Als Daniel Ricciardo 2020 seinen Formel-1-Vertrag bei McLaren unterzeichnet hat, rechnete er sicher nicht damit, dass er sich zwei Jahre später in der jetzigen Situation befinden würde. Das zweite Jahr in Folge ist er bislang machtlos gegen seinen Teamkollegen und ausgerechnet seine ehemalige Fabelstrecke in Monaco verursacht ihm die größten Probleme.

Seit seinem ersten Auftritt in papaya-orange ging die Formkurve des Honey Badgers steil nach unten. In den letzten Wochen musste Ricciardo auch erstmals öffentliche Kritik aus seinem eigenen Team gefallen lassen. McLaren-CEO Zak Brown meinte, der ehemalige Red-Bull-Senkrechtstarter bringe nur selten die Leistungen, welche man sich von ihm erwartet. Im Formel-1-Paddock machen sogar schon Gerüchte die Runde, welche eine vorzeitige Vertragsauflösung des bis 2023 laufenden Kontrakts zu Saisonende thematisieren.

Seidl: Ricciardo fehlt das Fahrgefühl

Teamchef Andreas Seidl wollte am letzten GP-Wochenende in Monaco nicht so weit gehen und die Kritik des US-Amerikaners wiederholen. Er führte aber den Grund an, warum seiner Meinung nach Ricciardo nicht das Maximum aus dem MCL36 herausholen kann: Ein fehlendes Gefühl für das Auto. "Generell sagt Daniel selbst, dass er sich noch nicht bei 100 Prozent fühlt, vor allem wenn er im Qualifying alles aus dem Auto holen muss", so Seidl.

"Gleichzeitig trifft er auf einen starken Teamkollegen und wenn man diese beiden Punkte zusammennimmt, dann ergibt das den Abstand, den wir manchmal sehen", kalkulierte der Niederbayer weiter. Bereits im Vorjahr konnte Ricciardo kein Vertrauen zum Auto aufbauen, da der MCL35 nicht seiner Fahrweise entgegenkam. Durch den massiven Regelumbruch in diesem Jahr erhoffte sich Ricciardo aber, dass er mit dem neuen Boliden besser zugange kommt. Bislang bestätigte sich diese Hoffnung nicht.

Barcelona-Blamage von Defekt verursacht

"Alles was wir machen können, ist gemeinsam mit Daniel von beiden Seiten hart daran arbeiten, um diese letzten Prozente herauszuholen", erklärte Seidl. Zumindest für eine der schwachen Leistungen gibt es aber eine technisch bedingte Erklärung. "In Barcelona konnte er einfach keine bessere Pace gehen, nach dem Rennen haben wir ein Problem mit dem Auto entdeckt", behauptete der McLaren-Teamboss.

Beim letzten GP-Wochenende in Monaco performte Ricciardo hingegen nur im ersten Training fast auf Augenhöhe mit Lando Norris. In FP2 stopfte der 32-Jährige seinen Wagen aufgrund eines etwas zu aggressiven Fahrzeug-Setups in die Wand. Ricciardo war nach dem Crash für das verbleibende Wochenende von der Rolle und konnte kein Wörtchen um die Punkte mitsprechen, während Norris auf P6 landete.

Dasselbe Bild auch in der Weltmeisterschaft: Während der Brite mit 48 Zählern und einem Podium den Rennstall aus Woking praktisch im Alleingang auf die fünfte Position in der Konstrukteurs-Meisterschaft geführt hat, sammelte Ricciardo gerade einmal elf Punkte und beendete mit seinem Heim-GP in Melbourne lediglich ein einziges Formel-1-Rennen unter den ersten Zehn.