Ein echter Hammer für den Motorsport und insbesondere die Formel 1 in Deutschland scheint näher und näher zu rücken: Steigt nach der 2022 unmittelbar bevorstehenden Regel-Revolution mit dem nächsten Reglement-Zyklus der Formel 1 ab 2026 der Volkswagen-Konzern mit seinen Marken Audi und/Porsche in die Königsklasse ein? Bereits mehrfach kamen im Lauf der Formel-1-Saison 2021 die Konzernlenker der bestehenden Marken und potenzieller Neueinsteiger zusammen. In knappen Statements sprach die F1 stets von konstruktiven Treffen und Diskussionen.

Darüber hinausgehende Wortmeldungen der Beteiligten gab es bis dato allerdings kaum. Einzig aus dem Kreis innerhalb der Formel 1 waren bereits mehrfach positive Anzeichen zu vernehmen. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff etwa geht inzwischen von einem Einstieg des VW-Konzerns aus - ob nun aus Zuffenhausen, Ingolstadt oder gleich im Doppel. Bereits seit Wochen laufen die Gerüchte heiß.

Formel-1-Einstieg von Porsche & Audi: Motoren im Fokus

Einer der entscheidendsten Aspekte war und ist das künftige Motorenreglement. Bestehende Hersteller in der Formel 1 möchten möglichst wenig verändern, um ihren Erfahrungsvorsprung zu konservieren. Mögliche Neueinsteiger wünschen sich größere Änderungen, um keinem Rückstand hinterher zu eilen. Ein zweites Honda wie zu Beginn der laufenden Hybrid-Ära will niemand erleben. Die Japaner stiegen 2015 mit einem Jahr Verspätung ein und fuhren zunächst einige Jahre hoffnungslos hinterher.

Konkret gilt das Ende der hochkomplexen MGU-H der aktuellen Power Units ab 2026 - ein der größten Dreh- und Angelpunkte für einen Einstieg des VW-Konzerns - längst als besiegelt. Seitdem gehen große Teile des Fahrerlager nahezu sicher von namhaften Neuzugängen aus Deutschland aus. Mit dem seit Oktober neuen Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach bestätigte nun erstmals auch ein Offizieller eindeutig, wie berechtigt diese Erwartungshaltungen sind.

Neuer Porsche-Motorsportchef: Formel 1 ernsthaftes Thema

"Der Wert der Formel 1 in puncto Marketing, Fanbase und PR ist unbestritten, da ist die Formel 1 verglichen mit anderen Serien extrem gut", sagte der Nachfolger von Fritz Enzinger in einer Medienrunde vor dem Finale der Sportwagenweltmeisterschaft am Wochenende in Bahrain. "Wir schauen uns das Thema im Konzern ernsthaft an." Eine Entscheidung sei allerdings noch nicht gefallen.

Ein Geheimnis sei es nicht, dass Porsche über die Formel 1 nachdenke. Genauso wenig, dass man sich längst im Austausch mit der FIA befinde, so Laudenbach weiter. Und dennoch: Ein derart personalisiertes Statement - mehr als die seit Jahren gewohnten Stellungnahmen der Pressemitteilung, man beobachte das Thema F1 - spricht deutlich dafür, wie ernst es diesmal ist. Für den kommenden Reglementzyklus ab 2022 (ursprünglich 2021) scheiterte ein möglicher Porsche-Einstieg mit einem angepassten Antriebstrang aus der WEC noch am Unwillen der Formel 1, die Motorenregeln zu ändern. Nun ist die Bereitwilligkeit zum Entgegenkommen größer.

Porsche nennt drei Bedingungen für Formel-1-Einstieg

Allerdings gibt es noch immer einige Knackpunkte, die zwischen der VW-Gruppe und der Formel 1 zu klären sind. Fortschritte gibt es hier allerdings. Neben der wohl fixierten Abkehr von der MGU-H geht es noch um einige andere Schauplätze. "Soweit ich weiß, gehen die Dinge in der Formel 1 in die richtige Richtung", sagt Laudenbach.

Was noch fehlt? Der 53-Jährige zielt vor allem auf drei Dinge, die sich gut und gerne auch als Bedingungen für einen Porsche-Einstieg verstehen lassen. "Der Motorsport muss für die Serie relevant bleiben, die Elektrifizierung muss also stärker betont werden. Auch in der Formel 1", sagt Laudenbach zunächst. Da müsse man sich nur ansehen, was die verschiedenen Hersteller in Zukunft an Anteilen von Elektrofahrzeugen planen würden.

Mehr Elektrifizierung für Porsche entscheidend

Vor allem vom Verbrennungsmotor dominiert sein, dürfe die Formel 1 2026 nicht mehr. "Wenn das in fünf, sechs oder sieben Jahren immer noch so ist, dann ist das die falsche Botschaft", sagt Laudenbach. "Ich denke, dass es sehr wichtig ist, dass die Formel 1 einen Wechsel in Richtung Elektrifizierung vornimmt." Dass es im F1-Format nicht nur mit einer Batterie gehe, sei klar. "Aber die Priorität muss mehr auf dem elektrischen Teil des Powertrains liegen", sagt Laudenbach. Hier sei die FIA aber bereits einen großen Schritt in diese Richtung gegangen, lobt der 53-Jährige.

Ein zweiter Aspekt sei die Kostenfrage, mit der bereits 2021 eingeführten Budgetgrenze bereits angestoßen. Laudenbach: "Der Budget-Deckel ist schon ein erster Ansatz, ein solches Limit muss auch bei den Antrieben kommen, es ist in Diskussion." Die Vorstellung: Mehr Einheitsteile und freie Entwicklung vor allem in einem idealerweise stärker ausgebauten elektrischen Anteil.

Porsche: Kostendeckel & Chancengleichheit im Fokus

Zuletzt - und damit zusammenhängend - geht es um Chancengleichheit. Die neuen Regeln müssen sich so weitgehend ändern, dass Neueinsteiger auf nahezu gleichem Wissens- und Entwicklungsstand einsteigen können. "Ein Einstieg macht nur Sinn, wenn es eine Reglement-Änderung gibt, die bedeutet, dass alle Mitbewerber auf gleicher Basis beginnen können", sagt Laudenbach. Nach aktuellem Stand plant die Formel 1 nicht nur mit neuen Motoren-, sondern auch neuen Chassis-Regeln. Die Fahrgestelle sollen wieder leichter und kleiner werden. Zur Kompensation erscheint für Neueinsteiger auch ein größerer finanzieller Spielraum denkbar. Das würde allerdings mit der ebenfalls erwünschten Kostenkontrolle kollidieren.

Neben Porsche würde sich auch Audi mit der Formel 1 beschäftigen, bestätigt Laudenbach. Auch ein Einstieg beider Marken aus dem Hause Volkswagen bleibt damit weiterhin denkbar. "Welchen Sinn würden zwei Marken machen? Mit zwei könntest du sogar etwas Geld sparen", erklärt Laudenbach. Etwa über einen identen Antriebsstrang der VW-Marken.

Porsche und Audi brauchen Partner

Offen ist zudem die Form des Einstiegs. Kommen Porsche und/oder Audi als eigenes Team? Oder als Partner einer bestehenden Mannschaft? Oder als Motorenlieferant? Die beiden letzteren Varianten erscheinen derzeit wahrscheinlicher. "Man muss ein Team oder einen Zugang haben. Also braucht man einen Partner. Da reicht die Bandbreite von einer Belieferung mit Motoren bis hin zum Kauf eines ganzen Teams. Da sind sicherlich alle Varianten in der Diskussion", sagt Laudenbach.

Verbindungen gibt es hier gleich einige, etwa zu McLaren [in den Achtzigern bereits Motorenkunde in Stuttgart] um Teamchef und Ex-Porsche-Rennleiter Andreas Seidl oder Red Bull. Hier halten sich jedoch alle Beteiligten bedeckt. So auch Laudenbach: "Nein, ich war in letzter Zeit nicht in Salzburg und im Hangar-7."

Entscheidung für Formel-1-Einstieg muss zügig fallen

Allzu lang soll und dürfe eine Entscheidung allerdings nicht auf sich warten lassen. "Eine Sache ist klar. Wenn eine solche Entscheidung getroffen wird, dann kannst du nicht zu lang warten, denn wenn du 2025 fahren willst, dann musst du an einem gewissen Punkt anfangen", erklärt Laudenbach. Allzu weit entfernt davon scheint Porsche aktuell nicht zu sein. Immerhin fehlt zu den geforderten Bedingungen offenbar nicht mehr gerade viel. Laudenbach: "Ja, viele der Faktoren, die ich erwähnt habe, könnten - soweit wir wissen - wahr werden." Das Paket Formel 1 müsse allerdings auch in allen Details stimmen ...