"Was zur Hölle war das?", funkte Charles Leclerc 2019 beim Österreich GP, als er den sichergeglaubten Sieg soeben an Max Verstappen verloren hatte. Der Monegasse hatte das Rennen von Pole-Position aus bis zur Schlussphase angeführt und wurde dann vom heranstürmenden Verstappen attackiert.

Verstappen konnte den Zweikampf mit einem harten Manöver in der Remus-Haarnadel für sich entscheiden. Dabei berührten sich die Vorderreifen der beiden Boliden und Leclerc wurde über die Sausage-Kerbs hinweg von der Strecke gedrängt. Der Niederländer musste stundenlang um seinen Sieg bangen, doch letztendlich akzeptierten die Stewards die harte Gangart.

2019 kollidierten Verstappen und Leclerc im Kampf um den Sieg in Österreich, Foto: LAT Images
2019 kollidierten Verstappen und Leclerc im Kampf um den Sieg in Österreich, Foto: LAT Images

Es war eine Entscheidung mit Tragweite: Leclerc fuhr von nun an ebenso hart. Schon beim nächsten Rennen in Silverstone fuhr er im direkten Duell mit Verstappen die Ellbogen ordentlich aus. Die endgültige Revanche gab es am vergangenen Wochenende. Bei seiner Siegfahrt auf dem Red Bull Ring überholte Leclerc den Weltmeister drei Mal (!) auf der Strecke - und das ohne Kollision.

Beim ersten Überholmanöver wehrte sich Verstappen noch, bei Manöver zwei und drei ob des Reifenvorteils von Leclerc höchstens nur noch halbherzig. Dabei gab der sonst so charmante und zurückhaltende Ferrari-Pilot selbst zu, Verstappen zu Kart-Zeiten sogar 'gehasst' zu haben. Was ist mit der einstigen Rivalität passiert?

"Das Duell mit Max liebe ich. Wir kennen uns natürlich schon seit langer Zeit. Es war schon immer Rennfahren am Limit", erklärt Leclerc und fügt an: "Dieses Jahr ist es sogar etwas weniger aggressiv als normalerweise. Wir sind über die Jahre zusammen aufgewachsen und kennen die Schwächen des jeweils anderen. Wir kennen uns gut, das macht es so aufregend. Zwischen uns herrscht großer Respekt."

Duelle 2022 allesamt ohne Kollisionen

Tatsächlich haben die beiden Kontrahenten in dieser Saison auch schon vor dem Österreich Grand Prix Zweikämpfe ohne Unfälle ausgetragen: In Bahrain, Jeddah und in Miami kam es, trotz teilweise hartem Rennfahrens, im Kampf um die Führung nie zur Kollision. Bei dem Rennen in Spielberg haben Leclerc und Verstappen ihren Reifeprozess innerhalb der letzten drei Jahre erneut bewiesen.

Dem Vergleich mit dem knallharten WM-Duell des Vorjahres zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton weicht Leclerc aus: "Über den Kampf zwischen Max und Lewis will ich nichts sagen. Ich war nicht Teil dieses Kampfes, denn letztes Jahr habe ich unglücklicherweise noch um weniger interessante Positionen gekämpft." Ferrari war im Vorjahr noch im Duell der Traditionsteams mit McLaren um Platz 3 in der Konstrukteurswertung, welches die Scuderia für sich entschied.

In Saudi-Arabien ging das Duell der beiden einstigen Kart-Konkurrenten bis zur Ziellinie, Foto: LAT Images
In Saudi-Arabien ging das Duell der beiden einstigen Kart-Konkurrenten bis zur Ziellinie, Foto: LAT Images

Auch zwischen den Teams von Ferrari und Red Bull herrscht keine Feindschaft, wie sie noch im Titelkampf des Vorjahres zu sehen war. Mehrfach betonte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko, wie angenehm der Wettstreit mit Ferrari im Vergleich zu dem des Vorjahres mit Mercedes sei.