Eliseo Salazar erlangte 1982 traurige Berühmtheit: Beim Großen Preis von Deutschland in Hockenheim schoss er den Führenden Nelson Piquet aus dem Rennen, der ihn danach vor laufender Kamera dafür verprügelte. Im motorsport-magazin.com-Exklusivinterview mit Andi Gröbl enthüllt er, was jahrzehntelang kaum jemand wusste: Piquet und er waren und sind immer noch gute Freunde.

Eliseo, wie oft hat man Ihnen schon die Frage nach Hockenheim 1982 gestellt?

Eliseo Salazar: [lacht herzhaft] Jede Woche mindestens ein Mal seit damals. Es ist eine lange Geschichte. Als ich das erste Mal nach England gekommen bin, war Nelson Formel 3-Champion. Ich habe Auto gestoppt und Nelson Piquet hat mich mitgenommen. Er hat mich in ein Hotel gebracht und mich ein paar Teambesitzern vorgestellt. Er war wirklich sehr nett zu mir und hat mir sehr weiter geholfen. Ich glaube meine Karriere wäre nie so verlaufen, wenn Nelson Piquet nicht gewesen wäre. Er hat mich in die Formel 3 gebracht.

Eliseo Salazar im Interview mit motorsport-magazin.com-Redakteur Andi Gröbl., Foto: adrivo Sportpresse
Eliseo Salazar im Interview mit motorsport-magazin.com-Redakteur Andi Gröbl., Foto: adrivo Sportpresse

Dann waren Sie in der Formel 1 und haben ihm den Sieg in Hockenheim und möglicherweise einen WM-Titel gekostet.

Eliseo Salazar: Als dieser Unfall damals passiert ist, habe ich versucht ihm Raum zu lassen. Ich hatte auf dieser Seite keinen Rückspiegel mehr. Irgendwie war das ein Riesenmissverständnis. Dann hat es vor der Schikane gekracht. Ich habe mich damals so schlecht gefühlt. Er war Formel 1-Weltmeister. Ich habe ihn damals in Hockenheim den Sieg gekostet. Er war mein Freund und man sah im Fernsehen damals 10 Sekunden lang wie er mit Fäusten auf mich einprügelte. Ich hatte ja noch den Helm auf, es hat nicht sehr wehgetan, aber es hat sicher sehr dumm ausgesehen.

Ist das die Art, wie man in Südamerika Probleme löst? Mit ein bisschen zu viel Emotion?

Eliseo Salazar: Ja, möglicherweise. Damals hätte es sicher sehr dumm ausgesehen, wenn wir uns mitten auf der Rennstrecke beide die Helme abgenommen und uns vor laufender Kamera geprügelt hätten. Also habe ich ihn einfach mal auskühlen lassen und danach war alles wieder in Ordnung.

Demnach haben Sie sich ausgesprochen?

Eliseo Salazar: Ja. Wir sind nach wie vor gut befreundet. Wir machen immer Späße über damals und zum Spaß ballen wir sogar die Fäuste.

Verfolgen Sie die moderne Formel 1 noch regelmäßig?

Eliseo Salazar: Ja, ich möchte nicht wie ein alter Kerl klingen. Die heutige Formel 1 ist technologisch viel besser, aber ich vermisse zum Beispiel diese Persönlichkeiten, die Charaktere wie Mansell, Jones, Prost oder Senna. Auch die Rivalitäten die diese Fahrer miteinander verbunden haben. Ich möchte nicht wie ein alter Nörgler klingen, aber damals hat es mir schon ein bisschen besser gefallen.

Nelson Piquet 16 Runden vor dem großen Knall., Foto: Sutton
Nelson Piquet 16 Runden vor dem großen Knall., Foto: Sutton

Woher kommt das, dass die Leute heute glauben, es gibt keine großen Persönlichkeiten mehr. Vielleicht gibt es sie ja noch?

Eliseo Salazar: Ja, natürlich gibt es welche. Ich mag Kimi, er ist ein großartiger Fahrer, aber man muss lachen, wenn man ein Interview mit ihm hört. Da höre ich nur Yes und No. Vielleicht ist er ein recht lustiger Bursche, ich weiß es nicht. Das ist das Schöne am GP Masters, dass wir alle nichts mehr zu verlieren haben. Wir haben alles in unserem Leben schon erlebt. Jeder sagt wie es ihm wirklich geht und es ist viel spontaner.

Braucht die Formel1 heute vielleicht ein bisschen mehr sichtbare Emotion, so wie Sie damals?

Eliseo Salazar: Na ja, so etwas braucht man nicht mehr. Wenn heute so etwas passieren würde, gäbe es natürlich sofort Geldstrafen und Sperren. Heute herrscht eine etwas andere Stimmung. Aber ich verstehe das auch. Es ist sehr viel kommerzielles Interesse dabei. Damals war alles viel spontaner. Heute haben alle viel mehr Verpflichtungen gegenüber den Werken zu erfüllen. Ich möchte nicht sagen, dass es damals besser oder schlechter war, man kann diese Zeiten nicht vergleichen. Man kann Fangio nicht mit Senna und Schumacher vergleichen. So etwas geht einfach nicht. Die Epochen sind einfach zu unterschiedlich