Der Einsatz der Formel 1 und ihres erweiterten Dunstkreises im Kampf gegen das Coronavirus reißt nicht ab. Nachdem zuletzt Mercedes einen ersten Erfolg des ‚Project Pitlane’ vermeldete, die Zulassung einer von Ingenieuren des Teams, Maschinenbauingenieure vom University College London (UCL) und Medizinern vom University College Hospital (UCLH) entwickelten Atemhilfe, haben die Entwickler nun das Design dieser Geräte frei zur Verfügung gestellt.

Am Project Pitlane wirken neben Mercedes in anderen Projekten die übrigen sechs in Großbritannien beheimateten F1-Teams, also Red Bull, McLaren, Renault, Racing Point, Williams und Haas mit.

Die UCL-Ventura-Atemhilfe von Mercedes, UCL und UCLH ist ein CPAP-Gerät (Continuous Positive Airway Pressure), das Covid-19-Patienten mit Lungeninfektionen dabei hilft, leichter zu atmen, wenn eine Sauerstoffstoffmaske allein nicht ausreichend ist.

Der Vorrat an CPAP-Geräten ist in den Krankenhäusern in Großbritannien knapp, weshalb die Ingenieure daran gearbeitet haben, ein Gerät zu rekonstruieren, das schnell in großer Stückzahl produziert werden kann. Die in der vergangenen Woche zugelassene Atemhilfe wurde innerhalb kürzester Zeit hergestellt. Sie bietet einen um 70% reduzierten Sauerstoffverbrauch gegenüber einer vorherigen Version des Geräts.

Damit auch andere Staaten und deren Gesundheitssysteme von dieser Entwicklung zehren können, stellen die Entwickler in einem umfangreichen Lizenzpaket alle Details zur Herstellung des Geräts nun online zur Verfügung: covid19research.uclb.com/product/ucl-cpap.

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Regierungen, relevante Hersteller aus der jeweiligen Branche, Akademiker und Gesundheitsexperten können Zugang zu den Designs beantragen, um die Qualitätskontrolle bei der Herstellung sicherzustellen. Die Geräte müssen zudem den Genehmigungsprozess in den jeweiligen Ländern durchlaufen.

In Großbritannien hat die britische Regierung nach den ersten Tests der Geräte am UCLH sowie dessen Schwesterkliniken im Großraum London inzwischen bis zu 10.000 Geräte bestellt. Täglich fertigt Mercedes in Brixworth nun 1000 Einheiten - mit Geräten, die normalerweise Kolben und Turbolader für die Formel 1 produzieren würden. Dafür wurde das gesamte Werk in Brixworth umgestellt. Das F1-Projekt selbst befindet sich aktuell ohnehin im Shutdown.

Neben diesen Erfolgsmeldungen von Mercedes und der Arbeit der anderen Teams des Project Pitlane helfen in der Formel 1 engagierte Player auch an anderer Stelle. Ferrari und die Eigentümer-Familie Agnelli etwa spendeten 10 Millionen Euro für das besonders schwer belastete italienische Gesundheitswesen. Noch dazu hilft man bei der Beschaffung von Atemgeräten, stellt den Rettungsdiensten Fahrzeugflotten zur Verfügung und beteiligt sich an wohltätigen Projekten.

Nicht nur Ferrari hilft unterdessen in Italien. Auch F1-Einheitsreifenhersteller Pirelli beteiligt sich am Support in seiner Heimat. Pirelli, mit Sitz in Mailand, Teil der besonders schwer von Corona betroffenen Lombardei, organisiert medizinisches Equipment wie Beatmungsgeräte, Masken und Kittel. Noch dazu setzte Pirelli erst zum zweiten Mal überhaupt die Produktion seines berühmten Pirelli-Kalenders aus. Das Budget verwenden die Italiener stattdessen für Spenden an Wohltätigkeitsorganisationen. Insgesamt floss hier mehr als eine Million Euro.

„Der Motorsport mag gerade stillstehen, aber bei Pirelli arbeiten wie alle so hart wie eh und je“, sagt Pirellis F1-Chef Mario Isola. Der Italiener selbst hilft zudem auf ganz spezielle Weise – als freiwilliger Notarztwagen-Fahrer. Eine Tätigkeit, der Isola bereits seit 30 Jahren nachgeht – auch jetzt in Zeiten der Pandemie. „Ich mache mit den gleichen Schichten wie immer weiter und mache, was ich kann, um zu helfen“, sagt Isola.

Auch der langjährige McLaren-Teamchef Ron Dennis sagte nun seine Unterstützung zu. Der Brite hat SalutetheNHS.org ins Leben gerufen, womit er die Mitarbeiter des britischen Gesundheitswesens mit Mahlzeiten versorgen will. Als Kickstarter für die Aktion spendete Dennis gleich einmal eine Million Pfund aus seiner Wohltätigkeitsorganisation ‚DreamChasing’. „Unser Ziel ist, innerhalb von drei Monaten eine Millionen Mahlzeiten zu liefern - wo sie am meisten gebraucht werden, im Zentrum der Kriegsanstrengungen gegen Covid-19“, so Dennis.