McLaren hat beim Großen Preis von Katar einen neuen Weltrekord aufgestellt. Mit 1,80 Sekunden gelang dem Team aus Woking der schnellste Reifenwechsel der Formel-1-Geschichte. Damit löste McLaren die langjährigen Rekordhalter aus dem Hause Red Bull ab. Dass es aber auch länger, bzw. deutlich länger geht, zeigen einige teilweise kuriose Beispiele aus der Vergangenheit.

Valtteri Bottas Monaco 2021: Der längste Boxenstopp der Formel-1-Geschichte

Der Große Preis von Monaco verlief zunächst recht unspektakulär. Max Verstappen führte das Rennen souverän an, Valtteri Bottas lag auf Kurs zu Platz 2. Doch als der Mercedes-Pilot zum Boxenstopp hereinkam, nahm das Rennen eine überraschende Wendung. Einer der Mechaniker bekam vom rechten Vorderrad die Radmutter nicht gelöst. Auch ein Wechsel des Schlagschraubers war erfolglos. Parallel zischte die Konkurrenz auf der Strecke vorbei. Der Schlagschrauber bekam die mittlerweile beschädigte Mutter einfach nicht zu fassen. Nach über einer Minute Standzeit schmiss die Crew das Handtuch, Bottas musste das Rennen aufgeben.

Der rechte Vorderreifen ließ sich nicht lösen, Foto: LAT Images
Der rechte Vorderreifen ließ sich nicht lösen, Foto: LAT Images

Am Ende dauerte es ganze 43 Stunden bis Mercedes, laut Teamchef Toto Wolff mit Hilfe von "schwerem Gerät von Ferrari", den Reifen vom restlichen Boliden trennen konnte. Damit gilt der verkorkste Monaco-Reifenwechsel von Valtteri Bottas als der längste der Formel-1-Geschichte. Es dürfte einige Zeit dauern, bis der Rekord wieder gebrochen wird. Aber wie Michael Schumacher bereits sagte: "Rekorde sind da, um gebrochen zu werden."

Eddie Irvine Nürburgring 1999: 30-Sekunden Kommissionssitzung

Nachdem Michael Schumacher sich in der Saison 1999 in Silverstone das Bein brach, avancierte sein Teamkollege Eddie Irvine zum Favoriten auf den Gesamtsieg. Doch beim Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring erlebte der Brite ein Desaster. Bei regnerischen Bedingungen kam der Ferrari-Pilot an die Box und überraschte damit seine Mechaniker komplett. In dem Chaos brachte Ferrari nur drei Reifen mit zum Wechsel. Der hintere rechte Pneu war nicht auffindbar.

Irvine Boxenstopp 199
Beim Boxenstopp auf dem Nürburgring schmiss Ferrari Eddie Ervines WM-Titel weg, Foto: LAT Images

Es dauerte 20 Sekunden, ehe das letzte Rad gefunden werden konnte. Doch erneut kam es zu Verwirrung, da die Mechaniker sicher gehen wollten, dass sie den richtigen Reifensatz verwendeten. Die Worte des britischen Kommentators Martin Brundle wurden daraufhin legendär. "Jetzt haben sie eine Kommissionssitzung darüber - steckt es an und schickt ihn raus!" Am Ende dauerte der Reifenwechsel fast 30 Sekunden. Irvine beendete das Rennen auf Platz 7 und musste sich am Ende der Saison dem McLaren-Piloten Mika Häkkinen geschlagen geben - um zwei Punkte.

George Russell Bahrain 2020: Mercedes-Intermezzo endet im Desaster

Im Jahr 2020 war George Russell eigentlich noch Stammfahrer bei Williams. Doch weil Lewis Hamilton an Corona erkrankte und Russell sowieso früher oder später für Mercedes fahren sollte, setzte Toto Wolff den damals 22-Jährigen für ein Rennen in das Cockpit. Dort übertraf Russell dann alle Erwartungen und hatte realistische Chancen auf seinen ersten Formel-1-Sieg. Doch dann fuhr sich ausgerechnet Jack Aitken, der Russell bei Williams ersetzte, in der letzten Kurve den Frontflügel ab und sorgte für ein Safety Car. Mercedes nutzte die Gelegenheit und holte beide ihre Piloten an die Box.

Doch der Funkspruch der Strategen kam nur bei Bottas an, Russells Mechaniker wurden von dem mittlerweile in der Box stehenden Mercedes mit der Nummer 63 komplett überrascht. In dem Chaos schraubten die Mechaniker die Vorderreifen, die für Bottas bereitgelegt wurden, an das Auto von Russell. Laut Reglement nicht erlaubt. Als Mercedes den Fauxpas bemerkte, bekam Bottas wieder die Reifen angeschraubt, die er eigentlich loswerden wollte, um wenigstens ein regelkonformes Auto auf der Strecke zu haben.

Chaos bei Mercedes in der Boxengasse, Foto: LAT Images
Chaos bei Mercedes in der Boxengasse, Foto: LAT Images

Russell hingegen musste umgehend erneut an die Box, um einen 'legalen' Satz Reifen zu bekommen. Er fiel nach seinem zweiten Stopp hinter Bottas auf Platz 5 zurück. Der Sieg wäre selbst mit 19 verbleibenden Runden sogar noch möglich gewesen, doch ein später Plattfuß beerdigte seine Siegchancen endgültig.