V8-Motors und einer radikalen Änderung der mechanischen und aerodynamischen Grundlagen zu tun." Ross Brawn fügte an, dass die Entwicklungsarbeiten für den 248, der nach der neuen Motorenformel mit 2,4 Litern Hubraum und 8-Zylindern benannt wurde, bereits zur Jahresmitte 2005 begannen.

"Zur Mitte der Saison realisierten wir, dass wir keine Chance auf die Meisterschaft mehr hatten und begannen damit uns mehr auf die Entwicklung zu konzentrieren." Insbesondere die Aerodynamik und die Charakteristiken des V8 standen im Vordergrund. Trotz der Fortschritte bei Bridgestone und der Rückkehr von Reifenwechseln erwartet Brawn aber Rundenzeiten, die "ein bis zwei Sekunden" über jenen des Vorjahres liegen.

Bis zum Saisonstart in Bahrain wird sich das Aerodynamikkleid des 248 F1 noch stark verändern. "Die Aerodynamik befindet sich noch in einer frühen Phase und wird bis zum ersten Rennen noch geändert", verriet Costa. "Das Chassis ist komplett neu. Dadurch konnten wir die Gewichtsverteilung optimieren und das gesamte Auto leichter bauen. Das gleiche gilt für die Aufhängung, besonders die veränderte Hinterradaufhängung. Das Getriebe ist ebenfalls neu, genauso wie das Differenzial. Dabei mussten wir stark auf die Charakteristiken des V8 achten, der einfach größere Vibrationen verursacht."

Der Motor

Dank der vielen Testkilometer die Ferrari bereits im letzten Jahr mit dem neuen Achtzylinder-Triebwerk absolvieren konnte, hat man die V8-typischen Vibrationen allerdings schon jetzt sehr gut im Griff.

Dennoch sieht Motorenchef Paolo Martinelli in diesem "komplett neuen" Projekt eine Art "Rückkehr in die Vergangenheit". Die Arbeiten am neuen Motor begannen bereits Mitte 2004 und führten Ende August zum ersten Test in Fiorano. "Im Herbst 2005 haben wir den V8 fertig gestellt und sind jetzt kurz vor unserer endgültigen Version." Im Laufe der Saison wird es die üblichen Ausbaustufen geben.

Michael Schumacher begann die Tests mit dem 248 F1., Foto: Sutton
Michael Schumacher begann die Tests mit dem 248 F1., Foto: Sutton

Obwohl man aufgrund des Wechsels von zehn auf acht Zylinder zum ersten Mal "seit zehn Jahren" einen PS-Verlust hinnehmen musste, ist man in der Motorenabteilung zufrieden: "Langfristig wird der Motor sparsamer sein." Hilfestellung erhielt die Rennmotorenabteilung von ihren Straßenwagenkollegen: "Wir trafen uns mit den Leuten, die an den GT's arbeiten, tauschten Meinungen aus und analysierten Methoden um Probleme zu lösen."

Die Ziele

Das große Ziel ist der WM-Titel. Daraus machte Michael Schumacher schon zu Jahresbeginn keinen Hehl. Entsprechend überraschte es nicht, als Teamboss Jean Todt sagte: "Das gesamte Team möchte wieder an die Spitze zurück."

Im Hinblick auf die Performance des neuen 248 F1 zeigte sich Todt, trotz der wenigen absolvierten Testtage, optimistisch, insbesondere da ihn das neue Auto mit den "neuen Sponsoren, den Nummern 5 und 6" an eine "längst vergangene Zeit" erinnerte. Eine Zeit in welcher Ferrari als Herausforderer gegen Williams und McLaren Mercedes um den WM-Titel kämpfte.

"Das wird uns alle besonders anspornen", ist sich Todt sicher. Dennoch möchte er die ersten Vergleichstests mit der Konkurrenz abwarten, bevor er weitere Einschätzungen abgibt. Die Roten sind nach dem F2005-Debakel wahrlich vorsichtig geworden. Der 248 F1 wird sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger den Titel des "besten Ferrari aller Zeiten" erst auf der Rennstrecke mit Resultaten erarbeiten müssen. Aber vielleicht hat er ihn dann auch tatsächlich verdient.