Nach der wenig überraschenden Absage von RTL ist der Bezahlsender Sky nun auf der Suche nach einem neuen Free-TV-Partner für die Formel 1. Laut Vertrag mit der Rennserie müssen in der kommenden Saison in Deutschland letztmals vier Rennen frei empfangbar zu sehen sein. Erst danach greift ein neuer Vertrag von Sky mit der Formel 1, in dem es eine solche Klausel nicht mehr gibt.
ARD und ZDF haben derzeit kein Interesse an der Formel 1, wie Motorsport-Magazin.com und die Deutsche Presse-Agentur aus ARD-Kreisen erfahren haben. Auch die DTM, die seit 2018 von der ProSiebenSat.1 Media SE live begleitet wird und nach der Auflösung der von Gerhard Berger geleiteten Organisation ITR vom ADAC übernommen wurde, wird bei den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern bezüglich des neuen TV-Vertrages keine Rolle spielen.
Verantwortliche des ZDF hatten zuletzt mehrfach erklärt, dass Rennserien mit Verbrennungsmotoren nicht in die Zeit passen. Auch die ProSiebenSat.1-Gruppe hat derzeit offenbar kein Interesse an einer Sub-Lizenz für die wichtigste Motorsport-Rennserie der Welt, wie es in Unternehmenskreisen hieß.
RTL zeigt lieber Football statt Formel 1
RTL, seit 1991 kontinuierlicher TV-Partner der Königsklasse, hatte sich zuvor gegen einen neuen Kontrakt mit dem Pay-TV-Sender Sky entschieden, der die TV-Rechte für den deutschen Markt erworben hat und seit 2021 als einziger Anbieter alle Rennen der Formel 1 überträgt. Bis einschließlich 2020 hatte auch RTL alle Großen Preise gezeigt.
"Wir haben entschieden, in 2023 auf die Übertragung einzelner Rennen der Formel 1 zu verzichten", bestätigte ein RTL-Sprecher die Entscheidung und begründete sie damit, dass man sich im Free-TV zukünftig "auf Fußball und unsere neu erworbenen NFL-Rechte" konzentrieren wolle.
Kein Wunder, denn die Einschaltquoten des regulären Saisonspiels zwischen den Tampa Bay Buccaneers mit Superstar Tom Brady und den Seattle Seahawks zuletzt vor ausverkauftem Haus in München waren ein voller Erfolg. Laut Angaben der nordamerikanischen Football-Profiliga war das große Spektakel in der Allianz Arena mit 5,8 Millionen Zuschauern am TV bei ProSieben und im Internet die bislang quotenstärkste NFL-Begegnung im Ausland überhaupt.
Zum Vergleich: RTL beklagte dagegen Verluste in den beiden vergangenen Jahren, in denen der Privatsender noch vier Rennen live zeigen durfte: 2022 interessierten sich im Schnitt noch 2,54 Millionen (Marktanteil 16,9 %) für die Königsklasse des Motorsports und damit weniger als 2021, als bei RTL noch 3,13 Zuschauer die Formel 1 sehen wollten, was einem Marktanteil von 19,1 % entsprach.
Formel 1 im kostenlosen Sky-Stream?
Findet Sky keinen Free-TV-Partner, gäbe es trotzdem noch die Möglichkeiten, den Vertrag mit der Formel 1 zu erfüllen. Denkbar wären dann frei empfangbare Liveübertragungen auf den eigenen Kanälen sowie im Internet über die eigene Homepage oder über Youtube. Dann könnte der Pay-TV-Anbieter allerdings kein Geld für eine mögliche Sub-Lizenz einnehmen.
Die Ausstrahlung über den Sender Sky Sport News ist nicht mehr möglich. Nachdem der News-Sender jahrelang frei empfangbar war, setzte ihn Sky Mitte 2021 wieder hinter die Bezahlschranke.
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