Zwei Formel-1-Teams werden ihre Garagen nach dem Silverstone GP nicht sofort abbauen. Mercedes und McLaren werden in der kommenden Woche Kotflügel testen, die in Zukunft bei nassen Streckenverhältnissen zum Einsatz kommen sollen. Die Kotflügel sollen die Gischt reduzieren und bessere Sichtverhältnisse sollen das Rennfahren bei Regen wieder häufiger ermöglichen - ohne dass gleich zum Safety-Car oder gar der roten Flagge gegriffen werden muss.

Norris: Hatten Glück, dass in der Formel 1 noch nichts passierte

"Ich erinnere mich an das Rennen in Japan. Die Hälfte der Fahrer gaben selbst auf den Geraden kein Vollgas, weil wir nicht einmal 50 Meter weit sehen konnten", erzählt George Russell. Der Große Preis von Japan 2022 wurde zwei Runden nach dem Start für zwei Stunden unterbrochen. Es regnete viel, doch allen voran war die aufgewirbelte Gischt zu stark. Daraufhin wurden konkrete Überlegungen zur Lösung des Gischt-Problems entwickelt.

Lando Norris steht - wie die restliche Motorsport-Welt - nach wie vor unter dem Eindruck des verstorbenen Dilano van 't Hoff: "Wir Fahrer sagen schon seit Jahren, dass wir etwas verändern müssen. Wir hatten schlichtweg Glück, dass in der Formel 1 noch nichts passiert ist", hält der McLaren-Pilot fest.

"Wir tragen mit dem Test gerne zur Entwicklung der Kotflügel bei und hoffentlich reduzieren sie die Gischt", erklärt Russell, der den Test nach dem Rennwochenende ebenfalls bestreiten wird. "Alleine kann man mit den Vollregenreifen problemlos fahren. Aber eben nicht sobald 20 Autos um Positionen kämpfen", betont der Mercedes-Fahrer.

Augen zu und durch? Für Magnussen keine Lösung, Foto: LAT Images
Augen zu und durch? Für Magnussen keine Lösung, Foto: LAT Images

Kevin Magnussen, der sich für gewöhnlich häufiger im Mittelfeld behaupten muss, kann die Aussage seiner Kollegen bestätigen: "Ich fühle mich in einem Formel-1-Auto in jeder Situation sicher - außer es regnet. Es fühlt sich beinahe bescheuert an, bei diesen Geschwindigkeiten zu fahren und dabei nichts zu sehen. In solchen Momenten könnte ich auch gleich mit geschlossenen Augen fahren."

Stroll: Kotflügel wären klasse Lösung

Regenrennen erfreuen sich sowohl bei Fans als auch bei den meisten Fahrern großer Beliebtheit. Sie sind unvorhersehbarer und die fahrerische Leistung rückt deutlich weiter in Vordergrund. Deshalb wünscht sich auch Lance Stroll, dass die Kotflügel das Problem beheben: "Hoffentlich funktionieren sie, wie wir es erwarten. Dann wäre das eine super Lösung für Regenrennen."

Stroll will Regenrennen fahren: Aber unter einer Bedingung, Foto: LAT Images
Stroll will Regenrennen fahren: Aber unter einer Bedingung, Foto: LAT Images

"Wenn die Kotflügel aber nicht funktionieren, dann sollten wir uns schlichtweg nicht mehr in Situationen begeben, in denen wir Rennen fahren, ohne etwas zu sehen", stellt Stroll klar. Sergio Perez verlangt in diesem Punkt auch entsprechendes Verantwortungsbewusstsein von der FIA: "Auch für jetzt ist es wichtig, dass die Rennleiter nur dann das Rennen freigeben, wenn das gesamte Fahrerfeld in der Lage ist, etwas zu sehen."

Seit Jahren tut sich die Formel 1 bei regnerischen Bedingungen immer schwerer. Seit 2017 wirbeln breitere Autos mit breiteren Reifen deutlich mehr Wasser auf als zuvor. Das gilt erst recht seit der 2022 angebrochenen Ground-Effect-Ära. Deshalb verweist Russell darauf, dass die Reifen nur für einen Teil des Problems verantwortlich seien: "Es spielen sehr viele Faktoren eine Rolle. Beispielsweise der Asphalt. Ist dieser gröber, kann sich mehr Wasser absetzen, das unser Diffusor dann wieder aus dem Asphalt saugt."