Samstag top, Sonntag flop. Das gilt weniger für die Leistung von Nico Hülkenberg, sondern eher für seinen Haas-Boliden. So auch beim Großen Preis von Kanada 2023 in Montreal. Das Safety-Car-Pech warf Hülkenberg um acht Plätze zurück, weil er als einziger Fahrer in der Runde zuvor stoppte. Doch selbst ohne diese unglückliche Fügung hätte der katastrophale Umgang mit den Reifen seines Boliden wohl eine Top-10-Platzierung gekostet.

Hülkenberg: Strafe gegen mich war vollkommen richtig

Noch vor dem Rennstart musste der Deutsche den ersten Positionsverlust hinnehmen. Hülkenberg erhielt nach zu schnellem Fahren unter roter Flagge eine Startplatz-Strafe und begann das Rennen nicht aus der ersten Startreihe, sondern von Platz fünf. "Das war natürlich ein bisschen schade. Aber ich habe die Regeln gebrochen. Die Strafe war definitiv gerechtfertigt, weshalb ich sie auch ohne Einwände akzeptierte."

Am Start verlor er eine Position gegen Esteban Ocon und konnte sich auf P6 einige Runden behaupten. Schnell war aber klar, dass Hülkenberg für das Mittelfeld einen Bremsklotz darstellte. Selbst Oscar Piastri, der in der siebten Runde an Hülkenberg vorbeigegangen war, konnte sofort wegziehen. In Runde elf rief Haas ihren deutschen Fahrer zum Reifenwechsel herein. Im Nachhinein eine bittere Entscheidung.

Safety-Car spült Hülkenberg nach hinten

Hülkenberg hatte noch nicht einmal eine halbe Runde auf den frischen Pneus auf absolviert, ehe er wie alle anderen Formel-1-Piloten vom Gas gehen musste. George Russell war ausgangs Kurve 9 heftig an der Mauer angeschlagen und hinterließ ein Trümmerfeld aus Karbonteilen. Die Rennleitung reagierte sofort und sendete das Safety-Car aus der Box.

Das Safety-Car kam für Hülkenberg zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt, Foto: LAT Images
Das Safety-Car kam für Hülkenberg zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt, Foto: LAT Images

Fast alle Fahrer, die zuvor hinter Hülkenberg festhingen, profitierten nun von dem deutlich geringeren Zeitverlust bei einem Boxenstopp und der Emmericher verlor acht Positionen. "Im Gegensatz zu gestern hat das Timing mit Sicherheit nicht geholfen," konstatierte der Haas-Pilot.

Und täglich grüßt der Reifenverschleiß

"Im Trockenen wären wir gestern niemals auf P2 gelandet und Sonntags haben wir sowieso noch größere Probleme", stellte Hülkenberg klar. Besagte Probleme waren nicht anders als sonst die Reifen: "Unser Auto ist einfach ein Reifenfresser. Selbst wenn wir sie managen, beanspruchen wir die Reifen sehr hart."

Bei Haas ist das ein altbekanntes Muster: Im Qualifying sind die amerikanischen Boliden in der Regel konkurrenzfähig, stoßen sogar immer wieder in die Top-10 vor. "Es ist nicht leicht das hinzunehmen. Gerade jetzt, so kurz nach dem Rennen. Aber das ist ein Problem, das auf lange Sicht gelöst werden muss. Es gibt kein Setup, das den übermäßigen Reifenverschleiß eindämmt. Wir wissen, das grundlegend etwas nicht stimmt", erklärte der 35-Jährige.

Hülkenberg vermutet das Problem auf der mechanischen Seite: "Die Konzeption der Aufhängung ist vielleicht nicht ideal. Unser Auto fühlt sich brutal hart an und ich spüre die Bodenwellen extrem. Ich bin in meiner Karriere noch nie so ein hartes Auto gefahren." Die vielen Bodenwellen in Montreal sind dieser Problematik wenig zuträglich. Sie destabilisieren das Auto zusätzlich. Ein unruhiges Auto rutscht mehr und beansprucht dadurch auch den Reifen stärker.

Persönliches "Highlight": Kampf mit Zhou um die goldene Ananas

Der auf harten Reifen gestartete Kevin Magnussen hatte mit der alternativen Strategie ebenso wenig Erfolg. Vor dem Malheur mit Formel-E-Champion Nyck de Vries, das den Top-10-Ambitionen beider Piloten einen endgültigen Strich durch die Rechnung machte, wäre Magnussen gerade einmal noch vor dem letztplatzierten Zhou Guanyu aus der Box gekommen.

Mit genau jenem duellierte sich Hülkenberg bis zum Rennende: "Ich habe ein paarmal mit Zhou um Platz 15 gekämpft, das waren die Highlights des Tages." Das sei sicher nicht erfüllend, aber Hülkenberg versichert: "Wir wissen, wo wir nachbessern müssen." Dennoch merkt der erfahrene Formel-1-Pilot an: "Das Beheben und das Ändern, das ist eben das Schwierige."