Der Große Preis von China 2019 war ein ganz besonderer Grand Prix. Der GP in Shanghai war das 1000. Rennen in der Geschichte der Formel 1. Ein Meilenstein, der in den Geschichtsbüchern der Königsklasse fett angestrichen ist. Inzwischen steht die Formel 1 bei 1105 Rennen. Doch in China fuhren die komplexesten Rennwagen der Motorsport-Welt seit dem Erreichen der denkwürdigen 1000er-Marke nicht mehr.

Warum eigentlich? Die kurze Antwort lautet: Covid-19. Doch die lange ist etwas komplizierter. Denn für den Rest der (Formel-1-)Welt ist die Pandemie, welche den Start in das derzeit laufende Jahrzehnt in ein düsteres Licht tauchte, bereits ein ferner Gedanke der Vergangenheit und seit mindestens zwei Jahren ausgestanden. In China dauerte die Rückkehr zur Normalität ein bisschen länger.

Formel 1: So kam es zur China-Absage 2020

Der Grand Prix im Ursprungsland des Coronavirus war das erste Formel-1-Rennen, das 2020 abgesagt werden musste. Bereits vor Beginn der Testfahrten im Februar wurde die Strecke aus dem Rennkalender eliminiert. Dass in den folgenden Monaten alle weiteren Rennen dasselbe Schicksal erleiden würden und schließlich der gesamte Kalender auf den Kopf gestellt werden würde, das war zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar.

2021 befand sich China dennoch im vorläufigen Kalender für die Formel-1-Saison. Allerdings nicht lange, denn bereits im Januar war klar, dass der Grand Prix nicht an seinem April-Datum durchgeführt werden konnte. Verschiebungsideen auf die zweite Jahreshälfte wurden nie konkret, da die gesundheitliche und gesellschaftliche Lage dies nicht zuließen.

2020 folgte auf das Aus von China auch eine Flut weiterer Absagen, Foto: LAT Images
2020 folgte auf das Aus von China auch eine Flut weiterer Absagen, Foto: LAT Images

Die Planung und Austragung eines Sportereignisses konnten in dieser Situation nicht gewährleistet werden. Geschweige denn die logistische Herausforderung eines Formel-1-Rennens. 2021 betraf diese logistische Planungsproblematik aber nicht nur China. Auch die Grands Prix in Japan, Australien, Kanada und Singapur fielen dem Virus zum Opfer. Entweder weil die Einreisebestimmungen es nicht zuließen oder weil ohne Zuschauer das Event finanziell und infrastrukturell keinen Sinn gemacht hätte.

Keine Rückkehr zur Normalität: Warum 2022 und 2023 kein China-GP stattfand

Ein Punkt kam aber in China noch erschwerend dazu: Im Gegensatz zu vielen (vor allem westlichen) Staaten, die in dieser Phase zumindest teilweise oder zeitweise Öffnungen durchführten, fuhr China eine harte Linie im Umgang mit der Pandemie. Die sogenannte Zero-Covid-Politik führte dazu, dass selbst bei kleinsten Ausbrüchen des Virus gesamte Stadtteile oder sogar Städte hermetisch abgeriegelt wurden.

2022 kehrte der Rest der Welt und somit auch die Formel 1 wieder größtenteils zur Normalität zurück. Kanada, Japan, Singapur und Australien gaben jeweils ihr Comeback. Nicht so jedoch die Volksrepublik. Dort machte der strenge Umgang der Regierung mit Covid-19 dem Rennen wieder einen Strich durch die Rechnung.

Dunkle Wolken über dem Shanghai International Circuit beim Formel-1-Rennen in China.
Seit 2019 blieben die Tribünen in Shanghai leer, Foto: LAT Images

Im Kalender für 2023 gab es schließlich dasselbe Szenario wie in den Vorjahren. China befand sich im vorläufigen Rennkalender, wurde dann aber wiederum gestrichen. Allerdings war das nicht das Ende der Geschichte. Denn Ende des Jahres 2022 verabschiedete sich der ostasiatische Staat nach Protesten schließlich von der strengen Anti-Corona-Politik und machte eine Kehrtwende zu einer vollständigen Öffnung.

Ein China-GP schien plötzlich wieder eine Option zu sein. Doch durch die unvermittelte Öffnung kam es im 'Reich der Mitte' zu einem großflächigen Ausbruch des Coronavirus. Erneut wurde die Rennplanung unmöglich und das Rennen auf dem Shanghai International Circuit musste sich ein weiteres Jahr gedulden. 2024 stand der China-GP wieder im Rennkalender und dort blieb er auch.

Fünf Jahre wartete China also auf die Formel 1. Wenn am Sonntag die Lichter ausgehen sind es exakt 1834 Tage. In dieser Zeit 'verpasste' das Land sogar die Ankunft ihres Lokalmatadors Guanyu Zhou in der Königsklasse. 2024 steht dem China-GP, und somit auch dem ersten Heimrennen des Sauber-Piloten, nichts mehr im Weg.

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