Vermehrt keimten in letzter Zeit Gerüchte um eine neue Stadtstrecke auf. In Madrid, dem Standort der ersten offiziellen Formula 1 Exhibition, soll es Planungen für den nächsten Stadtkurs geben. Barcelonas Streckenvertrag läuft nach aktuellem Stand 2026 aus. Pläne für zwei Grands Prix in Spanien wie zuletzt zwischen 2008 bis 2012 gelten als ausgeschlossen.

Im Rennkalender der Formel 1 sind derzeit acht Stadtkurse vertreten. Vier davon stießen innerhalb der letzten zehn Jahre hinzu. Strecken wie der Sepang Circuit und der Hockenheimring gingen verloren. Spa-Francorchamps, Monza oder eben Barcelona müssen zunehmend um einen Verbleib in der Königsklasse kämpfen.

Hamilton: Streckenklassiker sind Säulen der Formel 1

Das kommt nicht bei allen Parteien gut an. Neben vielen Fans zeigte sich auch Co-Rekordweltmeister Lewis Hamilton besorgt über diese Entwicklung: "Es ist wirklich wichtig, dass wir die Klassiker nicht verlieren. Zumindest die, die spektakuläres Racing bieten." In Zeiten, in denen die Formel-1-Autos größer als je zuvor sind, haben besonders Stadtstrecken wie Monaco und Singapur alles andere als einen guten Ruf.

"Das Rennen in Silverstone ist fantastisch. Originelle Strecken wie diese sollten wir behalten", fügte Hamilton an. "Ich denke hierbei nur an den Sport - und seine Herkunft. Wir sorgen besser dafür, sie [die klassischen Strecken] nicht zu verlieren. Sie sind die Säulen dessen, was unser Sport ist. Das ist zumindest meine Meinung", bekannte sich Hamilton deutlich zu den Traditionsrennstrecken.

2022 bot der Große Preis von England unglaubliches Racing, Foto: LAT Images
2022 bot der Große Preis von England unglaubliches Racing, Foto: LAT Images

Sein britischer Landsmann Alex Albon sieht das ähnlich: "Rennstrecken bieten eben das beste Racing. Sie haben schnellere und breitere Kurven. In der Stadt bist du sehr limitiert. Da gibt es hauptsächlich 90-Grad-Kurven. Sowas brauchen wir nicht, wir brauchen die Möglichkeit, Kurven mit verschiedenen Linien und Geschwindigkeiten nehmen zu können." Gerade letzteres wurde mit den größeren und allen voran immer schwereren Formel-1-Autos immer schwieriger.

Leclerc: Strecke in Madrid wäre fantastisch

"Strecken nahe oder in Städten sind natürlich super für die Fans, die Infrastruktur ist besser, es gibt genügend Hotels", merkte Albon an. Dennoch überwiegen für den Williams-Piloten die Vorteile einer permanenten Rennstrecke: "Im Sinne der Show wäre es wichtig, dass wir öfter auf Rennstrecken fahren. Ich würde auch lieber auf einer echten typisch amerikanischen Strecke fahren als nach Vegas zu gehen."

Der in Monaco aufgewachsene, dort bislang aber eher glücklose Charles Leclerc würde sich hingegen über einen weiteren Stadtkurs freuen: "Ich liebe Stadtstrecken. Das Gefühl, das man auf ihnen bekommt, ist ganz besonders. Ein Rennen in Madrid fände ich fantastisch."

Charles Leclerc hat eine Vorliebe für Stadtkurse, Foto: LAT Images
Charles Leclerc hat eine Vorliebe für Stadtkurse, Foto: LAT Images

Fernando Alonso konnte auf dem Circuit de Catalunya 2006 & 2013 seinen Heim-Grand-Prix gewinnen. Eine Präferenz zwischen Madrid und Barcelona hat das Ehrenmitglied Real Madrids für einen Grand-Prix-Standort aber nicht: "Ich werde mich freuen, in Barcelona zu fahren. Ich werde mich freuen in Madrid zu fahren - vorausgesetzt ich bin ein paar Jahren noch dabei." Ganz unkritisch sieht Alonso die Entwicklung des Rennkalenders aber auch nicht: "Vielleicht haben wir etwas zu viele [Stadtkurse]. Es ist gut, ein paar zu haben, aber es dürfen auf Dauer nicht zu viele werden."

Sainz: Barcelona oder Madrid? Hauptsache Spanien

Carlos Sainz, ebenfalls Spanier, ist der Standort seines Heimrennens ebenfalls egal: "Ich werde alles dafür tun, dass wir auch in Zukunft einen Grand Prix in Spanien haben. Unabhängig davon, wo dieser stattfindet."

Zwei Rennen in Spanien hält der 28-Jährige für unwahrscheinlich: "Man sieht, wohin sich der Rennkalender entwickelt und die neuen Märkte, die die Formel 1 erschließen will. Aber eine gewisse Basis will auch die Formel 1 in Europa behalten. Ich denke, Spanien ist der richtige Ort, um einen Grand Prix jährlich auszutragen." Wie genau die Formel 1 ihren Rennkalender zusammenstellt, welche Herausforderung dabei bewältigt und welche Bedürfnisse beachtet werden müssen, könnt ihr schon bald in unserer neuen Print-Ausgabe Motorsport-Magazin Nr. 91 in einer umfangreichen Geschichte nachlesen.

Stadtkurse gelten als eng und zumeist überholfeindlich, Foto: LAT Images
Stadtkurse gelten als eng und zumeist überholfeindlich, Foto: LAT Images