Nach bisher gemeinsamen 117 Rennsiegen, sechs Konstrukteurs- und sieben Fahrer-Titel wird Red Bull ab 2025 ohne Stardesigner Adrian Newey auskommen müssen. Laut Max Verstappen kein Grund, um in Panik zu verfallen. Das Team habe auch ohne Newey ausreichend Qualitäten. Doch kann man den Verlust des 'Einsteins der Formel 1' wirklich so leicht wegstecken? Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie es Neweys Ex-Teams nach dessen Abgang erging.
Leyton House: Totalabsturz nach Newey-Aus
Seinen Anfang in der Formel 1 machte Newey bei March F1, später umbenannt in Leyton House. Er stoß im Sommer 1987 zum Team und entwarf das Auto für die darauffolgende Saison. Mit dem March-Judd 881 gelang es Newey sofort, sich einen Namen in der Königsklasse zu machen. Das Auto war aggressiv, mit komplett neuen Designelementen. Newey setzte seinen ersten Trend. Schon 1989 hatten zahlreich Teams seine Aerodynamik-Idee und das ultraschmale Monocoque kopiert.
Den Erfolg konnte Newey in den Jahren 1989 und 1990 jedoch nicht in diesem Ausmaß fortführen. Nach enttäuschenden Ergebnissen und Auseinandersetzungen mit dem neuen Finanzdirektor des Teams wurde der Designer, der schon ein Angebot von Williams hatte, 1990 gefeuert. Davor nahm er jedoch noch Änderungen am Auto vor, die zu einem bemerkenswerten Aufschwung und dem besten Ergebnis für Leyton House (P2 beim Frankreich-GP 1990) führten.
Ohne Newey setzten sich in der Saison 1991 die Zuverlässigkeitsprobleme bei Leyton House fort und nennenswerte Erfolge blieben aus. Was sich zu einem bestimmenden Team in der Formel 1 hätte entwickeln können, nahm danach schnell ein Ende. Team-Besitzer Akira Akagi war in einem finanziellen Skandal verwickelt und wurde im September 1991 verhaftet. Das Geld war knapp, obwohl der Rennstall 1992 an neue Besitzer verkauft wurde. Anfang 1993 löste sich das Team schließlich auf.
Williams: Nie zur Glanzzeit zurückgefunden
Neweys Ankunft bei Williams im Jahr 1990 markierte den Beginn einer legendären Partnerschaft. 1992 gewann das Team sowohl die Konstrukteurs- als auch die Fahrer-WM mit Nigel Mansell am Steuer des legendären FW14B. Teamkollege Riccardo Patrese folgte dahinter auf dem zweiten Platz und Williams festigte seine Dominanz mit beeindruckenden 10 Siegen bei 16 Rennen.
Das Team wiederholte das Kunststück im Jahr 1993 und holte zum zweiten Mal in Folge die Konstrukteursmeisterschaft, wobei Alain Prost seinen vierten und letzten Fahrertitel gewann. Obwohl Damon Hill den Titel 1994 nur um einen Punkt an Michael Schumacher verlor, bescherte der FW16 dem Team einen weiteren Konstrukteurstitel.
Nach einem kurzen Einbruch kam das Team 1996 wieder auf die Spur, gewann einen weiteren Konstrukteurstitel und holte doppelt so viele Punkte wie der Vizemeister Ferrari. Hill gewann mit Williams zudem die Fahrer-WM, dicht gefolgt von Teamkollege Jacques Villeneuve.
Die Dominanz setzte sich 1997 mit dem FW19 fort. Es war das letzte Williams-Auto mit Newey-Einfluss und holte erneut beide WM-Titel. Damit war der unglaubliche Lauf des Stardesigners bei Williams jedoch zu Ende. Newey ließ sich im Team immer mehr Mitspracherecht vertraglich zusichern. Etwas, das mehrmals missachtet wurde. Der Brite wurde daraufhin erfolgreich von McLaren abgeworben.
Nach 1997 konnte Williams seine Dominanz nicht aufrechterhalten. Kein Wunder. Motorlieferant Renault beendete sein Vollzeit-Engagement in der Formel 1 und Newey war zum Rivalen McLaren gewechselt. Einen Erfolg wie zu Neweys Zeit konnte Williams bisher nicht wiederholen. Seit beinahe 30 Jahren bleibt der Traditionsrennstall ohne einen Titel. Auch Rennsiege wurden selten.
Die erfolgreichste Zeit nach Newey hatte Williams von 2001 bis 2004. Das Team bezog damals den Motor von BMW. Insgesamt zehn Rennsiege holten Ralf Schumacher und Juan Pablo Montoya in diesen Jahren. Dann kam wieder eine jahrelange Serie, ohne auf dem obersten Podest zu stehen. 2012 holte Pastor Maldonado den bisher letzten Sieg für Williams.
Motorentausche, Eigentümerwechsel und der Absturz zum Schlusslicht der Königsklasse folgten. Williams hat bis heute nicht zur Glanzzeit mit Newey in den 1990ern zurückgefunden. Teamchef James Vowles witterte jedoch die Chance, zum alten Erfolgsrezept zurückzukehren. Im Tauziehen um den Stardesigner ist er bemüht, sollte Newey sich gegen den Ruhestand entscheiden.
McLaren: Kein Konstrukteurs-Titel seit Newey
Ende 1997 kam Newey schließlich zu McLaren. Schon im nächsten Jahr erwies sich die Partnerschaft als ein Erfolg. Das Team gewann 1998 beide WM-Titel. 1999 verpasste der Rennstall den Konstrukteurstitel knapp und wurde Zweiter. Mika Häkkinen fuhr jedoch erneut den ersten Platz in der Fahrerwertung ein.
In den frühen 2000er Jahren lieferte Newey konkurrenzfähige Maschinen für Häkkinen, David Coulthard und Kimi Räikkönen, aber Ferrari war zu dominant. McLaren fiel vom zweiten Platz in den Jahren 2000 und 2001 auf den dritten Platz in den Jahren 2002 und 2003 zurück. 2004 reichte es nur noch für den fünften Platz in der Konstrukteurs-WM, bevor das Team im Jahr 2005 wieder auf den zweiten Rang kletterte. Newey, längst nicht mehr glücklich bei McLaren, wurde von Red Bull umworben. Es war ein Risiko, welches das Design-Genie bereit war einzugehen und so startete 2006 eine geschichtsträchtige Zusammenarbeit.
McLaren konnte im Jahr 2006 zunächst keinen einzigen Rennsieg einfahren, aber schon 2007 war das Team wieder konkurrenzfähig. Der Spionage-Skandal im selben Jahr überschattete jedoch die Leistungen des Rennstalls. Trotz Neweys Abgang, hielt sich McLaren dennoch gut im F1-Feld – anders als Leyton House und Williams.
Lewis Hamilton holte in der Saison 2008 bekanntlich seinen ersten Fahrertitel. In der Konstrukteurs-WM belegte McLaren damals den zweiten Platz. Seither sollte es öfter noch P2 oder P3 werden. Für den Titel in der Konstrukteurswertung reichte es ohne Newey jedoch nicht mehr. Rennsiege waren noch bis 2012 leichter möglich, wurden danach aber zur Rarität.
Könnte McLaren schon bald wieder Titelanwärter sein? Die MSM-Einschätzung dazu findet ihr in unserem Video:
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