"Im schnellsten Auto zu sitzen und dennoch nicht Weltmeister zu werden ist äußerst frustrierend." Mit diesem Satz beschrieb Ex-F1-Pilot Hans Joachim Stuck die Situation von Vize-Champion Kimi Räikkönen treffend. Doch warum wurde der Finne trotz seines überlegenen Arbeitsgerätes und der von Norbert Haug so gerne zitierten 10 Siege aus den letzten 14 Rennen nicht F1-Weltmeister 2005?

Erklärungsansätze gibt es einige. So sagen manche Experten, dass McLaren zu aggressiv vorgegangen wäre und die Zuverlässigkeitsprobleme zur Saisonmitte und gegen Saisonende Kimi den Fahrertitel gekostet hätten. Und tatsächlich: Der MP4-20 hatte für ein Weltmeisterauto viel zu viele Motorschäden und sonstige technische Gebrechen.

Für Fernando Alonso waren die Motordefekte von Räikkönen während der Freien Trainings allerdings nicht unbedingt nur Pech; aber auch kein Verschulden des Finnen, wie mancher Experte kritisiert. Der neue Champion sieht diese Motorwechsel vielmehr als "Glück" an. Schließlich wären sie immer früh am Freitag oder spät am Samstag geschehen. Also kurz nach einem Rennen oder kurz vor dem nächsten Grand Prix.

McLaren-Teamboss Ron Dennis sieht den Grund für den verlorenen Fahrertitel deshalb in einem anderen Bereich vergraben. "Aus unserer Sicht ist es statistisch nicht belegbar, dass wir große Zuverlässigkeitsprobleme hatten", wehrt sich Dennis gegen diese Kritik. "Wenn das der Fall gewesen wäre, dann hätten wir nicht zehn Rennen gewonnen. Wir haben jetzt sieben Rennen in Folge gewonnen und wahrscheinlich wird ein Fahrer, der acht Rennen gewinnt, in diesem Jahr nicht Weltmeister. Darüber spricht aber niemand."

Dennoch gesteht der erfolgsverwöhnte McLaren-Boss einen Fehler ein: Allerdings nicht den zu aggressiv bei der Entwicklung gewesen zu sein. Sondern im Gegenteil: Man wäre zu Saisonbeginn zu konservativ gewesen.

"Wir hatten Angst ans Limit zu gehen und das war alles", sagte Dennis. "Der psychologische Effekt des verregneten Qualifyings in Melbourne war größer als erwartet. Dann kam der Frust der ersten Runden hinzu. Die Fahrer beschädigten ihre Autos und das bestimmte den Ton für die folgenden Rennen. Davon konnten wir uns nicht erholen."

Genau zu diesem Zeitpunkt habe man die WM verloren. "Wir hätten uns mehr zusammenreißen und in den ersten Rennen mehr Risiken eingehen müssen." Am kommenden Wochenende wird sich nun entscheiden, ob die fehlende Risikobereitschaft die Silbernen am Ende nicht nur den Fahrer-, sondern auch noch den Konstrukteurstitel kosten wird.