Die Power Unit kreischt, der Funk knackt und die Stimme eines gut aufgelegten Doppelweltmeisters fragt fast schon jubilierend: "Auf welchem Platz liegt Lance? Toller Move in Kurve 1!" Lance Stroll konnte das Lob von allerhöchster Stelle zu diesem Zeitpunkt gar nicht hören. Er saß noch in seinem Aston Martin, kämpfte sich nach einem verpatzten Qualifying von Startplatz 18 bis auf P12 nach vorne. Mehr sollte es jedoch nicht mehr werden.

Stroll blieb zum zweiten Mal in dieser Saison ohne WM-Punkte. Daran konnte auch die Anerkennung seines Teamkollegen Fernando Alonso nichts ändern, der zeitgleich auf seinen vierten Podestplatz im fünften Saisonrennen zusteuerte. "Und nebenbei hat er noch Fernsehen geschaut", stellte sein Teamchef Mike Krack anerkennend fest. Alonso ist eben Rennfahrer, heimlicher Teamchef und TV-Experte in Personalunion.

Das schlechte Qualifying war Ausgangspunkt für das erfolglose Rennen, Foto: LAT Images
Das schlechte Qualifying war Ausgangspunkt für das erfolglose Rennen, Foto: LAT Images

Die Analyse von Strolls Manöver gab der stolze Asturier direkt aus seinem Cockpit heraus zum Besten, aus dem er während der einsamen letzten Rennrunden in Miami die Zeit fand, das Geschehen auf den Video-Leinwänden mitzuverfolgen. Zu Rennbeginn wären die Worte vielleicht weniger positiv ausgefallen. Denn Strolls Strategie ging zunächst nicht auf.

Aston Martin Strategie schlägt fehl: Der eigenen Stärke beraubt

Der Sohn von Teambesitzer Lawrence Stroll ging mit einer alternativen Strategie in den Großen Preis von Miami. Start auf den harten Reifen. An sich eine gute Idee, immerhin waren diese der Erfolgsgarant für Max Verstappens erfolgreiche Aufholjagd bis zum Sieg. Doch für den Kanadier ging die Taktik nicht wie gewünscht auf.

Den Grund dafür deutete Mike Krack nach dem Rennen an: "Wir dachten, vor uns würden weniger Fahrer das Rennen auf dem harten Reifensatz starten." Das sorgte für ein unerwartetes Hindernis: Anstatt nach spätestens 20 Runden freie Fahrt zu haben, hing Stroll im DRS-Zug mit anderen Hard-Startern fest.

Stroll hob nach dem Rennen eine weitere Herausforderung hervor: "Die Reifen bauten überhaupt nicht ab, was das Überholen noch schwieriger machte. Vor allem wenn man von hinten losfährt." Der reifenschonende Aston Martin konnte also eine seiner größten Stärken nicht ausspielen. Das war einerseits durch den frischen Asphalt bedingt und andererseits durch die geringe Streckentemperatur von nur 34 Grad Celsius.

Lance Stroll in Miami: Medium-Aufholjagd kommt zu spät

Unter den Piloten, die das Rennen auf harten Reifen begannen, fuhr Stroll als Vorletzter in Runde 42 zum Reifenwechsel an die Box. "Wir hofften noch auf ein Safety-Car", rechtfertigte Stroll den späten Reifenwechsel. Bei einem Boxenstopp unter Safety-Car hätte Stroll aufgrund des geringeren Zeitverlustes die Box innerhalb der Top-10 verlassen. Bernd Mayländers Dienste wurden an diesem Sonntag aber nicht benötigt.

Auf den frischen Medium-Reifen vermochte Stroll dann noch eine Aufholjagd zu starten. Diese kam aber zu spät, resümierte Krack nach Rennende: "[Stroll] war auf den Medium-Reifen gut unterwegs, aber das Rennen war nicht lang genug, um es noch in die Punkte zu schaffen." Stroll machte in den letzten 15 Runden immerhin noch vier Positionen gut.