Im Frankreich-GP nimmt Mercedes am nächsten Wochenende wieder Anlauf. Das einstige Siegerteam kam bislang in der Formel-1-Saison 2022 nach Problemen mit dem Autodesign in elf Rennen nicht über den dritten Platz hinaus, doch ein Licht am Ende des Tunnels scheint in Sicht.

Für Frankreich machen neben den üblichen Verdächtigen Red Bull und Ferrari wieder die Namen Lewis Hamilton und George Russell als Siegkandidaten die Runde. Und der Trend spricht langsam für sie. Auch wenn es in Österreich zuletzt weniger gut aussah, so gibt es sowohl beim Auto, als auch bei der Streckencharakteristik in Le Castellet diesmal gute Gründe für Optimismus.

Neueste Mercedes-Upgrades funktionieren

Zuerst einmal ist es das Auto selbst. Der Mercedes W13, bisweilen das Problemkind des Formel-1-Spitzenfeldes, kam nach der letzten großen Upgrade-Runde des Teams in Silverstone einschließlich eines neuen Unterbodens endlich auf Touren. "Uns fehlen noch immer zwei, drei Zehntel an Performance", muss Teamchef Toto Wolff nach Österreich einräumen - aber zu Saisonbeginn war es teilweise fast eine Sekunde pro Runde.

Kritisch war für Mercedes vor allem, das aerodynamisch bedingte Springen des Autos, das viel bemühte Porpoising, in den Griff zu bekommen. Die letzten drei Zehntel sind jetzt reine Performance, sagt Wolff: "Das Porpoising haben wir denke ich im Griff. Wenn wir jetzt zurück nach Monaco oder Baku kämen, wären wir nicht großartig, aber diese Probleme hätten wir sicher nicht."

Das beobachtet die Konkurrenz ebenfalls. "Die letzten zwei Rennen waren ziemlich solide von ihnen", warnt Red-Bull-Teamchef Christian Horner, der daher einen starken Auftritt von Hamilton und Russell in Frankreich prognostiziert. "Wir erwarten, dass sie in Paul Ricard schnell sind. Sie haben vereinzelt gezeigt, dass sie mithalten können." Denn die Strecke kommt Mercedes entgegen.

Mercedes-Pech in den letzten Rennen

Hieß es das aber nicht auch schon in Silverstone? Ja, doch Hamiltons dritter Platz allein war in diesem Rennen nicht die ganze Geschichte. Das Auto hatte im verregneten Qualifying die Pace für die erste Reihe, aber die Box schätzte das Timing schlecht ein. Im Rennen konnte Hamilton bis zum Schluss den Anschluss halten.

In Österreich, auf einer dem Auto deutlich schlechter liegenden Strecke, brachten sich beide Fahrer mit Qualifying-Unfällen um gute Startpositionen. Wieder schien die erste Reihe in Reichweite. Eine schwierige Ersatzteil-Lage machte den Rest des Wochenendes kompliziert: Zwei Heckflügel waren hinüber, weshalb nur Hamilton den präferierten Ersatzflügel bekam. Auch bei den Unterböden wurde es eng: Nach den Unfällen fuhr man mit einem Ersatz-Unterboden und mit einem Unterboden, der aus den zwei beschädigten zusammengeflickt worden war.

Frankreich kommt Mercedes wieder entgegen

In Österreich waren die Zeiten im Angesicht der Streckencharakteristik - enge Kurven und lange Geraden kommen dem Mercedes in seiner aktuellen Form nicht entgegen - akzeptabel, wenn auch nicht auf dem Niveau von Ferrari oder Red Bull. Frankreich aber sollte dem Mercedes wieder deutlich besser liegen.

Mit ein Mercedes-Problem: Topspeed-Defizit gegenüber Red Bull, Foto: LAT Images
Mit ein Mercedes-Problem: Topspeed-Defizit gegenüber Red Bull, Foto: LAT Images

Der Circuit Paul Ricard bietet mittelschnelle und schnelle Kurven, und ist eben wie kaum eine andere Strecke im Kalender. Das hilft dem Mercedes, der zum einen in schnellen Kurven stark ist, und zum anderen unbedingt besonders tief gefahren werden muss, um sein Potential voll entfalten zu können. In dieser Hinsicht scheint er noch immer weniger Spielraum zu bieten als die Konkurrenz.

Da ist Frankreich also ideal. Auch die Hitzewelle sollte helfen, das Auto ist reifenschonend. Trotzdem bleiben Defizite. Vor allem auf leeren Tanks. Das gilt im Qualifying und im Rennen. In letzterem zeigte sich in jedem der letzten Rennen offen ein Problem: War das Auto im mittleren Renndrittel teils auf Augenhöhe mit der Spitze, so zogen Ferrari und Red Bull mit leeren Tanks wieder davon. In Silverstone tat sich Hamilton auch schwer, im engen Finish nach einem Safety-Car-Restart mitzukämpfen. Mercedes bleibt also auch in Frankreich Außenseiter.