Das Thema Budgetobergrenze und deren Anhebung ist in der Formel 1 mittlerweile zum Alltag bei jedem Grand Prix geworden. Momentan sind etwa 140 Millionen Dollar Budget für die gesamte Saison 2022 erlaubt. Einige Teams, allen voran Red Bull, fordern jedoch immer nachdrücklicher die Erhöhung dieses Limits. Der Grund dafür ist die hohe Inflation, die vor allem durch den Krieg in der Ukraine und seine Folgewirkungen hervorgerufen wurde. Die Teams argumentieren, gar nicht mehr in der Lage zu sein, unter dem Limit zu bleiben.

Auch McLaren-Teamchef Andreas Seidl gehört mittlerweile zu den Befürwortern einer Anpassung des Budgetlimits, obwohl McLaren als klarer Unterstützer des Konzepts bekannt ist. Der Bayer erwartet sich eine baldige Lösung: "Die nächste große Besprechung wird die F1-Kommission am Freitag in Österreich sein. Dort werden wir sicher auch die Kostengrenze besprechen. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine gute Lösung im besten Interesse für die Zukunft des Sports finden werden."

Formel-1-Teams: Anliegen im Sinne des Sports

Wie diese Einigung aussehen soll, das wollte er nicht verraten. "Es braucht eine klar definierte Lösung, aber es macht keinen Sinn, das in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Darüber wurde schon genug gesprochen", verwies Seidl auf die vergangenen Wochen. Besonders Red-Bull-Chef Christian Horner heizte die Debatte an und warnte sogar davor, dass Teams die letzten Rennen der Saison 2022 auslassen könnten, um einer Bestrafung zu entgehen.

Seidl droht nicht mit solch düsteren Szenarien, doch auch er will den Status Quo nicht beibehalten: "Es wäre nicht gut für den Sport, denn es gibt mehrere Teams, uns eingeschlossen, die aufgrund der unerwarteten Umstände auf der finanziellen Ebene einfach nicht in der Lage sind, die Grenze dieses Jahr einzuhalten."

Formel-1-Teams konnten Preissteigerungen nicht vorhersehen

Die Argumentation der Teams war bisher, dass die Inflation ein Fall von höherer Gewalt und damit unvorhersehbar gewesen sei. Seidl ist überzeugt, dass man dieser Argumentation folgen wird: "Die FIA hat bei allen Teams in den letzten Monaten eine tiefgründige Analyse durchgeführt, um ein klares Bild der Realität zu erhalten. Diese unerwarteten Preissteigerungen haben nichts zu tun mit einer normalen Inflation, besonders bei den Frachtkosten und den Betriebsmitteln. Darauf basierend wird die FIA eine klare Idee haben, was vernünftig wäre."

Gestiegene Transportkosten machen den Formel-1-Teams zu schaffen, Foto: Sutton
Gestiegene Transportkosten machen den Formel-1-Teams zu schaffen, Foto: Sutton

Bei McLaren will man noch gar nicht daran denken, was passiert, wenn die Anpassung ausbleiben sollte. "Wir müssen schon jetzt stark haushalten, wenn man auf unseren Upgrade-Plan für das Jahr blickt. Obwohl wir schon wissen, dass wir mit unseren Finanzen definitiv über der Grenze sein werden. Mein Fokus ist es daher, nächste Woche eine Lösung zu finden, da stecken wir unsere Energie hinein. Über alles andere können wir uns danach den Kopf zerbrechen", gab Seidl an. McLaren könne zwar nicht für andere Teams sprechen, aber der Traditionsrennstall aus Woking wolle eine Strafe unbedingt vermeiden.

Unklare Bestrafungen bei Budget-Cap-Bruch für Seidl kein Problem

Obwohl er von einer Überschreitung des Budgetlimits durch sein Team ausgeht, will der 46-jährige an den unklaren Bestrafungen eines Bruches festhalten: "Wir unterstützen sehr, dass die Strafe einer Überschreitung nicht klar definiert ist. Denn wenn du weißt, was für eine Strafe du für welches Vergehen bekommst, dann kannst du damit kalkulieren. Daher habe ich damit keinerlei Problem."

In Barcelona bekam der MCL36 das bisher letzte große Update verpasst, seitdem wird Geld gespart, Foto: LAT Images
In Barcelona bekam der MCL36 das bisher letzte große Update verpasst, seitdem wird Geld gespart, Foto: LAT Images

Da sich die Überprüfungs- und Bestrafungsprozesse bei der Kostengrenze lange hinziehen könnten, wäre auch eine WM-Entscheidung am Grünen Tisch, lange nach der Saison, im Bereich des Möglichen. "In der Theorie ist das möglich, aber das gilt auch für alle anderen Regeln. Es könnten ja auch erst nach der Saison Regelbrüche aufkommen. Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt", gab Seidl zu.

Kostendeckel richtiger Weg, aber Formel 1 muss dazulernen und optimieren

Der McLaren-Chef versuchte, sowohl sein Anliegen als auch das Prinzip der Budgetdeckelung zu verteidigen: "Bei McLaren ist es bekannt, dass wir uns sehr für die Einführung eingesetzt haben. Es ist nicht nur für uns großartig, sondern auch für den Sport. Alle diese aktuellen Probleme und Klarstellungen sind normal, wenn du in eine neue Ära mit komplizierten Regularien gehst. Ich bin sicher. diese offenen Fragen werden innerhalb der ersten Jahre des Budgetdeckels gelöst sein und dann werden wir uns alle in einer wesentlich besseren Lage befinden als noch vor ein paar Jahren."

Der Deutsche stellte die angestrebte Lösung also nicht als frühen Bruch der neuen Kostensparmaßnahmen der Formel 1 dar, sondern vielmehr als Teil eines Lernprozesses. Deswegen weigerte er sich, von einer Erhöhung des Limits zu sprechen: "Es geht nicht darum, das Budgetlimit zu erhöhen. Die Diskussion ist, die Inflationsregel, die ab 2024 ohnehin in den Regeln gewesen wäre, schon früher anzuwenden. Es geht also nicht um eine Erhöhung des ursprünglichen Limits." Der Freitag in Spielberg könnte schon erste Anhaltspunkte für den weiteren Verlauf der Budgetdiskussion liefern.