Für den Monaco GP reiste Mercedes mit einem komplett neuen Fahrzeugkonzept in das Fürstentum. Beim Autobauer aus Stuttgart hieß es: Auf Wiedersehen 'Zero-Side-Pod'-Konzept, Hallo 'Downwash-Seitenkästen'. Allerdings geht der Zeitpunkt des Konzeptwechsels Hand in Hand mit dem Beginn des aktuellen Formtiefs von George Russell, der sich in dieser Saison, an seinen Ansprüchen gemessen, schwertut. Seit dem Monaco-Update, wirkt der 25-jährige im direkten Vergleich mit seinem Teamkollegen Lewis Hamilton teilweise chancenlos. Schuld daran soll laut Mercedes-Teamchef Toto Wolff das geringe Arbeitsfenster des Boliden sein.

"Die Autos bewegen sich auf des Messers Schneide", erklärte der Teamchef. "Davon kann man schnell herunterfallen und das Selbstbewusstsein verlieren. Wenn man sich in diesem 'Sweetspot-Korridor' befindet, wobei man sagen muss, dass dieses Auto keinen Sweetspot hat, kann der Fahrer besser verstehen, was das Auto als Nächstes tun wird. Ich denke, das ist ein großer Unterschied."

Parc Ferme: George Russell und Lewis Hamilton beim Sprint Race in Spa-Francorchamps
George Russell stand zuletzt im Schatten seines Teamkollegen Lewis Hamilton, Foto: LAT Images

Zahlen belegen: Seit Monaco sieht Russell gegen Hamilton kein Land

Im ersten gemeinsamen Jahr von Lewis Hamilton und George Russell konnte Letzterer noch für eine kleine Überraschung sorgen. Am Ende der Saison im Jahr 2022 hatte Russell 275 Punkte auf dem Konto und damit 35 mehr als der 7-fache Weltmeister. Dieser Trend schien sich zunächst auch in der aktuellen Saison fortzusetzen - nach dem Miami GP stand es im Qualifying-Vergleich 4:1 zu Gunsten von Russell.

Doch seit dem Konzeptwechsel in Monaco hat sich das Blatt gewendet. Sowohl im Rennen als auch im Qualifying fährt Hamilton Kreise um seinen jüngeren Teamkollegen. Der Routinier schien mit dem generalüberholten W14 deutlich besser zurecht zu kommen und entschied das Qualifying-Duell in den letzten sieben Rennen mit 6:1 deutlich für sich - und das bei einem durchschnittlichen Vorsprung von 0,33 Zehnteln. Zum Vergleich: In den ersten fünf Rennen hatte Russell noch einen Qualifying-Vorsprung von über anderthalb Zehnteln. Lediglich in Silverstone konnte Russell seinen Teamkollegen, wenn auch nur knapp, schlagen. Hinzu kommt, dass Hamilton zur Sommerpause bereits 49 Punkte Vorsprung zu seinem Mercedes-Teamkollegen herausfahren konnte. Doch woher kommt diese plötzliche Diskrepanz?

Russell: Ersten sechs Rennen waren gut, doch dann...

Zur gesamten Wahrheit gehört, neben seiner strauchelnden Form, allerdings auch: Russell wird in dieser Saison von deutlich mehr Pech verfolgt als Hamilton. In Australien sorgte eine defekte Power-Unit dafür, dass der 25-jährige vom Melbourne-Chaos nicht profitieren konnte, in Kanada schlug er nach Bremsproblemen in die Bande ein und musste das Rennen aufgeben. Bei beiden Vorfällen konnte Hamilton ordentlich Punkte einsacken. Dennoch ist der Performance-Trend, vor allem im Qualifying, nicht von der Hand zu weisen.

"Die ganzen Verbesserungen am Wagen haben sich bewährt, daran liegt es nicht. Es geht eher um Feinheiten bei der Abstimmung", erklärte Russell in Belgien, der sich daraufhin allerdings auch selbstkritisch zeigte. "In den ersten sechs Rennen bin ich stark gefahren, in den darauffolgenden sechs nicht so gut."