An einem wird es British American Racing im Jahr 2006 keinesfalls mangeln: Und das sind Fahrer. Sogar Spitzenfahrer.

Mit Rubens Barrichello steht erst einer der beiden Stammpiloten für die nächste Saison fest, aber mit Jenson Button, Takuma Sato, Anthony Davidson und Nick Heidfeld stehen gleich vier Top-Leute als zweiter Pilot bereit.

Takuma muss um sein Cockpit kämpfen., Foto: Sutton
Takuma muss um sein Cockpit kämpfen., Foto: Sutton

Wie wichtig es ist zwei Spitzenpiloten im Team zu haben, betonte zuletzt Jenson Button, der mit der Verpflichtung von Rubens Barrichello vollauf zufrieden ist und diese als "guten Schachzug" bezeichnete. "Man benötigt definitiv zwei Fahrer die konstant in die Punkte fahren können." Eine Vorgabe, die sein japanischer Teampartner Takuma Sato in dieser Saison noch nicht erfüllen konnte. "Wir machen alle Fehler, aber man muss so konstant wie möglich sein, so wenige Fehler wie möglich machen und in jedem Rennen Punkte holen. Darum geht es in der modernen Formel 1."

Takuma Sato: Der Honda-Günstling

Bisher gingen viele davon aus, dass es in der modernen Formel 1 auch darum ging einen Japaner in einem Honda-gepowerten Auto fahren zu sehen. Doch die hoch angesetzten Titelambitionen der Honda-Chefetage verlangen nach zwei gleichwertigen und konstant punktenden Fahrern. Eine Ansicht, die Jenson Button mit seinem Teamboss Nick Fry, Sportdirektor Gil de Ferran und Technikdirektor Geoff Willis teilt und offen äußert.

Entsprechend schlecht stehen die Chancen für Taku San. Jedenfalls so lange Jenson Button in Brackley bleiben darf. "Die Situation ist ganz einfach", verriet Fry in Istanbul. "Wenn Jenson bleibt, dann gibt es kein Stammcockpit für Takuma. Um sich das auszurechnen, braucht man keinen Mathematiker."

Zwar lässt Fry dem Japaner die Möglichkeit offen in solch einer Situation als dritter Fahrer im Team zu verweilen, "aber das wäre dann ganz allein seine Entscheidung". Allerdings bleibt zu bezweifeln, dass Button und Barrichello den Japaner gerne als Testfahrer hinter sich hätten. Für diese Position gilt Anthony Davidson als die bessere und zuverlässigere Besetzung.

Eines ist sicher: Das Duo Button/Sato gehört der Vergangenheit an., Foto: Sutton
Eines ist sicher: Das Duo Button/Sato gehört der Vergangenheit an., Foto: Sutton

"Wenn Jenson aber geht", so Fry weiter, "dann gibt es keine Garantien. Wir haben zwei Fahrer die auf einem Level operieren und Takuma hat bis zum Saisonende Zeit dies unter Beweis zu stellen." Sato fährt in den letzten Saisonrennen also nicht nur um WM-Punkte für das Jahr 2005, sondern auch um seine Zukunft. "Wenn er es aber nicht schafft, dann müssen wir uns natürlich nach Alternativen umsehen."

Takuma möchte den Kampf um seine letzte B·A·R-Chance auf alle Fälle aufnehmen. "Hoffentlich kann ich bleiben. Ich freue mich schon darauf Rubens als Teamkollegen zu haben. Dafür werde ich alles geben", kündigte er an. "In dieser Saison hatte ich etwas Pech, also hoffen wir, dass ich ein Cockpit für das nächste Jahr bekomme."

Anthony Davidson: Der Brite

Aber selbst wenn Jenson Button das Team - gegen seinen wandlungsfähigen Willen - in Richtung Williams verlassen muss, steht Takuma nicht unbedingt auf der Pole Position für das zweite Cockpit. "Wir haben mit vielen Fahrern gesprochen", gab Fry zu. "Anthony gehörte natürlich dazu und er besitzt eine gute Chance."

Anthony ist die ewigen Testfahrten leid., Foto: BAT
Anthony ist die ewigen Testfahrten leid., Foto: BAT

Während der junge Brite außerhalb der grünen Insel kaum beachtet wird, wissen Insider seine Leistungen als Freitagstester im letzten Jahr durchaus hoch einzuschätzen. Auch die Tatsache, dass B·A·R Davidson im letzten Winter nicht für einen Williams-Test freigab, da man ihn möglicherweise 2006 als Stammfahrer benötigte deutet darauf hin, dass 'The Ant' durchaus Chancen auf das Cockpit hat.

"Ich bin jetzt an einem Punkt angekommen, an dem ich einfach nur noch Rennen fahren möchte", gibt sich Davidson nicht mehr mit einer Testfahrerrolle zufrieden. Am "einfachsten" wäre es für ihn als Teamkollege von Rubens Barrichello zum Stammpiloten befördert zu werden. "Ich kenne das Auto und das Team sehr gut und ich möchte hier bleiben. Aber wenn ich hier keine Chance bekomme, dann werde ich mir woanders eine suchen."

Die ersten Gespräche in diese Richtung wurden bereits mit Jordan/Midland geführt. "Sie waren eines der Teams, mit denen wir gesprochen haben." Mit Sportdirektor Adrian Burgess und dessen Vorgänger Trevor Carlin verbindet Anthony ohnehin seit gemeinsamen Formel 3 Zeiten eine guter Draht. "Wir haben aber auch mit BMW gesprochen", räumt Anthony ein.

Nick Heidfeld: Der Heißumworbene

Quick Nick hat viele Optionen für 2006., Foto: Sutton
Quick Nick hat viele Optionen für 2006., Foto: Sutton

B·A·R hat unterdessen Kontakt mit einem Noch-BMW-Piloten aufgenommen: Nick Heidfeld. "Es gab einige Gespräche mit Nick Heidfeld, aber wir haben mit einigen Fahrern gesprochen", so Fry, der gegenüber Autosport allerdings einen in deutschen Medien kolportierten Vorvertrag strikt dementierte.

Sollte Button tatsächlich zu Williams wechseln müssen und dort Heidfelds Platz an der Seite von Mark Webber einnehmen, wäre der Deutsche natürlich eine sehr gute Option um den frei gewordenen Sitz bei den Weißen auszufüllen. Allerdings wird Nick auch mit BMW/Sauber in Verbindung gebracht, weshalb in der Gerüchteküche derzeit für die drei Cockpits bei Williams, B·A·R und BMW genau die gleichen Namen gehandelt werden: Button, Heidfeld, Davidson - und vielleicht auch Sato.

Jenson Button: Der Favorit

Auch wenn es anders aussieht: Fry würde Jens gerne behalten., Foto: Sutton
Auch wenn es anders aussieht: Fry würde Jens gerne behalten., Foto: Sutton

Der "Fokus" von Nick Fry liegt derzeit aber ganz klar darauf Jenson Button dabei zu helfen in Brackley zu bleiben. "Sollte das nicht klappen, haben wir jede Menge Alternativen. Aber es sind Alternativen, die wir nicht berücksichtigen möchten. Wir möchten Jenson behalten."

Um dieses Ziel zu erreichen ist man mittlerweile nach der anfänglichen 'Wir halten uns da raus. Das ist allein Jensons Angelegenheit'-Haltung auch dazu bereit viel Geld auf den Tisch von Sir Frank Williams zu blättern.

"Wenn Williams zu uns kommen würde, um einen Deal abzuschließen, dann wären wir dazu bereit." Mit anderen Worten bedeutet dies: B·A·R respektive Honda wären bereit den Briten aus dem bestehenden Williams-Vertrag herauszukaufen. "Die endgültigen Details müssen zwischen Jenson und Williams geklärt werden, aber wenn wir helfen können, sind wir für alles offen."

Und obwohl Honda-Boss Yasuhiro Wada dies nicht als "den richtigen Weg" ansieht, würde er bei klaren Anzeichen aus Grove tief in die Tasche greifen. "Wenn Geld etwas ändern würde, dann müssten wir vielleicht darüber nachdenken. Aber so wie Williams es sagt, ist es keine Geldsache. Wenn sie über Geld verhandeln wollten, würden wir es vielleicht machen, aber das ist nicht der Fall."

Angesichts der schwierigen Zukunft des Williams-Teams, könnte ihnen eine kleine Finanzspritze aber durchaus entgegenkommen. Schließlich muss man 2006 erstmals wieder für die neuen Cosworth-Motoren bezahlen. Zudem verliert man mit BMW sowie möglicherweise HP wichtige Sponsorengelder, die nur schwer auszugleichen sein werden.