Ferrari erlebt 2023 eine Krisensaison. Vom Meisterschaftskandidaten im Vorjahr haben sich die Roten innerhalb eines Jahres zur nominell vierten Kraft der Königsklasse zurückentwickelt. Red Bull war zu Beginn der neuen Reglement-Periode ebenbürtig, mittlerweile ist das Team aus Milton Keynes Maranello enteilt. In Italien sind die Bullen nur noch mit dem Fernrohr zu erblicken.

Verantwortlich soll das falsche Konzept am Ferrari-Boliden sein. Denn auch der 2023er-Bolide ist nur eine Evolution vom 2022 eingeführten F1-75. 2024 wagt Ferrari den Umbruch mit einem komplett neuen Boliden.

2024er-Ferrari wird brandneu

"Das Auto wird anders sein, denn während wir das diesjährige Auto entwickelt haben, haben wir realisiert, dass einige Entscheidungen bezüglich der Architektonik des Autos nicht richtig waren und uns bei der Entwicklung beschränken", erklärt Enrico Cardile, Leite der Aerodynamik-Abteilung der Scuderia.

In der Weiterentwicklung fiel Ferrari auffällig schnell zurück. Vom Titelanwärter zu Beginn der Saison 2022 zur klaren zweiten Kraft gegen Ende der vergangenen Saison. Dieses Jahr rutschte die Scuderia auf den derzeit vierten Platz, hat jedoch noch Konkurrent McLaren im Nacken.

Beim Saisonauftakt der Formel 1 2022 duellierten sich Charles Leclerc und Max Verstappen, Foto: LAT Images
Beim Saisonauftakt der Formel 1 2022 duellierten sich Charles Leclerc und Max Verstappen, Foto: LAT Images

"Das nächstjährige Auto wird daher keine Evolution des diesjährigen Autos sein, so wie es das diesjährige im Vergleich zum letztjährigen Auto ist", stellt Cardile klar. "Es wird ein brandneues Auto sein. Mit einem anderen Chassis, einem anderen Design, um das Auto besser entwickeln zu können und unsere Ziele zu erreichen."

Versteht Ferrari das eigene Auto nicht?

Insbesondere die Unvorhersehbarkeit des SF-23 macht dem Team Probleme. Auf manchen Strecken ist der SF-23 konkurrenzfähig, auf anderen jedoch nur fünfte Kraft. So erlebte das Team an den Wochenenden in Ungarn und Belgien einen großen Kontrast. Erst jüngst berichtete Carlos Sainz, dass die Scuderia das Auto gar nicht wirklich verstehe.

"Dieses Auto ist konstant, was das Verhalten an einem Wochenende angeht, aber manchmal verändert sich das von Strecke zu Strecke. In Ungarn hatten wir Schwierigkeiten, in Belgien war die Performance zurück", erklärt Cardile den brisanten Performance-Unterschied von Rennen zu Rennen.

"Für uns ist klar, was wir falsch mit dem Auto gemacht haben. Es ist klar, was die Schwächen sind, es geht nicht ums Verstehen. In der Zukunft geht es darum, ein gutes Produkt abzuliefern. Wir wissen, was wir tun müssen. Ich bin da nicht einer Meinung mit Carlos", widerspricht der Aerodynamik-Chef seinem eigenen Piloten.

Die Entwicklung des 2023er-Boliden ist jedoch mittlerweile auch in Maranello abgeschlossen, die meisten Teams haben schon lange mit der Entwicklung ihres 2024er-Autos begonnen. "Wir haben das jetzige Auto im Windkanal bis zur Sommerpause weiterentwickelt. Wir werden einige Updates in den nächsten Rennen bringen, aber jetzt haben wir uns im Windkanal voll auf das nächstjährige Auto fokussiert", verrät der Italiener.