Lewis Hamilton geht als Außenseiter gegen Max Verstappen in das Formel-1-Wochenende in Brasilien. Doch beim GP in Sao Paulo droht dem amtierenden Weltmeister erneut Ungemach. Gerüchte über einen Motorwechsel machen die Runde. Hamilton will sich nicht zu den Spekulationen äußern. Er fürchtet jedoch: Brasilien könnte ein ungünstiges Pflaster für einen Tausch der Power Unit sein, denn Überholen ist auf dem Autodromo Jose Carlos Pace schwierig.

Kommt Mercedes-Motorstrafe?

Red Bull Motorsportchef Dr. Helmut Marko brachte den Stein rund um einen weiteren Wechsel der Mercedes-PU vor wenigen Tagen ins Rollen. Bei einem RTL-Interview sprach der Österreicher davon, dass Mercedes in Brasilen einen neuen Motor benötigen würde. "Wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, wird Hamilton nach dem Sprint eine Grid-Strafe erhalten", so Marko.

Bei Mercedes hält man sich naturgemäß bedeckt gegenüber diesen Aussagen. Lewis Hamilton antwortete im der Fahrer-Pressekonferenz am Donnerstag nur ausweichend: "Ich kann dazu im Moment keinen Kommentar abgeben", so der Mercedes-Pilot.

Hamilton: Mein Motor ist in Ordnung

"Ich bin mir nicht einmal sicher, ob der Motor heute am Morgen überhaupt angekommen ist", sagte der WM-Zweite mit Verweis auf die Transportschwierigkeiten seit dem Großen Preis von Mexiko. "Soweit ich informiert bin, ist mein derzeitiger Motor in Ordnung, aber wir werden das heute später herausfinden. Ich hatte hier noch kein Briefing.", meinte Hamilton weiter.

Bereits beim Großen Preis der Türkei überschritt Hamilton das Kontingent an Verbrennungsmotoren für die Formel-1-Saison und musste deshalb zehn Startplätze nach hinten. Im Umkehrschluss bedeutet das aber, dass er in Brasilien für einen weiteren Tausch mit einer Strafe von nur fünf Plätzen davonkommen würde.

Einfach würde sich eine Aufholjagd nach einem potenziellen Wechsel des Motors allerdings nicht gestalten. Hamilton fürchtet, dass der Streckencharakter des Autodroms von Interlagos Überholmanöver erschweren könne. "Das ist keine besonders gute Strecke für Überholmanöver. Es gibt zwar eine lange Gerade, aber es zählt eher zu den schwierigeren Orten, um zu Überholen", vermutete Hamilton.

Den Pace-Vorteil, den ein Fahrer benötigt, um am Vordermann vorbeizukommen, bezifferte er folgendermaßen: "Man muss ungefähr 1,1 Sekunden schneller sein, um eine 50-prozentige Überholchance zu haben".

Mercedes: Motortausch unausweichlich?

In den letzten Monaten erwies sich die Power Unit der schwarzen Silberpfeile als unzuverlässig. Während Hamilton bisher mit einer Startplatz-Strafe durchkam, musste Valtteri Bottas sechsmal seine Antriebseinheit wechseln. Pro Saison sind aber nur drei Verbrennungseinheiten erlaubt. Bereits nach Hamiltons relativ frühen Tausch beim Türkei-GP vermuteten viele, dass das Weltmeister-Team auch beim Titelverteidiger erneut wechseln müsse.

Warum könnte es dennoch Sinn machen, bereits an diesem Wochenende umzusatteln? Red Bull geht nach dem dominanten Mexiko-Sieg als haushoher Favorit in den Brasilien-GP. Mercedes riskiert somit kaum einen Sieg herzuschenken. Bei den verbleibenden drei Grands Prix kann sich das Team von Toto Wolff und Co bessere Chancen auf den Rennsieg ausrechnen als in der Höhenlage Sao Paulos.

Noch weniger Überholmöglichkeiten in Katar und Saudi Arabien?

Dazu kommt noch, dass Brasilien zwar allgemein als wenig überholfreundlich gilt, betrachtet man aber den restlichen Saison-Kalender ist in dieser Kategorie kaum Besserung in Sicht. Die Layouts der beiden Debüt-Kurse in Katar und Saudi Arabien bieten ebenfalls nicht besonders viele gute Überholstellen.

Der Yas Marina Circuit, auf dem das Saisonfinale ausgetragen wird, erarbeitete sich in den letzten Jahren ebenfalls den Ruf einer überholfeindlichen Strecke. Für dieses Saison würden zwar zahlreiche Stellen überarbeitet, aber der Kurs in Abu Dhabi muss erst den Beweis liefern, dass er mehr Positionswechsel zulässt. Im letzten Rennen könnte es allerdings sowieso zu spät sein, um noch einmal einen neuen Motor einzubauen.